Bis zum 23. März finden in Hamburg zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt: von Fotoausstellungen zum NSU und Heidenau über Theateraufführungen mit Flüchtlingen bis hin zu politischen Diskussionen.
„100 Prozent Menschenwürde – gemeinsam gegen Rassismus“ – das ist das Motto der diesjährigen Internationalen Wochen gegen Rassismus. Vom 16. bis zum 23. März finden dabei mehr als 1000 Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet statt. Mit dabei sind große Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International, Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Sportvereine ebenso wie kleinere, lokale Initiativen.
Etwa 20 Prozent der Veranstaltungen befassen sich mit den Themen Flucht und Asyl. Der alarmierende Hintergrund: Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der gewalttätigen Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte dramatisch. So registriert das Bundeskriminalamt 924 Straftaten auf Flüchtlingsheime – vier Mal so viel wie im Jahr zuvor. Pro Asyl hat ausgerechnet, dass in Deutschland jeden dritten Tag eine Flüchtlingsunterkunft brennt.
Koordiniert wird das Programm von der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus in Zusammenarbeit mit dem Interkulturellen Rat.
Was ist los in Hamburg?
Ausstellung: Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen
Auf 22 Schautafeln beleuchtet die Ausstellung die Biografien der zehn Mordopfer, die Mordserie und die Neonazi-Szenen, aus denen der NSU hervorging. Warum blieben die Morde der Rechtsextremen Uwe Mundlos, Uwe Bönhardt und Beate Zschäpe so lange unentdeckt? Die Wanderausstellung wurde von Birgit Mair im Auftrag des Instituts für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung (ISFBB) erstellt.
Bis 17. März, Mo–Fr, 7–19 Uhr, So, 10–18 Uhr, So 10–17 Uhr, Rathausdiele, Rathausmarkt 1, Eintritt frei, mehr Infos www.opfer-des-nsu.de
Musikabend: Welcome Music Session
Das Stadtteilkulturzentrum Zinnschmelze in Winterhude lädt gemeinsam mit der Initiative „Welcome to Hamburg Barmbek“ Geflüchtete zu einem Abend voller Musik ein. Einfach zuhören oder selbst zum Instrument greifen oder singen und sich kennenlernen. Moderation: Arne Theophil.
Do, 10.3., 20 Uhr, Zinnschmelze, Maurienstraße 19, Eintritt frei, Spenden erwünscht
Konzert und DJ: Swing tanzen verboten – Swing tanzen erlaubt!
Im Dritten Reich war Swing verboten. Im Gedenken an die Menschen, die durch Rassismus, Diskriminierung und den Krieg im Dritten Reich ums Leben kamen oder von den Nationalsozialisten im KZ ermordet wurden sind, soll ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt werden. Tornado Rosenberg und Band spielen live. Zum Tanzen danach gibt es Swing und Dancemusic im Stil von Django Reinhardt sowie deutsche Schlager der 20er bis 40er Jahre.
Fr, 11.3., Zinnschmelze, 20 Uhr, Eintritt AK: 13/10, VVK 10/8
Fotoausstellung: Heidenau – Solidarity With Refugees
Heidenau in Sachsen erlangte im August 2015 traurige Berühmtheit, als ein rechter Mob zwei Nächte in Folge eine Notunterkunft für Flüchtlinge angriff. Doch es gab auch Solidarität: Heidenauer Bürger organsierten ein Willkommensfest. Auch in der Pegida-Hochburg Dresden demonstrierten 7.000 Menschen unter dem Motto „Refugees Welcome – Pogrome von morgen verhindern“. Die beiden Fotografen Roland Geisheimer und Mark Mühlhaus waren vor Ort dabei.
Bis 17.5., Mo–Fr, 9–19h, Eidelstedter Bürgerhaus, Alte Elbgaustraße 12, Eintritt frei. Mehr Infos zu der Foto-Reportage
Vortrag und Diskussion: Flucht aus dem Flüchtlingslager – Wo beginnt Europas Verantwortung?
Anna-Lena Oltersdorf von Schüler Helfen Leben e.V. berichtet über ihre persönlichen Eindrücke, die sie im jordanischen Flüchtlingslager Za’atari gesammelt hat. Anschließend Diskussion mit dem Landtagsabgeordneten Burkhard Peters (Die Grünen).
Do, 17.3., 19 Uhr, Rathaus Ratzeburg, Ratssaal, Unter den Linden 1, Ratzeburg
Sprechperformance: Denken Was Tomorrow
Die Eltern des freien Schauspielers und Regisseurs Dan Thy Nguyen gehörten zu den so genannten Boat People, die Ende der 70er Jahre aus Vietnam in die Bundesrepublik kamen. Als Boat People trieben sie auf dem Meer, in der Hoffnung gerettet zu werden. 35 Jahre später treiben und sterben erneut Tausende Geflüchtete auf Booten im Mittelmeer. In seiner Sprechperformance erzählt Ngyuen die Geschichte seiner Eltern, ihrer Flucht und davon, wie sie ihr neues Leben in Deutschland aufbauten und wo ihnen überall Rassismus begegnete.
Fr., 18.3., 20 Uhr, Kulturladen St. Georg, Alexanderstraße 16, Eintritt 6/4 Euro
Aktionstag gegen Rassismus: Hand in Hand gegen Rassismus – für Menschenrechte und Vielfalt
Amnesty International, Pro Asyl, Campact und vielen andere rufen zu einem dezentralen Aktionstag gegen Rassimus auf: vom Flashmob über Info-Stände bis zu Kundgebungen.
Sa., 19.3., Infos über die Aktionen sind unter www.hand-in-hand-gegen-rassismus.de abrufbar
Playback-Theater: Stop! Checkpoint!
In diesem interaktiven Theaterprojekt von und mit Flüchtlingen geht es um Heimat, Flucht und ums Ankommen in Deutschland – umgesetzt in Szenen, Bildern und Musik mit den Impro-Theatergruppen Steife Brise versus Leistenbruch.
Sa, 19.3 , 19:30 Uhr, Haus Drei/Café Welcome, Hospitalstraße 107, Eintritt frei, Spenden erwünscht
Diskussion: Humor und Witz als (anti)rassistische Strategie!?
Ein Abend über rassistische Witze einerseits und Humor als antirassistische Strategie andererseits. Wo endet der Spaß und wo beginnt Rassismus? Wie können wir auf rassistische Witze im Alltag reagieren?
Mitwirkende:
Friederike Wirtz, umdenken Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg
Sidonie Fernau, Paritätischer Wohlfahrtsverband, Landesvorstand Die Grünen
Tahir Della, Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland
Prof. em. Ursula Neumann, Allgemeine Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaften, Uni Hamburg
Davidson Ellen, Profifußballer FC St. Pauli
Youssef Adlah, Poetry Slammer, i.Slam
Moderation: Kübra Gümüsay, Journalistin und Aktivistin
Mi., 23.3, 17:45-20 Uhr, Frappant, Zeiseweg 9, Viktoria Kaserne, Eintritt frei, um Anmeldung bis zum 16. März unter manuela.bkuhm@paritet-hamburg.de wird gebeten
Text: Simone Deckner
Foto: Mark Mühlhaus
Zum Hintergrund: Die Internationalen Wochen gegen Rassismus werden seit 1979 begangen – als eine alljährliche Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus. Sie sind eine Ausweitung des Internationalen Tags gegen Rassismus, der 1966 erstmals von den Vereinten Nationen ausgerufen wurde. Der Gedenktag erinnert an das Massaker im südafrikanischen Sharpeville 1960. Damals schoss die Polizei auf friedliche Demonstranten, die gegen das Apartheid-Regime aufbegehrten. Hunderte wurden verletzt, 69 Menschen starben.
Alle Infos unter www.internationale-wochen-gegen-rassismus.de/veranstaltungen/