Unsere Bilanz des Jahres 2015: leichter Rückgang des Magazinverkaufs, ein sensationeller Spendenerfolg, neue Projekte und neue Arbeitsplätze. Und ein Ausblick auf das Jahr 2016.
2015 war ein besonders aufregendes Jahr für uns. Denn auch uns hat die Situation der Flüchtlinge menschlich und politisch sehr bewegt. Viele Obdach- und Wohnungslose fühlen sich durch die große Solidarität, die die Flüchtlinge erfahren haben, allerdings noch mehr an den Rand gedrängt. Um mehr Verständnis zu wecken, haben wir mit Verkäufern Flüchtlinge in den Messehallen besucht. Der Schock über die Zustände dort war groß und hat einige sehr nachdenklich gemacht.
Happy End am Flughafen: Erst hatten wir Auseinandersetzungen mit dem Flughafen, weil dort gegen Flaschensammler Strafanzeigen verhängt wurden. Dann bot uns der Flughafen zusammen mit dem Grünen Punkt ein Kooperationsprojekt an. Im September startete „Spende Dein Pfand“: Vier Hinz&Künztler wurden von uns fest eingestellt. Seitdem leeren sie am Flughafen Sammelbehälter für Pfandflaschen und sortieren sie. Der Grüne Punkt holt sie ab und zahlt uns das Pfand, wovon wir wiederum die Gehälter der Leergutbeauftragten bezahlen. Der Flughafen stellt uns kostenlos Räume und die Flaschenbehälter zur Verfügung. Dank unserer Rücklagen können wir die Gehälter für mindestens ein Jahr garantieren.
Weniger erfreulich: Der Zeitungsverkauf und die Anzeigenerlöse waren leicht rückläufig. Statt 830.558 haben wir nur 814.367 Exemplare verkauft. Trotzdem waren die Umsatzerlöse stabil. Wir haben im Herbst den Verkaufspreis erstmalig seit vier Jahren erhöht, um die erhöhten Druck-, Papier-, Herstellungs- und Personalkosten aufzufangen. Die Verkäufer kaufen jetzt die Magazine für 1,10 Euro bei uns und verkaufen sie für 2,20 Euro.
Womit wir nicht gerechnet haben: Das erste Mal haben Sie uns eine Million Euro gespendet – und das in einem Jahr, in dem bei anderen Organisationen die Spenden eingebrochen sind. Wir bedanken uns für die große Anteilnahme und Solidarität für die Hinz&Künztler!
Um besser auf die Herausforderungen Wohnen und Arbeit reagieren zu können, haben wir unsere Satzung erweitert. Unser Zweck besteht unverändert in der Hilfe für Wohnungslose auch über die Zeit der Wohnungslosigkeit hinaus „durch die Herstellung und den Vertrieb des Magazins“. Dieser wurde erweitert durch den Zusatz: „Im Kontext zu diesem Gesellschaftszweck strebt die Gesellschaft auch das Schaffen von Arbeitsplätzen und die Bereitstellung von Wohnraum an.“
Unsere Arbeit zielt darauf schon lange ab. Zurzeit sind wir Bürge oder Hauptmieter bei 13 Wohnungen für insgesamt 34 Hinz&Künztler. Und wir sehen jeden Tag, wie positiv sich ein Dach über dem Kopf auf die Menschen auswirkt.
Einen vorläufigen Dämpfer hat unser Bauprojekt erhalten. Zusammen mit einem Sozialinvestor wollen wir ja ein Haus bauen, in dem unten Hinz&Kunzt einzieht und oben Wohnungen für Verkäufer entstehen. Leider haben wir nicht den Zuschlag für das Grundstück bekommen, auf das wir uns beworben haben. Aber wir geben nicht auf!
Weil das Hausprojekt noch nicht realisiert wurde, haben wir derzeit auch so hohe Rücklagen: 1,8 Millionen Euro. Wir überlegen, uns nach einem Mehrfamilienhaus umzusehen, wenn sich das Bauvorhaben zu lange hinzieht.
Nach dem Start unseres Arbeitsprojekts „Spende Dein Pfand“ haben wir ein Angebot von der Bäckerei Junge bekommen: eine gemeinsame Filiale, in der Hinz&Künztler Brot von gestern verkaufen. Was 2015 noch wie ein Traum erschien, haben wir inzwischen realisiert: Fünf Hinz&Künztler arbeiten jetzt als BrotRetter in der Alten Holstenstraße 12 in Bergedorf.
Dass wir den Mut und die finanziellen Mittel hatten, dieses Projekt auch noch zu starten, verdanken wir Ihrer Unterstützung!
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Text: Jens Ade
Foto: Cornelius M. Braun