Eintrittskarten für die Séparées im Millerntor-Stadion kosten richtig viel Geld. Kein Hinz&Künztler könnte sie sich leisten. Deshalb lud das Präsidium des FC St. Pauli in die Vereinsloge ein: Ein Ausblick auf unser neues Sondermagazin.
„Das sieht schon geil aus“, sagt Reiner und wirkt total andächtig. Zwar ist der St.-Pauli-Fan ständig am Millerntor, aber einen Kick von der Vereinsloge des Kiezclubs aus erleben zu dürfen – das ist für den Hinz&Künztler etwas ganz Besonderes.
Sechs Karten für das Heimspiel gegen Erzgebirge Aue hat das FCSP-Präsidium spendiert. Christiane Hollander kam einfach so auf Hinz&Kunzt zu und fragte, ob ein paar Teammitglieder und Verkäufer Lust hätten, ihre Gäste zu sein. Was für eine Frage! Die Hinz&Künztler Reiner, Norbert, Hristo und Peter sowie Jonas Füllner und Annette Woywode aus der Redaktion ließen sich nicht zweimal bitten.
„Cool, hier kann man schön von oben runtergucken.“– Peter, Hinz&Künztler
Das „Séparée 32“ im 4. Stock der Haupttribüne ist schön schummrig gestaltet in sattem Rot und Schwarz. An der einen Wand hängt ein Flachbild-TV, auf der anderen prangt ein halbierter Jolly Roger. Das Vereinswappen bildet dessen andere Hälfte. Daneben die Stadionsilhouette in Graffiti-Optik und die kämpferische Ansage „Wir bleiben unabhängig“.
Um die trashige Athmo zu vervollkommnen, sind die großen Fenster zum Stadioninnenraum mit schwarz-rotem Tape eingefasst. Durch eine Glastür geht’s raus zu einer Reihe braun gepolsterter Sitzplätze. Weil das Geländer vor diesen Sitzen ebenfalls mit Klebeband umwickelt ist und sich so von dem aller anderen Séparées unterscheidet, könnte heute jeder im Stadion die Hinz&Künztler entdecken und winken. „Cool, hier kann man schön von oben runtergucken“, sagt Hinz&Künztler Peter bewusst doppeldeutig und grinst.
St. Pauli-Sondermagazin
Cool ist auch der kleine Tresen, hinter dem eine freundliche Servicekraft den Hinz&Künztlern gleich etwas zu essen und zu trinken anbietet – aufs Haus. Die aber sind zu schüchtern, für sich Spaghetti mit Shrimps oder etwas anderes Ausgefallenes zu ordern. Vielleicht schmeckt ihnen ’ne reelle Currywurst auch einfach besser. Die kommt müllvermeidend in einer Porzellanschüssel, die einer Pommes-Pappschale nachempfunden ist. An Alkohol trauen sich die wenigsten ran. Peter eh nicht, er ist trockener Alkoholiker und trinkt nur Kaffee. „Aber der wurde mir ja gebracht“, sagt er und freut sich. Schmeckt gleich doppelt gut.
Auch Norbert rührt keinen Tropfen Alkohol an, und das, obwohl der Hinz&Künztler aus Angst vor Entzugserscheinungen Bier mit ins Stadion nehmen wollte. Dass das verboten ist und er sich einfach kostenlos ein Pils hätte bestellen können, wusste er nicht. So musste er die Dosen am Eingang aus dem Rucksack nehmen. Seine Stimmung ist trotzdem ungetrübt: „Sehr gemütlich und angenehm“, findet er die Atmosphäre und nimmt einen Schluck Kaffee.
Hinz&Künztler mit Handschlag begrüßt
Besonders positiv ist für Norbert aber, dass „die Leute aus dem Präsidium gleichmäßig nett sind – zu uns und zu allen anderen.“ Für den 39-Jährigen, der in einem Kinderheim in der Slowakei groß geworden ist und in Hamburg lange Platte gemacht hat, ist das keine Selbstverständlichkeit. Auch dass Oke Göttlich, Ewald Lienen und Christiane Hollander die Gäste mit Handschlag begrüßen und sich das Spiel gemeinsam mit ihnen anschauen, kommt bei ihnen gut an.
Hätte St. Pauli das Spiel gewonnen, wäre es ein rundum gelungener Nachmittag gewesen (Endstand: 1:2). So gab es leider einen Wermutstropfen. Die Hinz&Künztler wären natürlich lieber Glücksbringer gewesen. „Schön, dass es euch trotzdem gefallen hat“, sagt Christiane Hollander zum Abschied. „Uns war wichtig, euch mit dieser Einladung zu sagen: Ihr gehört zu uns.“