Das städtische Winternotprogramm hat seit gestern länger geöffnet und schließt vormittags nun erst um 10 Uhr. Expert*innen gehen solche Schritte nicht weit genug.
Am Grundsatz ändert die Entscheidung der Sozialbehörde nichts: Jeden Morgen aufs Neue müssen die Obdachlosen die Großunterkünfte des städtischen Winternotprogramms auch in Zukunft verlassen. Allerdings dürfen die Nutzer*innen seit Montag etwas länger in den Unterkünften bleiben als bisher. Statt von 17 Uhr bis 9.30 Uhr, haben die drei Großunterkünfte nun von 15 Uhr bis um 10 Uhr geöffnet.
Als Grund für die erweiterten Öffnungszeiten nennt die Sozialbehörde die unbeständige Witterungslage und die Tatsache, dass viele Hilfsangebote und Tagesaufenthaltsstätten nicht in vollem Umfang zur Verfügung stünden.
Ganz neu ist diese Idee nicht: Bereits als das Winternotprogramm über den Sommer unter dem Namen Notunterbringungs- und Versorgungsprogramm (NUVP) weiterlief, galten zwischenzeitlich verlängerte Öffnungszeiten. Dazu kehrt man nun zurück.
Expert*innen fordern Einzelunterbringung
„Wenn das die einzige Antwort der Sozialbehörde auf die vielen Toten ist, dann wäre das ein Armutszeugnis.“– Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer
Die Behörde hatte zuletzt viel Kritik am Winternotprogramm einstecken müssen. Um den Jahreswechsel hatte es in Hamburg eine beispiellose Häufung von Todesfällen unter Obdachlosen gegeben. Innerhalb von sechs Wochen starben acht Menschen auf den Straßen. Weil viele Obdachlose die Sammelunterkünfte mit Mehrbettzimmern meiden, sehen Expert*innen aus Opposition und Wohnungslosenhilfe die Stadt in der Verantwortung, die Unterbringung von Obdachlosen zu verbessern – insbesondere im aktuellen Coronawinter. So zeigt sich Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer wenig überzeugt von der Maßnahme der Behörde: „Wenn das die einzige Antwort der Sozialbehörde auf die vielen Toten ist, dann wäre das ein Armutszeugnis.“
Auch Michael Edele betonte zuletzt, dass das bestehende Hilfesystem nicht ausreiche: „Angesichts der Pandemie und der widrigen Temperaturen benötigen wir kleine dezentrale Unterkünfte und eine Öffnung der Hotels“, sagte der Landesleiter der Caritas Hamburg vergangene Woche. Eine Forderung, die auch CDU und Linksfraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft erheben. Entsprechende Anträge wurden zuletzt aber abgelehnt.
Derweil betont die Sozialbehörde, dass ausreichend Kapazitäten im Winternotprogramm zur Verfügung stünden. Zuletzt hätten 635 Menschen das Winternotprogramm genutzt – gut 100 mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr.