Hamburgs Clubs haben geschlossen, Festivals fallen in diesem Sommer aus. Wir sprachen mit Lilia Ohls vom Clubkombinat Hamburg über Unterstützung für die Musikszene in Zeiten von Corona.
Hinz&Kunzt: Frau Ohls, seit Anfang April präsentiert das Clubkombinat auf einer Streaming-Plattform Konzerte aus unterschiedlichen Hamburger Clubs. Ist das Schmerzlinderung für Musikliebhaber*innen oder eine neue Kulturform in Zeiten von Corona?
Lilia Ohls: Beides. Wir bringen den Leuten, die jetzt nicht auf Konzerte gehen können, die Musik auf neue Weise ins Wohnzimmer. Und das ist auch Schmerzlinderung – nicht nur für Clubgäste, sondern auch für die Künstler*innen, die jetzt nicht so viel zu tun haben wie vor dem Ausbruch der Pandemie. Und das Tolle ist: Das Format kommt gut an!
Sie rufen unter dem Motto „S.O.S. – Save Our Sounds“ zu Spenden für die Hamburger Clubszene auf. Wie ist die Resonanz?
Sehr gut. Es ist schön zu sehen, dass die Solidarität ziemlich groß ist. Viele sagen sich: Das Geld, das ich normalerweise für ein Konzert und Getränke ausgegeben hätte, spende ich jetzt, in der Hoffnung, dass ich irgendwann wieder in Musikclubs gehen kann.
Der Kultursenator hat den Clubs 1,5 Millionen Euro Soforthilfe zugesagt. Reicht das?
Bis Ende Juni müssen Theater, Museen und Musikclubs mindestens noch geschlossen haben, heißt es in einer neuen Verordnung der Stadt. Bis dahin wird das Geld auf jeden Fall nicht reichen. 1,5 Millionen Euro klingen im ersten Moment gut. Aber bei den vielen Kulturstätten und Clubs, die es in Hamburg gibt, bleibt für die einzelnen nicht viel.
Was kann noch helfen, außer Geld?
Lilia Ohls
Aufklärung. Manche denken: „Clubbesitzer machen doch so viel Geld, wieso betteln die jetzt um Spenden und bekommen auch noch Hilfe von der Stadt? Da gibt es andere, die die dringender benötigen!“ Was diese Menschen nicht wissen: Bei den meisten, die in der Clubszene arbeiten, steckt vor allem Leidenschaft hinter dem, was sie tun – und wenig Geld.
Manche fürchten, die Krise werde bei Veranstalter*innen dazu führen, dass die Großen die Kleinen schlucken.
Ich habe eher die Sorge, dass es kleine, unabhängige Musikfestivals nicht mehr geben könnte. Deren Erfolg beruht auf viel Freiwilligenarbeit und wenig Werbung. Wenn Menschen infolge der Krise finanziell und psychisch ausbrennen, können sie nicht helfen wie zuvor.
Nicht nur Clubs, auch Künstler*innen leiden darunter, dass ihnen von heute auf morgen eine wichtige Einnahmequelle weggebrochen ist. Wie kann Solidarität mit ihnen aussehen?
Was immer geht: Sie können bei den Bands online ihre Musik erwerben und so auch die Labels unterstützen. Auch unsere Streams helfen den Künstler*innen: Sie bieten ihnen eine Plattform, und von den Spenden, die wir für die Konzerte bekommen, wird ein Teil auf jeden Fall auch an sie gehen.
Bitte spenden Sie
Die Mai-Ausgabe von Hinz&Kunzt erscheint wegen der Corona-Pandemie erstmals nur digital. Sie können Sie gratis lesen oder uns auch etwas spenden, damit Hinz&Kunzt auch in Zukunft Hilfe leisten kann. Danke für Ihre Solidarität.