Die Bundesregierung will zum kommenden Jahr die Regelsätze für Hilfeempfänger anheben. Allerdings: Für Eltern mit Kleiderkindern gibt es eine Nullrunde. Dafür hagelt es Kritik von den Wohlfahrtsverbänden.
Das Bundesarbeitsministerium hat die Regelsätze für Hartz-IV-Empfänger neu berechnet. Alleinstehende Erwachsene sollen künftig monatlich 409 statt 404 Euro erhalten. Trotzdem hagelt es Kritik. „Die jetzt angekündigte Erhöhung um 5 Euro zeigt, dass die Mängel in der Berechnungsgrundlage nicht behoben wurden“, sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Bereits bei der letzten Berechnung hatte die Diakonie kritisiert, dass der Satz um mehr als 70 Euro zu niedrig angesetzt war. „Wichtige Dinge, wie ein Kinderfahrrad, rezeptfreie Arzneimittel, ein Weihnachtsbaum oder große elektrische Haushaltsgeräte wie Waschmaschine oder Kühlschrank wurden nicht eingerechnet.“
Mit einer Nullrunde müssen Familien mit Kleinkindern leben: Für Kinder bis zu sechs Jahren bleibt der Regelsatz unverändert bei 237 Euro. Zum Vergleich: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes geben Eltern für ein Kind im Alter von bis zu sechs Jahren im Durchschnitt 584 Euro aus. „Allein die Kosten für Windeln sind enorm. Zudem wird nicht bedacht, dass Kleinkinder sehr schnell aus Kleidungsstücken wieder herauswachsen“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiterin Isabel Kohler.
„Auch die jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft brauchen dringend höhere Regelsätze“, kritisiert Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes. Für Kinder im Alter zwischen 6 und 13 Jahren kommt immerhin eine Erhöhung von 21 Euro. Für Jugendliche ab dem 13. Lebensjahr gibt es hingegen nur fünf Euro extra. Das sei ein „schlechter Witz“, so Krüger: „Auch diese Altersgruppe braucht eine kräftige Regelsatzerhöhung, um der Armut zu entkommen.“
Nicht nur Familien, sondern alle Hilfeempfänger in Hamburg, sollten nach Auffassung des Sozialverbands Deutschland (SoVD) stärker unterstützt werden. „Wenn alleinstehende Erwachsene monatlich fünf Euro mehr bekommen, reicht das kaum aus in einer Stadt wie Hamburg, in der Lebenshaltungskosten schneller steigen als anderswo. Regional gegliederte Regelsätze können Abhilfe schaffen“, sagt SoVD-Vorstand Klaus Wicher.