Hotelbetten für Obdachlose :
Kraft und Ideen für die Zukunft schöpfen

Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer, Diakoniechef und Hinz&Kunzt-Herausgeber Dirk Ahrens und Kai Greve, stellv. Vorstandsvorsitzender der Alimaus (v.l.n.r.), ziehen eine positive Bilanz der Hotelunterbringung von Obdachlosen. Foto: Mauricio Bustamante

In den vergangenen drei Monaten haben Alimaus, Diakonie und Hinz&Kunzt 170 Obdachlose in Hotelzimmern untergebracht – als Schutz vor Corona. Die Organisatoren haben heute eine positive Bilanz gezogen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Presseaufgebot bei Hinz&Kunzt. Im Hof an der Altstädter Twiete in der Hamburger Innenstadt kamen am Montagvormittag zahlreiche Journalist*innen zusammen, um sich über die Bilanz der privaten Hotelunterbringung zu informieren. Diakoniechef und Hinz&Kunzt-Herausgeber Dirk Ahrens , Kai Greve, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Tagesaufenthaltsstätte Alimaus und Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer informierten über das Projekt.

Zur Erinnerung: Anfang April hatte die Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH jeweils 150.000 Euro an Hinz&Kunzt und die Alimaus gespendet. Ziel der Spende war es, Obdachlosen einen würdigen Schutz vor Corona zu ermöglichen. Hinz&Kunzt hatte sich entschieden, 50 Obdachlose in Hotels und Monteurszimmern unterzubringen – und zwar für drei Monate. Die Alimaus und die Diakonie vermittelten 119 Obdachlose in Einzelzimmer und konnten das finanzieren, weil sie noch zusätzliche Spenden bekamen.

In den Hotels wurden vor allem Obdachlose untergebracht, die Mehrbettzimmer in städtischen Unterkünften grundsätzlich meiden. Diese Obdachlosen wurden gezielt von Straßensozialarbeiter*innen angesprochen und ihnen wurde ein Zimmer im Hotel angeboten, erklärt Stepan Karrenbauer: „Niemand hat Nein gesagt.“ Während ihres Aufenthalts im Hotel wurden die Obdachlosen dann von den Straßensozialarbeiter*innen begleitet und etwa zu sozialrechtlichen Ansprüchen, medizinischen Fragen oder bei der Wohnungssuche beraten.

„Das Projekt zeigt, die Einzelunterbringung von wohnungslosen Menschen funktioniert!“– Dirk Ahrens, Diakoniechef und Hinz&Kunzt-Herausgeber

„Das Projekt zeigt, die Einzelunterbringung von wohnungslosen Menschen funktioniert! Sie ist weder kosten- noch personalintensiv, es braucht keinen Sicherheitsdienst und sie gelingt dank guter sozialarbeiterischer Betreuung“, sagt Dirk Ahrens: „Wir konnten Menschen erreichen, die sonst durch das Raster der städtischen Angebote gefallen wären.“

Perspektiven durch Ruhe

„Mich hat vor allem beeindruckt, wie sich die Menschen in den Hotels verändert haben“, sagt Kai Greve von der Alimaus. Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer pflichtet ihm bei und berichtet, wie wichtig es für die Obdachlosen ist, Ruhe und Zeit zu haben – auch um Grundbedürfnissen, wie etwa dem ungestörten Gang auf die Toilette oder unter die Dusche, nachzugehen: „Alle Verantwortlichen sollten sich die Frage stellen: ‚Was brauche ich selbst in einer Notsituation‘“, appelliert er und sagt weiter: „Wir hatten die Chance zu zeigen, dass funktioniert, was wir seit Jahren fordern: Einzelunterbringung!“

Erst durch die Ruhe im Einzelzimmer sei es vielen Bewohner*innen möglich gewesen, ihr Leben langsam zu sortieren. Und schon heute ist klar: Mindestens sechs Menschen konnte eine langfristige Unterkunft vermittelt werden, 5 Menschen arbeiten nun in sozialversicherungspflichtigen Jobs. Ein weiterer Erfolg: Über den gesamten Projektzeitraum kam es zu keinen bekannten Coronainfektionen.

Obwohl die Hotelunterbringung  am 30. Juni enden wird, blickt Landespastor Dirk Ahrens hoffnungsvoll in die Zukunft: „Mit dem heutigen Tag ist nicht einfach Schluss. Viele der Untergebrachten haben nun Perspektiven.“ Neben diesen individuellen Erfolgen wünschen sich die Verantwortlichen außerdem, dass das Projekt eine Signalwirkung entfalten wird. „Ich hoffe, dass die Erfahrungen die wir gemacht haben nachhaltig sind und wir daraus Kraft und Ideen für die Zukunft schöpfen“, sagt Stepan Karrenbauer.

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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