Trotz Einführung der Mietpreisbremse vor sechs Jahren sind die Mieten in vielen Städten weiter stark gestiegen. In Hamburg legten Sie laut einer neuen Studie seitdem um 18 Prozent zu, in Berlin sogar um 51 Prozent.
Die gute Nachricht ist gerade mal eine Woche alt. Die Mieten in Hamburg sind 2021 nach vielen Jahren des Anstiegs erstmals leicht gesunken, fanden Schüler*innen des Gymnasiums Ohmoor heraus. Eine Trendwende in Sachen Mietenwahnsinn war das aber eher nicht: Der Mieterverein spricht von einer „Atempause“ aufgrund der Coronapandemie.
Und es lag sicher auch nicht an der Einführung der Mietpreisbremse vor sechs Jahren. Das bekräftigen Zahlen, die das Portal Immowelt nun vorgelegt hat. Demnach sind die Angebotsmieten in Hamburg seit 2015 um 18 Prozent angestiegen – obwohl die Inflation im gleichen Zeitraum um nur 8 Prozent zugelegt hat. Immowelt errechnete aus Hamburger Wohnungsangeboten eine aktuelle Durchschnittsmiete von 12,50 Euro pro Quadratmeter. Die Untersuchung des Gymnasiums Ohmoor ergab sogar einen durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 13,40 Euro. 2015, als die Mietpreisbremse eingeführt wurde, waren es laut Immowelt noch 10,60 Euro.
In vielen Städten steigen die Mieten sogar noch stärker
Hamburg kommt damit im bundesweiten Vergleich noch glimpflich davon: 29 Städte verzeichneten im gleichen Zeitraum Mietenanstiege von 20 Prozent oder mehr. Trauriger Spitzenreiter ist Berlin mit 51 Prozent Zuwachs, gefolgt von Heilbronn (40 Prozent) und Augsburg (38 Prozent).
Laut Mietpreisbremse dürfen Vermieter*innen bei Neu- oder Wiedervermietung von Wohnungen die Miete maximal 10 Prozent über die ortsübliche Vergleichsmiete anheben. Neubauten, umfassend sanierte und möblierte Wohnungen sind von dieser Regelung allerdings ausgenommen. Eine Studie im Auftrag der Hamburger Stadtentwicklungsbehörde hatte 2020 ergeben, dass die Mietpreisbremse den Anstieg sogar noch befeuert.
Der Mieterverein zu Hamburg fordert eine Verschärfung der bislang unwirksamen Mietpreisbremse. Im vergangenen Jahr hätte bei 89 Prozent der Anfragen über den Online-Mietencheck des Mietervereins der Verdacht eines Verstoßes gegen die Mietpreisbremse vorgelegen. Allerdings habe die rechtliche Handhabe gefehlt, diesen Verstoß zu ahnden, sagte Vereinschef Siegmund Chychla: „Ohne weitere Regulierung wird es auch künftig nur einen Weg für die Mieten geben: nach oben!“