Warme Getränke, Decken und seelische Unterstützung: Seit 1996 hilft der Mitternachtsbus der Diakonie den Menschen auf Hamburgs Straßen. Zur Feier kam auch Sozialsenatorin Melanie Leonhard.
Vor 20 Jahren rollte der Mitternachtsbus das erste Mal durch Hamburgs Straßen: Sein Ziel damals wie heute: die Obdachlosen, die in der Stadt Platte machen. Abends warten sie meist schon geduldig auf die Ankunft des grünen Busses. 30 Orte fährt der Mitternachtsbus in der Innenstadt, am Hafen und in Altona an – Nacht für Nacht, immer von 20 Uhr bis Mitternacht. Versorgte der Bus in den Anfangsjahre höchstens 90 Obdachlose pro Tour, sind es heute doppelt so viele.
Ein Team von Ehrenamtlichen verteilt heiße Getränke, Brötchen und Gebäck, Decken, Isomatten und im Winter auch warme Kleidung an die Wartenden. Und: Sie haben immer ein offenes Ohr. Bei Bedarf vermitteln sie auch Beratungsangebote, etwa zum Diakonie-Zentrum für Wohnungslose in Eimsbüttel, wo es ärztliche Hilfe, Duschen, Waschmaschinen und ein warmes Mittagessen gibt.
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„Der Mitternachtsbus ist als niedrigschwellige Hilfseinrichtung eine unverzichtbare Anlaufstelle und Versorgungsmöglichkeit für Obdachlose“, sagt Steffen Becker von der Diakonie Hamburg, bei der das Hilfsprojekt angesiedelt ist. Auch wenn im diesjährigen Winternotprogramm 890 Schlafplätze zur Verfügung stehen, zeichne sich ab, dass nicht alle Menschen auch wirklich einen Platz in einer Notunterkunft bekommen. In Hamburg leben nach Schätzungen rund 2000 Menschen auf der Straße.
Wie alles begann
Der damaligen Landespastor Dr. Stephan Reimers – auch Hinz&Kunzt-Gründer – sowie Mitglieder des Hamburger Spendenparlaments riefen den Mitternachtsbus 1996 ins Leben. Vorrangiges Ziel: Menschen vor dem Erfrieren zu schützen. Heute kann Projektleiterin Sonja Norgall auf die Unterstützung von 140 Freiwilligen setzen. Einige von ihnen sind schon seit Beginn dabei. „Wir freuen uns, dass unsere Arbeit so viele Menschen berührt und sie zu uns kommen, um Zeit oder auch Geld zu spenden“, so Sonja Norgall.
Der Mitternachtsbus finanziert sich zu 100 Prozent aus Spenden. Kosten pro Jahr: rund 140.000 Euro. Erst Anfang September war das Team mit dem auf 20.000 Euro dotierten Max-Brauer-Preis der Alfred Toepfer Stiftung ausgezeichnet worden.
Feierstunde in St. Petri
Das 20-jährige Jubiläum wurde am 10. November mit einem Festakt in der Hauptkirche St. Petri gefeiert. Neben Gründer Dr. Stephan Reimers und Landespastor und Diakonie-Chef Dirk Ahrens sprach auch Sozialsenatorin Melanie Leonhard ein Grußwort.
Sozialsenatorin Dr. Melanie Leonhard begleitet nach dem Gottesdienst das Team des #Mitternachtsbusses bei seiner Tour durch #Hamburg pic.twitter.com/h2DOko3mLt
— Diakonie Hamburg (@DiakonieHH) November 10, 2016
Sie lobte den „unermüdlichen Einsatz der ehrenamtlichen Helfer“. Leonhard: „Hinschauen, wahrnehmen, zuhören – manchmal auch Rat geben, Lösungen finden. Das macht das Engagement im Mitternachtsbus aus. Im Namen des Senats möchte ich Ihnen allen für Ihr Engagement ganz herzlich danken.“ Im Anschluss an die Feier begleitet die Sozialsenatorin den Mitternachtsbus auf einem Teil seiner Tour.
Diakoniechef Dirk Ahrens würdigte in seiner Predigt besonders das Engagement der Spender: „In Zeiten in denen man mit menschenverachtenden Haltungen Anhänger und ja sogar Wahlen gewinnen kann, geben Sie ein Zeugnis für Zuwendung und Nächstenliebe. Unsere Gesellschaft benötigt dieses Zeugnis genauso dringend wie die Menschen denen Sie sich zuwenden. Wir sind Ihnen zu großem Dank verpflichtet!“