Obdachloser in Mitte :
Erst geräumt, dann ins Krankenhaus

Nachdem seine Platte unter Brücke geräumt wurde, lagerte der Obdachlose im Freien. Foto: Thorsten Basso

Ein Obdachloser wurde durchnässt und verwahrlost in ein Krankenhaus gebracht, nachdem der Bezirk Mitte seine Platte geräumt hatte. Er hatte anschließend zwei Tage lang im Regen ausgeharrt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Auslöser für die Räumung an der Willy-Brandt-Straße sei ein Feuer auf der Platte des Obdachlosen gewesen, sagte die Sprecherin des Bezirksamts Mitte, Sorina Weiland. Schon am 7. März habe eine Ratte eine Kerze umgestoßen und so Hab und Gut des Mannes in Brand gesetzt, der seit vielen Jahren unter der Fußgängerbrücke lebt. Zum Glück habe das Feuer schnell gelöscht werden können. „Wir dulden ja viele Sachen, aber Feuer unter einer Brücke geht gar nicht“, sagte Weiland.

Am vergangenen Donnerstag musste der Obdachlose seine Platte deshalb verlassen. Mitarbeiter des Bezirksamts sperrten anschließend den Bereich unter der Brücke ab, um das dortige „eklatante Problem mit Rattenbefall“ beheben zu lassen, erklärte die Sprecherin. Der Obdachlose harrte daraufhin neben der Brücke unter freiem Himmel aus – trotz Regen.

„Absolut desolate Situation“

Der Bereich der ehemaligen Platte ist inzwischen nicht mehr zugänglich. Foto: Thorsten Basso

Das hätte ihn fast das Leben gekostet. Nach Hinz&Kunzt-Informationen wurde er dort am Samstag völlig durchnässt aufgefunden. „Er war in einer absolut desolaten Situation“, sagte der Allgemeinmediziner Hubertus Stahlberg zu Hinz&Kunzt. Er engagiert sich bei der Helferorganisation „Arztmobil Hamburg“ und hat den Obdachlosen überredet, sich im Krankenhaus behandeln zu lassen. „Wenn das noch ein paar Tage angedauert hätte, wäre er gestorben“, ist Stahlberg überzeugt.

Die Verantwortung dafür weist der Bezirk zurück. „Für die Betreuung der Obdachlosen ist die Sozialbehörde mit ihren Sozialarbeitern zuständig“, sagte Sprecherin Weiland. Nach Hinz&Kunzt-Informationen hat der Mann mehrfach Hilfsangebote unterschiedlicher Einrichtungen abgelehnt. Er gilt unter Sozialarbeitern als „sehr schwierig“. Das Krankenhaus hat er bereits nach wenigen Stunden wieder verlassen. Inzwischen sitzt er wieder im Freien.

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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