Neun Jahre nach der letzten Zählung will die Stadt im kommenden Frühjahr die Zahl der Hamburger Obdachlosen erheben. Hinz&Kunzt begrüßt den Vorstoß und fordert einen Hilfeplan für alle Obdachlosen.
Wie viele Obdachlose es in Hamburg gibt, lässt sich nur schätzen, denn verlässliche Zahlen gibt es nicht. Die letzte amtliche Statistik stammt aus dem Jahr 2009. Damals zählte der Senat 1029 Obdachlose in Hamburg. Inzwischen sind es nach einer Schätzung der Diakonie 2000 – oder sogar noch mehr. Doch der Senat verweist immer wieder auf die alten Zahlen, Oppositionsanträge auf eine neue Erhebung scheiterten in der Bürgerschaft wiederholt an der rot-grünen Mehrheit.
Nun kommt Bewegung in die Sache: Die Sozialbehörde bereitet eine neue Zählung vor. Sie soll im kommenden März im Rahmen eines so genannten Lebenslagenberichts durchgeführt werden. „Wie die Erhebung konkret aussieht, wie sie abläuft, was erhoben werden kann – das alles steht noch nicht fest“, sagt Behördensprecher Marcel Schweitzer gegenüber Hinz&Kunzt. Das Hamburger Abendblatt berichtet, dass ein externer Dienstleister mit der Studie beauftragt werden soll. Der Auftrag sei europaweit ausgeschrieben worden.
Hinz&Kunzt fordert Hilfeplan für alle Obdachlosen
„Die Zählung könnte dabei helfen, Lösungen für die Menschen zu finden, die auf Hamburgs Straßen verelenden.“– Stephan Karrenbauer
Hinz&Kunzt sieht der Untersuchung mit gemischten Gefühlen entgegen. „Man kann den Menschen auf der Straße langfristig nur helfen, wenn man ihre Probleme genau kennt“, sagt Hinz&Kunzt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. Jedoch kommt der Vorstoß zu einer Zeit, in der die Stadt eine Spaltung der Obdachlosen vorantreibt: Während die Unterkünfte für Menschen mit Anspruch auf Sozialleistungen endlich ausgebaut werden, erhalten manche Osteuropäer nicht einmal mehr Zugang zum städtischen Erfrierungsschutz im Winternotprogramm. „Ich fürchte, die neue Untersuchung könnte als Rechtfertigung für die Vertreibung von bestimmten Obdachlosen genutzt werden“, sagt Sozialarbeiter Karrenbauer.
Stattdessen sollten die Erkenntnisse besser dafür genutzt werden, einen Hilfeplan auch für diejenigen Obdachlosen zu erstellen, die hier keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Karrenbauer: „Die Zählung könnte dabei helfen, Lösungen für die Menschen zu finden, die auf Hamburgs Straßen verelenden.“