Er gehörte zum Kiez, jeder kannte dort Hinz&Künztler Peter. Im April ist er gestorben. Mit einem Trauermarsch am 30. Mai über seinen Kiez wollen Freunde, Weggefährten und Nachbarn an ihn erinnern.
Am 21. April starb Hinz&Künztler Klaus-Peter Kuhn, genannt Peter, mit 67 Jahren. Er war gestürzt und hatte sich eine schwere Kopfverletzung zugezogen. Zwei Tage später erlag der Hinz&Künztler im Krankenhaus seiner Verletzung.
Peter verkaufte seit Februar 2002 in den Restaurants und Läden auf St. Pauli, war ein fester Teil des Kiez. „Er hat dazu gehört“, erinnert sich Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer, „sogar im Doll House hat er seine Zeitungen verkauft, alle haben ihn gegrüßt und respektiert.“
Wenige Hinz&Künztler haben einen so bemerkenswerten Start hingelegt wie Peter damals: Nach Jahren der Drogenabhängigkeit wollte er raus aus der Spirale, die ihn immer weiter nach unten führte. Hinz&Kunzt sollte es sein, ein Versuch war es Wert. Er postierte sich direkt vor dem Operettenhaus am Spielbudenplatz.
Trauermarsch für Peter
„Er steht da erst eine Weile, als eine Frau auf ihn zukommt und fragt, ob er vielleicht mit ins Musical gehen will – ihr Mann sei leider krank geworden und sonst würde die Karte verfallen“, berichtet Stephan Karrenbauer. Peter traute seinen Ohren kaum, nahm das Angebot aber dankend an. „Danach hat er dann noch einen Batzen Zeitungen verkauft, so gut war er drauf“, so Karrenbauer.
Kiezianer ersetzten seinen gestohlenen Elektrorolli
Peter liebte die Frauen. Sein größter Wunsch war es, eine Frau für immer zu finden. Gemeinsam wären sie dann in einem kleinen Wohnmobil um die Welt gereist. „Davon hat er immer geträumt“, sagt Karrenbauer. Dazu ist es nicht mehr gekommen. Im Gegenteil: Peters letzte große Liebe endete tragisch: Die Frau war drogenabhängig und so erlitt auch Peter nach langen Jahren des Cleanseins wieder einen Rückfall.
Dabei war Peter einer, der sich nicht leicht unterkriegen ließ: Nach einer Operation konnte er sich nicht mehr gut bewegen, sein Halswirbel war versteift, was dazu führte, dass er gebückt ging. Mit Gehwagen und Elektroroller konnte er dennoch weiter verkaufen. Als ihm sein Rolli eines Tages geklaut worden war, zeigte sich, wie gut Peter auf dem Kiez vernetzt war. Seine Nachbarn vom Schmidt Theater sammelten und schenkten ihm einen neuen.
Es war dann auch der Pastor der St. Pauli-Kirche, Sieghard Wilm, der die Idee hatte, für den verstorbenen Hinz&Künztler einen Trauermarsch zu organisieren. „Das hat Tradition auf St. Pauli. Wir wollen so den Verstorbenen würdigen“, sagt Wilm. Den letzten großen Trauermarsch erlebte der Kiez 2009, als die bekannte Prostituierte Domenica gestorben war.
„Das hat Tradition auf St. Pauli. Wir wollen so den Verstorbenen würdigen.“– Sieghard Wilm
Zum Trauermarsch für Peter werden rund 100 Gäste erwartet: Freunde, Wegbegleiter und Nachbarn. „Jeder kann sich spontan dazugesellen“, so Wilm. Angeführt wird die Prozession von der Blasmusikkapelle Tuten&Blasen, die Jazz spielen wird.
Der Zug startet am Dienstag, 30. Mai um 17 Uhr auf dem Spielbudenplatz und führt über die Reeperbahn bis zur Kneipe Zum Silbersack. Während die Jukebox Lieblingslieder von Peter spielt, können Geschichten über den Verstorbenen ausgetauscht werden. Alle sind herzlich eingeladen, dabei zu sein!