Einmal kreuz und quer durch Europa will der ehemalige Obdachlose Johannes aus Linz in Österreich wandern. Auf seinem Weg Richtung Skandinavien machte er die vergangenen Tage Station in Hamburg.
Bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren ist Johannes zu Fuß von Linz in Österreich nach Hamburg gewandert. Damals machte der heute 67-Jährige ebenfalls eine mehrtägige Pause in Hamburg. Bei einem Kaffee berichtete der Verkäufer der Straßenzeitung Kupfermuckn im Hinz&Kunzt-Vertriebsraum von seinem ehrgeizigen Ziel: 42.000 Kilometer wolle er wandern. Kreuz und quer durch Europa.
Doch 2014 musste Johannes seine Wanderung abbrechen. Er habe sich nicht gut gefühlt, berichtet er jetzt bei seinem zweiten Besuch im Hinz&Kunzt-Vertriebsraum. Ärzte diagnostizierten schließlich Lungenkrebs bei ihm. „Ich hatte Glück und habe den Krebs mit einer Chemotherapie besiegt“, sagt er und strahlt über das ganze Gesicht. „Jetzt will ich im zweiten Anlauf die Wanderung schaffen.“
Wandern ist mein großes Glück– Johannes
Seit dem 15. Oktober 2016 ist der gebürtige Österreicher wieder unterwegs. Lebensmittel und gelegentlich ein Bett in einem Hostel finanziert er sich durch eine kleine Rente, die er erhält. Seine Wanderung habe ihn die Donau entlang bis nach Ungarn geführt, erzählt er. Anschließend spazierte er weiter durch die Slowakei und Tschechien. Bevor Johannes schließlich weiter gen Norden wanderte, pausierte er noch mal in Linz für wenige Tage.
Übernachtung im Fünf-Sterne-Hotel
Von dort aus ging er weiter zum Bodensee, folgte später dem Flusslauf der Saale bis zur Elbe. Er machte Abstecher nach Leipzig und Dresden. Und hatte Glück: Ein Ehepaar schenkte dem 67-Jährigen eine Übernachtung in einem Fünf-Sterne-Hotel in der sächsischen Landeshauptstadt. Gut erholt sei er schließlich Richtung Hamburg aufgebrochen, sagt Johannes.
Das Wandern sei sein großes Glück, sagt der Österreicher. Er würde sich gerne treiben lassen, Neues entdecken und nicht mehr festgeschriebenen Routen folgen. Ein Bruch mit seinem früheren Leben, als der Fernfahrer Frachten von A nach B manövrierte.
Immer größere Teile seines Lebens hätten sich in seinem LKW abgespielt. Am Ende hatte er keine Wohnung mehr, sondern sein Zuhause war die Fahrerkabine. Als er dann seinen Job verlor, sei für ihn eine Welt zusammengebrochen, sagt Johannes. „Ich habe mich geschämt und bin nicht einmal zum Amt, um mich arbeitslos zu melden“, erinnert sich der Österreicher. So landete er schließlich auf der Straße.
Früher fuhr er LKW
Elf Jahre verbrachte Johannes auf der Straße. Aber mit der Unterstützung durch die Straßenzeitung Kupfermuckn in Linz habe er allmählich wieder Mut gefasst. Seit einem Jahr hat er jetzt auch endlich wieder eine Wohnung. „Trotz der Wanderung gebe ich die nicht mehr auf“, sagt Johannes. „Wenn es mir gesundheitlich doch noch mal schlechter geht, kann ich mich dorthin zurückziehen und erholen.“
Auch mit dem Amt, dass ihn jahrelang schikaniert habe, hat der 67-Jährige inzwischen seinen Frieden gemacht. „Ich bekomme jetzt ohne Murren meine Rente und zeige nach der Reise meiner Sacharbeiterin einfach meine Fotos“, sagt Johannes und lacht. „Es geht mir viel besser, trotz der gesundheitlichen Rückschläge.“
Am Wochenende will Johannes wieder aufbrechen. Richtung Brunsbüttel. In Dithmarschen geht es dann weiter nach Dänemark. „Da war ich noch nie“, sagt Johannes. Weil dann auch der Winter naht, geht es anschließend weiter in den Süden. „Niederlande, Belgien und dann immer weiter bis nach San Sebastian auf den Jakobsweg“, listet Johannes seine weiteren Ziele auf. Das wird einige Monate in Anspruch nehmen und soll schließlich längst nicht das Ende sein.
Er würde gerne noch weiter über Italien bis in die Karpaten und im Sommer dann irgendwann noch mal richtig weit in den Norden: durch Finnland bis zum Polarkreis und dann zurück über Schweden. Johannes will noch viele Sehenswürdigkeiten und beeindruckende Landschaften entdecken. Jetzt aber geht es für ihn erst einmal nach Brunsbüttel. Keine Weltstadt, aber Johannes freut auf den Schnittpunkt zwischen Meer, Elbe und Nord-Ostsee-Kanal.