Möglichst gleichmäßig sollen die Unterkünfte für Flüchtlinge in Hamburg verteilt werden. Im Stadtkern wird es allerdings keine einzige Unterkunft geben. Unser Redakteur ist fassungslos.
Ausgerechnet St. Pauli bleibt „flüchtlingsfrei“. Auch die Brachfläche an der Glacischaussee wird für die Unterbringung von Flüchtlingen nicht genutzt. Ich hatte sie beim Workshop Finding Places in den Ring geworfen. Doch Bezirk und Behörde erteilten dem Vorschlag eine Absage. Ich könnte damit leben, wenn Lärm-, Kosten- oder nachvollziehbare Umweltgründe den Ausschlag gäben.
Doch die Begründung der Zentralen Koordinationsstelle für Flüchtlinge macht mich fassungslos: Die Fläche solle „zeitnah hergerichtet“ werden und damit wieder Teil der Parkanlage werden. Dass sich die Arbeiten „in einem weit fortgeschrittenen Stadium“ befänden, ist eine freche Aussage. Seit zwei Jahren wuchert das Unkraut auf der Brachfläche. Aufgeräumt wurde nie. Stattdessen geriet das Areal im Frühjahr in die Schlagzeilen, weil nach Angaben des Abendblatts Elektroschrott, Lacke und Tanks mit Altöl beim Abbau hinterlassen wurden.
Die Begründung macht mich fassungslos
Als Anwohner begrüße ich grundsätzlich den Plan des Bezirks und der Umweltbehörde, die Brachfläche wieder in einen Teil von Planten un Blomen zu verwandeln. Aber wer vermisst derzeit die Fläche?
Für die Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften auch in betuchteren Stadtteilen wie Harvestehude, Blankenese und der Hafencity stritt zuletzt der Senat. Eine Zielsetzung, die tatsächlich unter der Maßgabe der Integration grundsätzlich sinnvoll erscheint.
Auf zentrale Lage wird hingegen offenbar kein großer Wert gelegt
Gerade einmal zwei Unterkünfte gibt es im Stadtkern: Münzstraße und Schaarsteinweg. Sie stehen in den Wintermonaten wieder Obdachlosen als Notschlafstätten zur Verfügung. Das ist richtig so. Warum aber bemühen sich die Behörden nicht um weitere Unterkünfte in der Innenstadt?
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Noch im Herbst 2015 bot die Messehalle B5 mehr als 1000 Flüchtlingen Schutz. In der Nachbarschaft bildete sich innerhalb kürzester Zeit ein breites Unterstützernetzwerk, in dem auch ich mitwirkte. Noch heute begegnet man gelegentlich Flüchtlingen, die sich der alten Zeiten wegen auf den Stufen zum Messeeingang treffen.
Als die Messehalle schloss, haben wir uns in der Nachbarschaft umgeschaut. Wo wäre Platz für Flüchtlinge? Die Fläche der ehemaligen Fliegenden Bauten erschien uns perfekt geeignet. Seit zwei Jahren ungenutzt, erschlossen, gut angebunden und nach Behördenangeben einer „moderaten Verkehrslärmbelastungen ausgesetzt, die dem Aufbau eines Standortes der Flüchtlingsunterbringung nicht entgegenstehen.“
Und gerade jetzt, da eine Unterkunft für Flüchtlinge ins Spiel gebracht wird, sollen plötzlich die Bagger anrollen und Bäume pflanzen. Warum kann damit nicht weitere drei, vier oder auch fünf Jahre gewartet werden? Es bleibt mir ein Rätsel. Rund ums Karolinenviertel gäbe es zahlreiche Helfer, die bereits in der Vergangenheit gezeigt haben, dass sie Flüchtlingen helfen können – auch bei der Integration.