Lassen Sie uns über Geld reden!

(aus Hinz&Kunzt 181/März 2008)

Der Spendenskandal um Unicef hat auch uns schockiert. Anlass genug, Ihnen zu sagen, wie Hinz&Kunzt mit Ihrem Geld wirklich denen hilft, die es am nötigsten brauchen. Denn ohne Ihre Spende ist Hamburgs größtes Beschäftigungsprojekt für obdach- und ehemals obdachlose Menschen in Hamburg gefährdet. Unser Gesamtbudget beträgt 1.277.000 Euro (für das Jahr 2006).


Erhält H&K staatliche oder kirchliche Zuschüsse?

Nein. Wir benötigen jedes Jahr rund 1,3 Millionen Euro. Dieses Budget müssen wir komplett selbst erwirtschaften. Wenn wir das nicht schaffen, könnten uns auch unsere Gesellschafter, das Diakonische Werk Hamburg und die Patriotische Gesellschaft, nicht auffangen. Wir sind also auf uns gestellt – und auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Warum braucht H&K Spenden?

Mit dem Verkauf des Magazins und den Anzeigenerlösen finanzieren wir die Herstellung des Magazins. Somit ist die Einnahmequelle für rund 400 Verkäufer gesichert. Aber die Erlöse reichen nicht aus, um das gesamte Projekt zu finanzieren, denn wir sind kein normaler Zeitungsvertrieb. Dem wirtschaftlichen Druck wäre kein Hinz&Kunzt-Verkäufer gewachsen. Deshalb machen wir bewusst ein niedrigschwelliges Beschäftigungsangebot. Das bedeutet: Jeder Hinz&Künztler darf selbst entscheiden, wie viele Straßenmagazine er verkauft. Bei vielen ist das nur eine Zeitung am Tag. Wir fordern keine Mindeststehzeit an den Verkaufsplätzen. Jeder, der obdachlos ist oder war, kann so mit all seinen körperlichen und psychischen Einschränkungen Magazine verkaufen. Erfolg ist bei uns individuell und lässt sich nicht an wirtschaftlichen Standards messen. Wir wollen den Verkäufern Hilfe durch professionelle Sozialarbeiter anbieten. Wir wollen Stellen im Vertrieb schaffen für Obdachlose und ehemalige Obdachlose. Und wir wollen eine soziale Stimme in der Stadt sein. Darum brauchen wir Ihre Spende.

Warum sind professionelles Spendenmarketing und Öffentlichkeitsarbeit für H&K so wichtig?

Beim Thema Obdachlosigkeit und Armut schauen viele Menschen lieber weg. Wir müssen zeigen, warum unser Angebot wichtig ist und Mitstreiter finden, die mit uns zusammen den Schwächsten in unserer Gesellschaft eine Chance geben. In Zukunft werden professionelle Mitarbeiter im Spendenmarketing und der Öffentlichkeitsarbeit noch wichtiger: Die Armut in unserer Gesellschaft wächst. Und immer mehr Spendenorganisationen konkurrieren um immer weniger Geld, da sich der Staat aus seinen öffentlichen Aufgaben zurückzieht. Dass sich die Idee von Hinz&Kunzt von alleine herumspricht, ist leider utopisch.

Wie viele Mitarbeiter sind bei H&K für Spendenakquise und Öffentlichkeitsarbeit angestellt und wie werden sie bezahlt?

Drei Teilzeitkräfte. Alle Hinz&Kunzt-Mitarbeiter werden nach den Tarifen des Diakonischen Werkes bezahlt. Natürlich bezahlen wir keine darüber hinausgehenden Erfolgshonorare.

Sammeln Ehrenamtliche oder Hinz&Kunzt-Verkäufer Spenden für das Projekt?

Nein. Wir finden das Spendensammeln auf der Straße oder an Haustüren unseriös. Ob Missbrauch mit gesammeltem Geld getrieben wird, lässt sich nie genau nachvollziehen. Unsere Ehrenamtlichen helfen uns bei Veranstaltungen oder an Infoständen. Auch Hinz&Kunzt-Spendendosen stellen wir nur dann zum Beispiel in Arztpraxen auf, wenn der Kontakt über das Hinz&Kunzt-Spendenmarketing lief. Unsere Spender sollen wissen: Ihr Geld kommt direkt bei uns an.


Nimmt H&K Sachspenden entgegen?

Nur selten. Zum Beispiel ist unsere Büroausstattung überwiegend gebraucht gespendet, unsere Redaktions-Computer sind eine Neuspende der Hamburger Sparkasse.

Viele Menschen wollen den Hinz&Kunzt-Verkäufern auch mit Kleider- oder Möbelspenden helfen. Die können wir nur in geringem Umfang annehmen, denn wir haben nur

eine kleine, meist überfüllte Kleiderkammer und kein Möbellager. Hinz&Kunzt ist Experte auf anderem Gebiet: Wir sind ein Beschäftigungsprojekt. Unsere Gesellschaft definiert sich stark über Arbeit. Obdachlosen und Ex-Obdachlosen eine sinnvolle Beschäftigung zu geben und ihnen so die Rückkehr in diese Gesellschaft zu ermöglichen ist der Kern unseres Hilfsangebots. Dafür brauchen wir Ihr Geld.

Wie sucht H&K neue Spender?

Grundsätzlich kaufen wir keine Adressen. Wir versuchen, mit vielen Menschen und Institutionen in Kontakt zu kommen und sie für unser Projekt zu begeistern. Viele Hamburger kommen dann auf uns zu mit Ideen, wie man H&K unterstützen könnte. Wir helfen dabei, die Vorschläge umzusetzen.

Was zählt bei H&K als Großspende?

Eine Großspende wären für uns 10.000 Euro. Die erhalten wir allerdings sehr selten. Unsere Stütze sind die vielen Klein- und Kleinstspender. Unser Mindest-Mitgliedsbeitrag im Hinz&Kunzt-Freundeskreis beträgt 60 Euro pro Jahr, und wir haben etliche Rückmeldungen, dass sich die Leute diese Summe nicht mehr leisten können. Dass die Gesellschaft immer ärmer wird, merken wir teilweise auch an unseren Spendern.

Hat H&K Sponsoren?

E.ON Hanse ist seit vielen Jahren unser Hauptsponsor. Von dem Papierhersteller Myllikoski erhalten wir verbilligtes Zeitungspapier.


Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt das Spendensiegel, das für die Vertrauenswürdigkeit und Transparenz einer Hilfsorganisation bürgt.

Warum hat H&K kein DZI-Spendensiegel?

H&K arbeitet lokal in Hamburg, das Spendensiegel richtet sich aber vor allem an überregional tätige Projekte. Im Gegensatz zu großen Organisationen wie Unicef sind die Wege zwischen den Spendern und uns kurz. Jeder kann uns besuchen und mit uns direkt sprechen, zudem sind die H&K-Verkäufer täglich auf Hamburgs Straßen unterwegs.


Wer prüft und kontrolliert die Geschäfte und die Mittelverwendung bei H&K?

Wir sind eine gemeinnützige GmbH mit einem im Handelsregister eingetragenen Geschäftsführer. Unsere Gesellschafter, das Diakonische Werk Hamburg und die Patriotische Gesellschaft, lassen sich drei Mal jährlich Bericht erstatten. Außerdem prüft eine unabhängige und von uns regulär bezahlte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft unseren Jahresabschluss und erstellt ein Testat. Die Zahlen veröffentlichen wir jährlich in unserem Geschäftsbericht, der im Mai erscheint.

Was leistet die Sozialarbeit im Einzelnen?

Hinz&Kunzt bietet Hilfe zur Selbsthilfe. Für unsere Sozialarbeit bedeutet das, jeden Einzelnen unserer Verkäufer so lange zu unterstützen, bis er wieder auf eigenen Füßen stehen kann.

Rund 400 Hinz&Künztler verkaufen das Hamburger Straßenmagazin. Unsere zwei Sozialarbeiter versuchen, sie alle immer wieder zu motivieren, am Ball zu bleiben. Die Verkäufer haben schöne und viele schlechte Erlebnisse, von denen sie auch mal erzählen müssen. Die Sozialarbeiter hören sich alles an, denn Freunde haben die wenigsten Hinz&Kunzt-Verkäufer. Gibt es Probleme mit Ämtern, begleitet ein Sozialarbeiter sie zur Behörde, hilft beim Ausfüllen von Anträgen, berät und klärt über Hartz IV-Regeln und Ein-Euro-Jobs auf. Sie vermitteln Obdachlose in Kirchenkaten oder andere Übergangsunterkünfte und Wohnungen. Die Sozialarbeiter helfen beim Einzug und dabei, sich in den eigenen vier Wänden wieder zurechtzufinden. Viele Hinz&Künztler leiden unter körperlichen und seelischen Erkrankungen. Deshalb vermitteln die Sozialarbeiter Krankenhausplätze und besuchen kranke Verkäufer. Sie halten auch Kontakt zu anderen Institutionen des Hamburger Hilfesystems und arbeiten in unterschiedlichen Gremien mit als Lobby für die Schwächsten in unserer Gesellschaft.

Annette Woywode

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