Unterstützung für arme Menschen durch Sozialbehörde und Jobcenter: In Wilhelmsburg können sich am Donnerstag 600 Hilfeempfänger:innen gegen Corona impfen lassen.
Die Stadt Hamburg weitet ihre Impfkampagne aus: Wer in Wilhelmsburg Leistungen vom Jobcenter bezieht, kann sich dort am Donnerstag impfen lassen. „Wir wollen mit den Schutzimpfungen besonders diejenigen schützen, die weniger Möglichkeiten haben, sich selbst zu schützen“, sagt Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD). Damit reagiert sie mit einem Modellprojekt auf Forderungen, arme Stadtteile bei den Impfungen besonders zu berücksichtigen.
Daten der Behörde zeigen: Die Coronapandemie trifft in Hamburg besonders arme Stadtteile. Allein in Wilhelmsburg wurden im ersten Jahr der Pandemie mehr als 3000 Infektionen gezählt. Seit Ende 2020 erkrankten 251 Menschen schwer, 43 starben. Im Vergleich: Nur etwa jede:r sechste Bewohner:in im Bezirk Mitte lebt in Wilhelmsburg. Aber fast jede:r dritte Coronatote in dem Bezirk zwischen November 2020 bis April 2021 stammt aus diesem Stadtteil.
600 Impfdosen extra für Wilhelmsburg
Die AG Kirchdorf, ein Netzwerk aus Schulen, Kitas, Jugendeinrichtungen und Beschäftigungsträgern im Süden Wilhelmsburg, hatte deswegen vor drei Wochen Alarm geschlagen und sich an den Senat gewandt. Sie forderte bis zu 3000 Impfdosen extra für ihren Stadtteil. Viele Menschen würden beengt wohnen, prekären Beschäftigungen nachgehen und kaum Möglichkeiten fürs Homeoffice haben. Bislang habe man aber lediglich ein Infomobil der Stadt gesichtet. „Das ist nett, aber viel zu wenig“, kritisierten die Mitglieder der AG.
Die Klagen hat die Sozialbehörde erhört. Bis zu 600 Hilfeempfänger:innen, die per Post angeschrieben wurden, können sich jetzt am Donnerstag ab 9 Uhr im Jobcenter-Standort Wilhelmsburg (Mengestraße 19) mit dem Einmal-Vakzin von „Johnson & Johnson“ impfen lassen. „Mit dem Angebot für Leistungsempfängerinnen und -empfänger wollen wir nun gezielt Personen ansprechen, die oft weniger Rückzugsmöglichkeiten haben“, sagt Senatorin Leonhard. Kathrin Schwarz von der AG Kirchdorf Süd wiederum begrüßt das zusätzliche Impfangebot. Man versuche jetzt möglichst viele Bewohner:innen zu informieren. „Es geht darum, dass wir als Jobcenter zusammen mit der Sozialbehörde Verantwortung für besonders benachteiligte Personengruppen in der laufenden Impfoffensive der Freien und Hansestadt Hamburg wahrnehmen“, ergänzt Jobcenterchef Dirk Heyden. „Wir freuen uns sehr über diese zusätzliche Chance für unseren Kundenkreis.“