Die Tagesaufenthaltsstätte Cafée mit Herz mietet sechs Wohnungen an, um Obdachlose unterzubringen. Die Wohnungen sollen ein Sprungbrett raus aus der Abwärtsspirale sein.
„Eine eigene Wohnung, mit eigenem Schlüssel – das gibt Würde und Selbstwertgefühl zurück, was für Obdachlose so wichtig ist“, beschreibt Jan Marquardt, Geschäftsführer des Cafée mit Herz, das geplante Wohnungsprojekt. Die Idee: Der Verein Cafée mit Herz mietet insgesamt sechs Wohnungen in zentraler Lage an. Diese Wohnungen überlässt der Verein dann – zeitlich begrenzt – Obdachlosen.
Eng begleitet von einer eigens für das Projekt angestellten Sozialarbeiterin, sollen die Bewohner*innen dort dann zunächst „ihre Papiere in Ordnung bringen“ und einen Job finden. Im Anschluss, so der Plan, sollen sie in eine eigene Wohnung ziehen. „Wir wollen mit diesem Projekt einen Hebel ansetzen, um die Endlosschleife der Obdachlosigkeit zu durchbrechen“, erklärt Marquardt gegenüber Hinz&Kunzt. Gemietet werden die Wohnungen ab September, ab Oktober sollen dann die ersten Bewohner*innen einziehen.
Möglich gemacht hat das Projekt eine Zusammenarbeit mit der Reimund C. Reich Stiftung, die den Kontakt zum Vermieter der Wohnungen hergestellt hat. „Das wird natürlich eine finanzielle Herausforderung für uns“, gibt Marquardt zu. Die Chance gleich sechs Wohnungen zu mieten, habe man sich aber nicht entgehen lassen können. Das komplett spendenfinanzierte Cafée mit Herz stemmt das Projekt mit eigenen Mitteln. Die Finanzierung für das erste Jahr ist bereits gesichert, für eine längerfristige Finanzierung sei man aber auf weitere Spenden angewiesen.
Fokus auf obdachlose Frauen
Ausgewählt werden die Bewohner*innen vom Team des Cafée mit Herz. Einzige Voraussetzung: „Die künftigen Gäste sollten kein aktuelles Alkohol- oder Drogenproblem haben.“ Das Projekt richte sich laut Marquardt sowohl an Menschen, „die schon ganz unten angekommen sind“, als auch an Menschen die sich gerade erst „auf der Rutsche nach unten“ befinden.
Ein besonderes Anliegen ist es Marquardt dabei, Frauen aus der Obdachlosigkeit zu helfen und so zu vermeiden, dass sie „in Zweckbeziehungen reinrutschen“. Eine der Wohnungen sei deshalb auch groß genug, um einer Frau mit zwei Kindern Unterkunft zu bieten. Für die anderen fünf Wohnungen ist eine Einzelbelegung geplant, alle Wohnungen seien aber auch groß genug für Paare.