Weihnachtsfeier :
Da kommt Wärme rüber

Festliches Mahl: Zur Weihnachtsfeier für Hinz&Künztler, Wohnungslose und Bedürftige wurde die Fischauktionshalle zum Festsaal. Fotos: Lena Maja Wöhler

Mit vereinten Kräften stellten Helfer und Sponsoren ein Weihnachtsfest für Hinz&Künztler in der Fischauktionshalle auf die Beine. Etwa 400 Wohnungslose nahmen an der Festtafel Platz, ließen sich bewirten und feierten bis in die Nacht.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Sitt sitzt mitten im Festtagstrubel und strahlt mit seiner roten Glitzermütze um die Wette. Ich bin ja sonst eher nicht so für Weihnachten“, sagt der Hinz&Künztler. „Aber ihr macht das  so toll – da passt man sich eben an.“ Die Festtage verbringt Sitt in der Regel allein in seiner Sozialwohnung in Rothenburgsort. Weihnachten ist für ihn nichts Besonderes, außer dass er nicht wie sonst zu seinem Verkaufsplatz vor Ikea in Moorfleet fährt. Manchmal feiert er mit Freunden in Berlin – „wenn ich mir das leisten kann“. In fünf Jahren hat das ein Mal geklappt. Bei der Weihnachtsfeier für Hinz&Künztler, Wohnungslose und Bedürftige ist er zum zweiten Mal. „Hier merkt man, dass die Leute mit Herz dabei sind“, sagt Sitt. „Da kommt richtig Wärme rüber. Schön, dass es das gibt.“

Sitt feiert normalerweise gar kein Weihnachten – diesmal kam er sogar in Festtagsgarderobe.

Für viele der rund 400 Gäste ist „Mehr als eine warme Mahlzeit“ das einzige Weihnachtsfest. Umso mehr haben sich die Veranstalter ins Zeug gelegt: Wer den Andrang am Einlass hinter sich hat, betritt einen prunkvollen Festsaal. Viele Obdachlose bleiben erst einmal stehen und schauen sich staunend um: „Wahnsinn!“ Dabei steht das Festessen noch gar nicht auf dem Tisch.

Erst werden die Gäste willkommen geheißen. „Wir freuen uns wahnsinnig, dass ihr mit uns Weihnachten feiert“, ruft Alsterradio-Moderatorin Maren ihnen von der Bühne zu. Mit  Applaus und Gejohle – „Jens! Jens!“ – rufen die Hinz&Künztler „ihren“ Geschäftsführer Jens Ade auf die Bühne, der einige Minuten braucht, um allen Helfern und Sponsoren des Festes zu danken: Schon zum vierten Mal packten Alsterradio, Sven Flohr und sein Team von der Eventagentur perfect:media und das REWE-Team von Jens Timm gemeinsam an, um allen Gästen ein würdiges Weihnachtsfest zu ermöglichen. Bezirksmanager Timm unterstützt das Fest mit den begehrten Geschenketüten, die sich jeder Gast nach dem Fest abholen darf. Wichtige Unterstützung für das Fest kommt auch aus der Pfandbon-Sammlung „Mehr als  eine warme Mahlzeit“, an der sich Kunden in rund 100 REWE-Märkten aus Hamburg und Schleswig-Holstein beteiligen: 16.873 Euro flossen so in die Veranstaltungskasse. Ein tolles Ergebnis!

Ich weiß nicht, wie wir das noch toppen sollen– Jens Reitmann, Alsterradio

Zum Weihnachts-Swing von Anthony Bauer jr. wird schließlich die Pastinakensuppe aufgetischt. Lauter bekannte Leute bedienen die Gäste: Sängerin Cäthe ist zum vierten Mal dabei, Hamburgs prominentester Leibwächter Eddy Kante bahnt sich  breitschultrig seinen Weg. Auch drei Spieler des FC St. Pauli bewirten die Wohnungslosen im Saal: Maurice Litka, Kyoungrok Choi und Jan-Philipp Kalla. Kalla war vorab zusammen mit Imbissbesitzer und Imbisstester Harry Schulz, bevor der erkrankte, mit Kamerabegleitung auf Tour: um Hinz&Künztler persönlich zu treffen. Die meisten Blicke aber zieht das  Dragqueen-Duo Lee Jackson und Barbie Stupid auf sich, das hüftenschwingend durch die Reihen schweift und – obwohl die Party wie immer ohne Alkohol auskommt – einige zweifeln lässt: Sehe ich etwa doppelt?

Dragqueen Baby Stupid zog alle Blicke auf sich.

Auch für Hinz&Künztler Thomas ist die Feier in der Fischauktionshalle das einzige  Weihnachtsfest. „Ich habe mit Weihnachten nicht viel am Hut. Schon in der Familie gab es da ständig Stress, es ist immer viel Alkohol geflossen.“ Die Hinz&Kunzt-Feier ist für ihn daher viel familiärer. „Es ist die einzige Gelegenheit, wo man alle wiedersieht.“

Selbst Fred, der sonst selten lächelt, wirkt ganz sanftmütig. Das liegt wohl an dem kleinen Jungen auf seinem Schoß. Sein Kind? Der Hinz&Künztler tippt sich an die Stirn. „Die Mutter ist draußen, rauchen. Einer muss ja aufpassen.“ So mürrisch es klingt – als der Junge an Freds struppigem Bart zupft, sind die zwei schon wieder dicke Freunde. „So kenne ich den Kleinen gar nicht, erst recht nicht mit Fremden“, sagt Mutter Jennifer später. Großmutter Martina witzelt: „Fred, der Ersatz-Opa.“ Sie und Fred kennen sich schon von Hinz&Kunzt. Martina, Jennifer und Enkel David feiern in diesem Jahr auch als Familie zusammen. Martina ist zwar noch bei einem Bekannten untergekommen. Aber Jennifer hat endlich eine Wohnun

Nach dem Hauptgang – gebratene Hühnerbrust mit Rotkohl und Klößen – bricht auf der Bühne die heiße Phase an. Schlagersänger Peter Sebastian bringt einen Gassenhauer nach dem anderen. Zur Crème brûlée sitzen zwar alle wieder auf ihren Plätzen, aber als zum Schluss die Hot Banditos auftreten, reißt es die vorderen Reihen kollektiv von den Stühlen. Auch Sitt klatscht zu „Hands up, Baby, hands up“ im Takt mit. „Echt wieder gelungen!“

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Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.

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