30 Spender unterstützen Hinz&Kunzt seit dem Start. Drei von ihnen erzählen, was sie mit dem Projekt verbindet
(aus Hinz&Kunzt 189/November2008)
„Auch mein Hund war einmal obdachlos“, sagt Heike Uster, als sie zu Hinz&Kunzt in die Altstädter Twiete kommt. Nelly, eine kleine Promenadenmischung, wackelt munter hinterher. Früher lebte sie herrenlos im Mittelmeerraum. Jetzt kommt Nelly immer mit, wenn Heike Uster unterwegs ist.
Bei Kaffee und Keksen warten bereits Ilse Grob und Norbert Deiters. Auf der Straße würde kaum einer darauf kommen, was die drei verbindet: eine elegante Frau mit Hund, ein erfolgreicher Geschäftsmann und eine feine alte Dame. Drei von 30 Spendern, die Hinz&Kunzt seit 1993 unterstützen. Seitdem gaben insgesamt 18.964 Hamburger eine Spende ab, sammelten dadurch allein 2007 insgesamt 564.761,85 Euro und machen so das Projekt erst möglich.
Ilse Grob könnte ausführlich erzählen, wie sie und ihr Mann sich seit Jahren für andere einsetzen – auch für Hinz&Kunzt. Doch die 78-Jährige winkt ab: „Wir machen das eben.“ Sie möchte lieber selbst etwas erfahren und freut sich auf die Stadtführung, in der Mitarbeiter Fred kaum bekannte Orte in der Innenstadt zeigt, die für Obdachlose wichtig sind.
Norbert Deiters hörte von dem neuen Projekt zum ersten Mal im Rotary-Club Bergedorf. „Der damalige Diakonie-Chef Stephan Reimers ist bei uns Mitglied und erzählte von seiner Idee“, erinnert sich der 60-Jährige. Der Rotary-Club beteiligte sich an der Gründung mit einer Anschubfinanzierung. Für Deiters, der als Betriebswirt jahrelang ein gefragter Krisenmanager war, war Hinz&Kunzt ein Mittel aus einer persönlichen Krise. Deshalb unterstützt er das Projekt auch mit seinem Betrieb. Mit 45 Mitarbeitern und sieben Auszubildenden baut Deiters Pflanzenkeimlinge an. Vom Sonderheft KochKunzt kaufte er zu Weihnachten gleich 70 Exemplare und verschickte sie an Geschäftsfreunde.
Nelly braucht jetzt mal Bewegung. Der Hund springt von Heike Usters Schoß und nimmt die Schreibtischbeine als Slalomstangen. „Nelly ist für mich eine wunderbare Begleitung“, sagt die 61-Jährige. Früher arbeitete sie als Verlagskauffrau mit vielen Überstunden und Erfolgen. In den Freundeskreis von Hinz&Kunzt trat sie gleich zu Beginn ein und ist seitdem eins von 1564 Mitgliedern, die im Jahr mindestens 60 Euro Beitrag zahlen. „Obdachlose sind mir ans Herz gewachsen“, sagt sie. „Ich sehe einfach den Menschen, der da liegt.“ Wenn jemand sie in der U-Bahn anspricht, ob sie mal einen Euro habe, sagt sie: „Ich steige mit Ihnen an der nächsten Station aus, da kaufe ich Ihnen etwas zu essen.“
Ihr ist wichtig, über den Tellerrand zu schauen – auch für die Zeit nach dem Tod: „In mein Testament habe ich Hinz&Kunzt aufgenommen.“ Viele würden dem Tierschutzbund etwas vermachen. „Aber ich finde, wir sollten auch an die Menschen denken.“ Dabei denkt sie auch an sich. „Ich habe durchaus Sinn für Luxus“, sagt Heike Uster und lacht. Das Leben genießen und anderen helfen – beides geht.
Seit 2004 ist sie ehrenamtliche Helferin bei Hinz&Kunzt. Zur Zeit bittet sie in Geschäften um Sachspenden für die Tombola auf dem Geburtstagsfest zum 15-jährigen Bestehen in der „Fabrik“. „Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich“, zitiert sie Goethe. „Das schönste wäre, wenn Hinz&Kunzt überflüssig würde“, sagt Heike Uster zum Abschied. Die Hilfe zur Selbsthilfe, die nicht mehr gebraucht wird, ist vielleicht eine Utopie. Bis dahin sind diese drei und die anderen Spender für das Projekt da.