Seit Jahren leben Cristina (48) und Costel (50) in einem Zelt, das sie abends im Stadtgrün aufschlagen. An ihrem bisherigen Schlafplatz in einem Altonaer Park kassierten sie einen Platzverweis. Doch ohne Jobs finden sie keine Wohnung.
Eine Dusche zu finden ist schwer, zur Ruhe kommen auch – besonders, wenn es regnet. „Unsere Sachen sind alle nass“, sagt Cristina. Die Hinz&Künztlerin aus Rumänien spricht für sich, ihren Mann Costel, ihren Sohn und ihren Neffen. Seit mehreren Jahren übernachten die vier gemeinsam im Park und versuchen, sich mit Zeitungsverkauf oder Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. „Wir sind sehr müde“, sagt Cristina. Ihr Mann habe Diabetes. Trotzdem gebe es oft außer Brot nichts zu essen. Cristina deutet auf ihren Magen. Gut bekomme ihnen das nicht.
„Wir wollten keinen Ärger und sind gleich weggegangen.“– Cristina, Hinz&Künztlerin
Am 1. Juli bekam die Gruppe, zu denen damals noch zwei Frauen gehörten, Besuch von einer Sozialarbeiterin und Mitarbeitern des Altonaer Bezirksamts. „Die Frau war sehr nett“, erzählt Cristina. Die Nachricht war trotzdem deutlich: Platzverweis. Die Gruppe musste ihren Schlafplatz abbauen, weil sich Anwohner beschwert hatten. Wie das Bezirksamt erläutert, war die Stelle in einer Grünanlage am Rande der Bahntrasse zwischen Bahrenfeld und Altona von der Bahn aus einsehbar. Auch von der gegenüberliegenden Schule habe man die Obdachlosen sehen können.
„Wir wollten keinen Ärger und sind gleich weggegangen“, sagt Cristina. Das Bezirksamt bestätigt das. Man sei gut ins Gespräch gekommen, sagt die Sozialarbeiterin, die bei dem Treffen dabei war. Es war nicht das erste Treffen: Schon im vergangenen Jahr musste die Gruppe ihren Schlafplatz nach einer Anwohnerbeschwerde räumen. Im Winter verbrachten die Rumänen einige Nächte in der lediglich mit Sitzplätzen ausgestatteten Wärmestube, an die Menschen vermittelt werden, die keinen Platz im Winternotprogramm bekommen.
Ohne Arbeit keine fachliche Hilfe bei der Wohnungssuche
Bei dem Platzverweis am 1. Juli wurde die Gruppe nach Angaben der Sozialarbeiterin über sämtliche städtische Hilfsangebote für Obdachlose ausgestattet. Auch ein Faltblatt mit Tipps in verschiedenen Sprachen, unter anderem Rumänisch, hätten sie erhalten. Nachdem Cristina und Costel angaben, Hinz&Kunzt-Verkäufer zu sein, erhielten sie den Tipp, auch hier Hilfe zu suchen.
Inzwischen sind die beiden mit Irina Mortoui verabredet, der rumänischsprachigen Sozialarbeiterin von Hinz&Kunzt. Der Weg aus der Obdachlosigkeit ist für die beiden jedoch nicht einfach. Ohne eine feste, vertraglich gesicherte Arbeit haben sie keinen Anspruch auf Hilfe vom Jobcenter. „Das ist ihre einzige Chance“, erläutert Irina Mortoui. Vorerst schlagen Cristina und Costel weiterhin Abend für Abend ihr Zelt auf und räumen früh morgens wieder auf, um niemanden zu stören.