Coronahilfe  :
Mehr Plätze für Obdach- und Wohnungslose 

In der Jugendherberge an der Horner Rennbahn kann die Sozialbehörde jetzt erkrankte Bewohner*innen aus öffentlich-rechtlichen Unterkünften beherbergen. Foto: Bildarchiv Hamburg

Die Stadt Hamburg baut das Hilfssystem für Obdach- und Wohnungslose aus. Seit dieser Woche stehen 60 zusätzliche Plätze in einer Jugendherberge für Infizierte und Menschen bereit, die für zwei Wochen unter Quarantäne müssen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Mindestens 2000 Menschen lebten bislang auf Hamburgs Straßen. Weitere 33.000 hatten keine Wohnung und mussten deswegen in einer städtischen Unterkunft leben. Um diesen Menschen im Fall einer Infektion mit dem Coronavirus helfen zu können, hat die Sozialbehörde jetzt spezielle Schutzräume in der Jugendherberge an der Horner Rennbahn hergerichtet. In den vergangenen Wochen gab es Infizierte in 25 Einrichtungen, die zur Sicherheit aller Bewohner*innen in ihren jeweiligen Unterkünften isoliert wurden. „Jetzt können wir die Menschen in der Jugendherberge besser betreuen und auch Krankheitsverläufe beobachten“, sagt Behördensprecher Martin Helfrich.

Rund 650 Menschen nutzen die Corona-Notunterkünfte der Stadt

Die Unterkunft an der Horner Rennbahn ist bereits die dritte Einrichtung, die die Sozialbehörde wegen der Coronapandemie kurzfristig eröffnet. Zuvor entstanden Unterkünfte für obdachlose Frauen und Sexarbeiter*innen. Insgesamt leben dort inzwischen knapp 100 Menschen. Weiterhin offen für Schutzsuchende stehen die Notunterkünfte in der Kollaustraße und Friesenstraße, die ursprünglich zum Winternotprogramm der Stadt zählten. Die Nächte dort verbringen derzeit etwa 450 Obdachlose. Zudem leben noch knapp 100 weitere Obdachlose in Wohncontainern auf den Geländen von Kirchengemeinden, die ebenfalls ursprünglich zum Winternotprogramm zählten. Rechnet man alle obdachlosen und wohnungslosen Bewohner*innen zusammen, dann beherbergt die Stadt Hamburg aktuell rund 650 Menschen, die in Vorjahren im Frühjahr keine städtische Hilfe erhalten hatten.

Während sich in den Wintermonaten mehrere Obdachlose ein Zimmer in den Notunterkünften der Stadt teilen mussten, wurden die Belegungszahlen jetzt wegen Corona eingeschränkt. Laut Sozialbehörde schlafen inzwischen nur noch zwei, höchstens drei Personen in einem Raum. Trotzdem gibt es weiterhin ausreichend freie Betten.

Obdachlose im Hotel
„Ein bisschen wie bei Freunden“
Dank einer großzügigen Spende der Firma Reemtsma Cigarettenfabriken konnten Hinz&Kunzt, die Alimaus und die Diakonie Obdachlose in Hotelzimmern unterbringen. Wir haben die Hotelgäste im Bedpark im Schanzenviertel besucht.

Ein Zimmer nur für sich alleine haben nur rund 150 Obdachlose, die von Diakonie, Caritas, Hinz&Kunzt und anderen sozialen Trägern in Hotels untergebracht werden. Sie werden von Sozialarbeiter*innen der einzelnen Träger betreut.

Solch eine engmaschige Betreuung ist in Großunterkünften wiederum kaum möglich. Um eventuelle Krankheitsausbrüche rechtzeitig zu entdecken, stellt die Sozialbehörde deswegen inzwischen sicher, dass sogar in den Notunterkünften für Obdachlose täglich eine medizinische Versorgung durch Ärzte oder Rettungssanitäter besteht. Ein wichtiges Angebot vor allem für die zahlreichen Obdachlosen, die nicht krankenversichert sind.

Wie lange die zusätzlichen Unterkünfte geöffnet bleiben, ist unklar. Gesichert ist das nur bis Ende Mai. Über eine Fortführung des Hilfsprogramms würde man von Woche zu Woche entscheiden, heißt es aus der Behörde. Sollte die Gefährdung durch den Virus hoch bleiben, werden auch die Unterkünfte nicht schließen.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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