Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände fordern umgehend mehr Schutz für Obdachlose aus Osteuropa. „Das Leben auf der Straße ist nicht nur der erste Schritt in die Verelendung, es ist auch im wahrsten Sinne des Wortes lebensgefährlich“, warnt Dirk Hauer von der Diakonie.
Der Unterkunftsbetreiber fördern und wohnen hat die Kontrollen von osteuropäischen Obdachlosen im Winternotprogramm verschärft und seit Mitte Dezember mehr als hundert Osteuropäer in den beiden Notunterkünften zur Rückkehr in die Heimat aufgefordert.
Diakonie und Caritas befürchten allerdings, dass die Betroffenen abgeschreckt werden. Deshalb würden sie nicht mehr dringend nötige Hilfen bekommen und so in Gefahr geraten. Obwohl mehr als hundert Menschen ein Ticket in die Heimat erhielten, hätten Straßensozialarbeiter von Diakonie und Caritas berichtet, dass viele obdachlose Rumänen und Bulgaren mittlerweile entweder wieder in Hamburg sind oder die Stadt gar nicht verlassen haben.
„Für viele Wohnungslose aus Südosteuropa ist die Rückkehr in ihre Heimat, die sie aus blanker Not verlassen haben, keine Lösung“, sagt Michael Edele, stellvertretender Direktor des Caritasverbandes für Hamburg. „Nun bleiben sie außerhalb des Winternotprogramms und leben auf versteckten Platten, in Autos oder Verschlägen mit erheblichen Gefahren für Leib und Leben. So wird es für unsere Sozialarbeiter immer schwerer, sie zu erreichen.“
Die seit Anfang der Wochen einsetzende Kältewelle bereitet Dirk Hauer, Fachbereichsleiter Migration und Existenzsicherung im Diakonischen Werk Hamburg, Sorgen: „In diesem Winter sind schon drei Obdachlose gestorben. Die noch für alle offene Wärmestube in der Hinrichsenstraße ist keine echte Lösung, da es dort keine Betten zum Schlafen gibt.“ Die Folge: Auch bei deutlichen Minusgraden schlafen derzeit Menschen auf Hamburgs Straßen. „Dazu kommt die Zunahme von Gewalt gegen obdachlose Menschen“, sagt Hauer. „Der Brandanschlag auf Obdachlose an den Landungsbrücken in der letzten Woche ist nur die Spitze des Eisbergs.“
Diakonie und Caritas fordern die Sozialbehörde daher zum Handeln auf: „Uns geht es darum, diese Menschen jetzt zu schützen“, sagt Hauer. „Wir bitten die Stadt daher eindringlich, das Winternotprogramm wieder für obdachlose EU-Bürger aus Rumänien und Bulgarien zu öffnen und das Schlafen im Winternotprogramm zu erlauben.“