Der Hamburger Kältebus trifft immer öfter auf kranke und pflegebedürftige Obdachlose. In den ersten sechs Wochen des Winters riefen die Fahrer 14 mal den Notruf. Insgesamt transportierten sie 169 mal Obdachlose in Notunterkünfte.
Die Nachfrage nach dem Kältebus der Alimaus, der seit November wieder jeden Abend Obdachlose in die Hamburger Notunterkünfte fährt, wird immer größer. In einer ersten Zwischenbilanz nach 45 Nächten kommt das Projekt auf insgesamt 169 Transporte von Anfang November bis zum 15. Dezember – also fast vier Menschen pro Abend, die mithilfe der Ehrenamtlichen einen Unterkunftsplatz bekamen. Zum Vergleich: Zu Projektbeginn waren es in den drei Monaten von Anfang Januar bis Ende März 179 Transporte.
Anrufe kommen laut Alimaus von Passanten, aber auch von Polizei, Feuerwehr – und immer häufiger wie beim Berliner Vorbild auch von Krankenhäusern, die Obdachlose entlassen. Das sei seit Anfang November elf mal passiert, sagt Alimaus-Leiterin Christiane Hartkopf gegenüber Hinz&Kunzt. „Meistens am späten Abend, um 22 oder 23 Uhr. Man muss das ja aber als Fürsorge werten“, sagt Hartkopf. Andere Krankenhäuser würden den Kältebus nicht anrufen und direkt auf die Straße entlassen. Bereits im vergangenen Mai hatte der Leiter der Krankenstube für Obdachlose, Torsten Eikmeier, gegenüber Hinz&Kunzt beklagt, Obdachlose ohne Krankenversicherung würden „in den Krankenhäusern nur eine Notversorgung“ bekommen.
Das merkt nun offenbar auch das Kältebus-Team: Zwei der Obdachlosen, die frisch aus dem Krankenhaus entlassen worden waren, sind laut Hartkopf in einem so schlechten Zustand gewesen, dass die Ehrenamtlichen sie direkt wieder ins Krankenhaus gebracht hätten. „Einer bekam auf dem Weg vom Krankenhaus zum Bus einen Krampfanfall“, berichtet Hartkopf. „Ein anderer hatte völlig durchgesiffte Verbände und konnte sich kaum mehr aufrecht im Rollstuhl halten.“
Insgesamt mussten die Ehrenamtlichen Kältebus-Fahrer seit Anfang November 14 mal den Notruf wählen, weil die Obdachlosen, zu denen sie gerufen wurden, gesundheitlich in schlechtem Zustand waren. Auch würden immer mehr Menschen mit Behinderungen oder Pflegebedarf das Team „vor immer größere Herausforderungen“ stellen, heißt es in der Zwischenbilanz.