Dass das Winternotprogramm für Obdachlose im vergangenen Jahr nicht ausgelastet war, ist für die Diakonie „kein Grund zur Freude, sondern ein Alarmzeichen“. Die Sozialbehörde hatte sich damit gerühmt.
„Die zur Verfügung gestellten Plätze reichten aus“: Das Fazit der Sozialbehörde nach dem Winternotprogramm für Obdachlose klingt eigentlich positiv. Dennoch übt die Diakonie nun scharfe Kritik daran. „Die vergleichsweise geringere Auslastung des Winternotprogramms ist leider kein Grund zur Freude, sondern ein Alarmzeichen“, sagt Dirk Hauer, Leiter des Fachbereichs Migration und Existenzsicherung beim Diakonischen Werk Hamburg.
Der Hintergrund: Erstmals hatte die Sozialbehörde im vergangenen Winter vorwiegend rumänischen Obdachlosen den Zutritt zum Winternotprogramm verwehrt und zur Rückreise ins Heimatland gedrängt, wenn sie dort „Selbsthilfemöglichkeiten“ oder ein Wohnung hatten.
Das kommende Winternotprogramm sollte wieder allen Obdachlosen offenstehen– Dirk Hauer521 EU-Bürger nutzten das Ticket auf Staatskosten – viele kamen jedoch wegen der bitteren Armut im Herkunftsland wieder zurück und übernachteten in Hamburg auf der Straße. Das merkte auch die Bürgerschaftsabgeordnete Franziska Grunwaldt (CDU) in einer Stellungnahme zu den Behördenangaben an.
„Das Winternotprogramm ist ein anonymer und niedrigschwelliger Erfrierungsschutz für alle obdachlosen Menschen, egal woher sie kommen“, betont Dirk Hauer. Deswegen müsse das kommende Programm wieder allen Menschen offenstehen. „Damit niemand auf Hamburgs Straßen erfriert, weil er obdachlos ist.“
Auch Hinz&Kunzt und CDU kritisieren Sozialbehörde
Die Sozialbehörde hatte am Montag bekannt gegeben, dass so viele Obdachlose wie nie zuvor aus dem Winternotprogramm heraus in dauerhafte Unterkünfte vermittelt worden waren. Hinz&Kunzt hatte das begrüßt, jedoch ebenfalls kritisiert, dass viele Obdachlose vom verbesserten Hilfsangebot der Stadt ausgeschlossen worden waren. Die CDU forderte die Behörde auf, auch während des Sommers verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, um Obdachlose in Unterkünfte zu vermitteln.