Ansturm auf Suppenküchen – weil das Geld zum Essen nicht reicht

Die Zahlen des Monats

(aus Hinz&Kunzt 187/September 2008)

250 Prozent mehr Gäste meldet die Altonaer Obdachlosen-Tagesaufenthaltsstätte „Mahlzeit“ im Vergleich zu 2005. Statt 60 bis 80 Bedürftige kommen täglich 200 pro Tag, um ein kostenloses Mittagessen und etwas Ruhe zu genießen. „Früher kamen fast ausschließlich Obdach- und Wohnungslose zu uns“, sagt Leiterin Marion Sachs. „Heute sind es auch viele Rentner oder arbeitslose Mütter mit Kindern, die mit ihrem Geld nicht mehr auskommen.“ Weil die Räume nur Platz für 120 Besucher bieten, muss die Einrichtung neuerdings sogar Bedürftige abweisen.

Die Tagesaufenthaltsstätte „Cafée mit Herz“ verzeichnet ebenfalls dramatisch steigende Gästezahlen.

41.100 Mittagessen gaben die Helfer dort vergangenes Jahr aus. Zum Vergleich: 2005 waren es 15.449. Zwar hat das Cafée im Gegensatz zu früher nun auch an den Wochenenden seine Türen geöffnet. Doch reicht das als Erklärung nicht aus, so Geschäftsführerin Margot Glunz: „Es kommen viele zu uns, die vorher noch nie zu einer Essensausgabestelle gegangen sind – etwa Arbeitslose, die nach einem Jahr mit Hartz IV ins Bodenlose fallen.“ Schockierend: „Manche entschuldigen sich sogar dafür und sagen: ,Ich kann einfach nicht anders!‘“

Ulrich Jonas

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