Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Schnee und Schneeverwehungen. Trotzdem öffnet die Stadt das Winternotprogramm weiterhin nicht ganztags und für alle. Einziges Zugeständnis bislang: Die Obdachlosen dürfen zwei Stunden eher rein und zwei Stunden länger bleiben.
Der städtische Unterkunftsbetreiber fördern und wohnen (f&w) reagiert auf die frostigen Temperaturen, die das Hoch „Hartmut“ derzeit nach Hamburg bringt – wenn auch nur zögerlich: Die Öffnungszeiten im Winternotprogramm wurden erstmals etwas ausgeweitet.
Am Sonntag öffneten die Notunterkünfte statt um 17 Uhr bereits um 15 Uhr. Menschen im Rollstuhl hätten sogar den ganzen Tag in den Unterkünften bleiben können, teilt f&w-Sprecherin Susanne Schwendtke auf Hinz&Kunzt-Nachfrage mit.
Wir beobachten die Wetterlage– Susanne Schwendtke, f&w-Sprecherin
Ob es in den kommenden Tagen bei den verlängerten Öffnungszeiten bleibt, ist allerdings unklar: „Wir beobachten die Wetterlage“, sagt Schwendtke. Die Obdachlosen würden jeweils morgens erfahren, um wie viel Uhr am Nachmittag geöffnet wird.
Ganztags bleibt das Winternotprogramm weiter dicht – und nicht alle dürfen es nutzen
Für mindestens vier Stunden am Tag werden die Obdachlosen somit weiterhin raus in die Kälte geschickt. Dabei sollen die Temperaturen laut Vorhersagen bis Freitag nicht über den Gefrierpunkt klettern. Hinz&Kunzt hatte bereits Ende vergangenen Woche Alarm geschlagen und eine sofortige Öffnung des Winternotprogramms für alle unabhängig von ihrer Herkunft eingefordert.
Denn neben der fehlenden Tagesöffnung gibt es ein weiteres Problem: 124 Obdachlose wurden in diesem Winter an den Schlafstätten abgewiesen. Es handelt sich um Osteuropäer, die im Herkunftsland eine Unterkunft haben. Dorthin sollen sie nach Vorstellung der Sozialbehörde zurückzukehren – die Diakonie kritisierte diese „Zweiklassen-Gesellschaft“ scharf. Nach Angaben von Straßensozialarbeitern bleiben viele der Betroffenen jedoch in Hamburg.
Jeder, der Schutz sucht, muss Schutz erhalten– Stephan Karrenbauer, Hinz&Kunzt
Die Stadt Hamburg hat für die abgewiesenen Obdachlosen einen Aufenthaltsraum in Hohenfelde geöffnet. Darin gibt es Stühle, jedoch keine Betten. Im Regelfall müssen die Obdachlosen das Gebäude um 7 Uhr verlassen. Viele der Osteuropäer schlafen weiterhin in Parks und unter Brücken.
„Bei den Temperaturen ist es allerdings draußen lebensgefährlich“, warnt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Menschen von den Unterkünften abzuweisen, sei daher unverantwortlich. „Jeder Mensch, der Schutz sucht, muss auch Schutz erhalten.“