Hotelzimmer, neue Unterkünfte, Lebensmittelspenden: Weil Menschen auf der Straße von den Auswirkungen der Corona-Pandemie besonders hart getroffen werden, starten immer mehr Städte in Europa spezielle Hilfsangebote für Obdachlose.
Londons Bürgermeister zeigt demonstrativ Solidarität: „Obdachlose haben ohnehin ein schwieriges und unsicheres Leben. Ich bin entschlossen, alles mir Mögliche zu tun, um ihnen den bestmöglichen Schutz zukommen zu lassen“, erklärte Sadiq Khan am 21. März – und kündigte 300 Hotelbetten speziell für Menschen von der Straße an. Diese habe die Stadt für zwölf Wochen in zwei Hotels gebucht, damit Obdachlose sich dort in eigene vier Wände zurückziehen könnten. Taxifahrer*innen hätten sich bereiterklärt, den Transport der Betroffenen zu organisieren, die britische Regierung unterstütze die Aktion, heißt es in einer Erklärung der Stadtverwaltung.
„Obdachlose haben ohnehin ein unsicheres Leben.“– Sadiq Khan, Bürgermeister von London
Auch in Frankreich haben die Behörden Hotelzimmer für Obdachlose angemietet. Laut Stadtverwaltung stehen allein im Großraum Paris 1500 Betten bereit, vor allem für Familien mit Kindern. Zudem sollen bis zu 14 Gymnasien Menschen von der Straße ein Dach über dem Kopf und sanitäre Anlagen bieten. Landesweit will die Regierung außerdem Turnhallen zu Notunterkünften umrüsten. Es gehe darum, „denen ein Obdach zu geben, die immer noch draußen leben“, erklärte der französische Minister für Wohnungsbau Julien Denormandie. Zuvor hatten Medien gemeldet, dass Polizist*innen in mehreren Städten Bußgelder gegen Obdachlose verhängt hatten, weil diese sich nicht an die landesweite Ausgangssperre hielten.
Im spanischen Madrid hat die Stadtverwaltung in einem Messepavillon 150 Feldbetten für Obdachlose und Sanitäranlagen aufstellen lassen. Hier sollen Menschen Schutz finden, die keine Krankheitssymptome zeigen. Bei Bedarf könne die Kapazität auf 600 Betten erhöht werden, so ein Radiobericht. Weil in Spanien ebenfalls Ausgangssperre herrscht, stehen Obdachlose dort verschärft vor der Frage, wo sie Schutz und Hilfe finden können. Laut eines ZDF-Berichts hat die Regierung angekündigt, im ganzen Land täglich an bestimmten Punkten Hygieneartikel, Lebensmittel und Getränke zu verteilen. Dort sollen sich Obdachlose auch die Temperatur messen lassen und informieren können.
In Berlin kündigte der dortige Senat einen „sozialen Rettungsschirm“ für Obdachlose an: Zwei ganztägig geöffnete Unterkünfte mit insgesamt 350 Betten sollen in den kommenden Tagen bereitgestellt werden. 200 Plätze wird eine Jugendherberge bieten, die die Stadt anmieten will. Weitere 150 entstehen durch die Herrichtung einer Übernachtungsstätte, die derzeit noch als Erfrierungsschutz im Rahmen der Kältehilfe dient. Laut Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) beinhaltet das neue Angebot „dauerhafte Plätze in Zimmern, hauptamtliche Sozialarbeitende, medizinische und psychologische Beratung“. Zudem will die Stadt abgetrennte Quarantäne-Bereiche für Corona-Infizierte schaffen. Bei Bedarf werde es „weitere Plätze in weiteren Unterkünften geben“, erklärte der Berliner Senat.
Bitte spenden Sie
Die April-Ausgabe von Hinz&Kunzt erscheint wegen der Corona-Pandemie erstmals nur digital. Sie können Sie gratis lesen oder uns auch etwas spenden, damit Hinz&Kunzt auch in Zukunft Hilfe leisten kann. Danke für Ihre Solidarität.