Hiphop gegen Hunger

Rapper Denyo von den „Beginnern“ und Konzertveranstalterin Uli Zumsande sammeln mit einem Benefiz-Konzert für ein Ernährungsprojekt in Malawi

(aus Hinz&Kunzt 167/Januar 2007)

Wenn Hamburger Musikgrößen wie die Beginner, Afrob, Samy Deluxe und das DJ-Trio Assoto Sounds auf der Bühne stehen, dann kann man sich auf Hiphop der Extraklasse freuen. Am 19. Januar spielen sie beim Benefiz-Konzert „Life Beats Malawi“ für das „Peanut-Butter-Projekt“, das unterernährten Kindern in Malawi hilft

Rapper Denyo erfuhr von seinem Mitbewohner Arash von Assoto-Sounds von dem Konzert und war sofort begeistert: „Ein Benefiz-Konzert hatte ich lange nicht mehr gemacht, und das Projekt hörte sich total interessant an“, erzählt der 29-jährige Musiker. „Wir leben in einem krass ungerechten System, global gesehen leben 99 Prozent aller Menschen von fast nichts. Dagegen wollen wir wenigstens ein kleines bisschen was tun.“

Denyo ist Teil der legendären Hamburger Hiphop-Band „Beginner“, als Solokünstler veröffentlichte er 2005 sein Album „The Denyos“. Die Solokarriere hat ihn stark verändert, sagt er: „Du nimmst als Solokünstler Erfolg wie Misserfolg voll auf deine Kappe. Du bekommst ein dickeres Fell, wirst aber halt auch weniger kompromissbereit.“

Trotz der derzeitigen Band-Pause konnte Denyo seine Kollegen DJ Mad und Eizi Eiz sofort von „Life Beats“ überzeugen. In der Fabrik werden die Beginner daher das erste Mal seit 2004 wieder gemeinsam auf der Bühne stehen. „Das ist für uns eine Art Zwischenstation, weil wir frühstens 2008 wieder an einem Beginner-Album arbeiten werden“, sagt Denyo. „Aber wir wollen alle zusammen eine gute Party machen.“ Das Konzert ist für Denyo aber auch ein klarer Aufruf gegen Rechts: „Der Rechtsradikalismus ist wieder groß im Kommen. Deshalb soll es auch darum gehen, ein Statement zu setzen und die Leute wieder mehr zu politisieren.“

Die Verbindung von Musik und Solidarität steht auch für die Veranstalterin von „Life Beats“, Uli Zumsande, im Vordergrund. Die 47-jährige Hamburgerin ist in ihrem Leben viel gereist, hat die unterschiedlichsten Berufe ausgeübt und ist dabei immer wieder interessanten Menschen begegnet. „Ich war lange Zeit in den USA, in Israel, Lateinamerika und Asien“, sagt sie. „Ich hatte einfach immer ein großes Interesse an der ganzen Welt, und ich war nie eine Touristin, die sich faul an den Pool legt.“

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Im Laufe der Jahre arbeitete Uli Zumsande in einem Trickfilmstudio, als Sozialarbeiterin und sogar als Bananen-Importeurin. Immer wieder jedoch zog es sie nach Hamburg, wo sie aufgewachsen ist. Hier ist sie jetzt seit acht Jahren als Konzertveranstalterin tätig, und hier kam ihr die Idee für „Life Beats“. „Ich habe überall auf der Welt gesehen, wie schlecht es den Menschen geht. Ich konnte mein Leben immer leben, wie ich wollte, und das wollte ich gerne ein wenig zurückgeben.“

2005 machte sie sich deshalb auf die Suche nach einem tollen Projekt, und sie wurde in Malawi fündig. Im Sommer 2006 beschloss sie, das Projekt vor Ort zu besuchen. „Als Erstes fiel mir auf, wie trocken und wüst dieses Land ist“, erinnert sie sich. „Es war Winter in Malawi, nachts war es furchtbar kalt, und ich dachte bei mir, was das für eine harte Umgebung zum Leben ist.“

Die Kinder, die im Projekt betreut werden, wirkten auf sie weniger fröhlich und neugierig, als sie es aus anderen afrikanischen Ländern kannte: „Da ist mir klar geworden, wie schlecht es ihnen geht.“

Und so arbeitet das Peanut-Butter-Projekt: Aus lokalen Produkten wird die Erdnussbutter hergestellt. Die Kinder werden alle zwei Wochen untersucht und je nach ihren Bedürfnissen versorgt. „Besonders viele Kinder kommen ab Januar, wenn die Vorräte aufgebraucht sind und die große Hungersaison kommt“, berichtet Uli Zumsande.

In der Fabrik und im Projekt sind auch Arbeitsplätze entstanden, sodass das Projekt nicht nur den Kindern hilft: „Die Erdnüsse stammen von einem Kollektiv aidskranker Frauen, die sonst keine finanzielle Grundlage hätten. Es sind wirklich viele Leute vor Ort eingebunden, und das funktioniert großartig.“ Uli Zumsande verließ Malawi mit dem festen Vorsatz, diesem Projekt zu helfen.

Wieder in Hamburg stellte sie über Freunde Kontakt zu den Künstlern her, die meisten waren wie Denyo sofort zu einem Benefiz-Auftritt bereit. „Ein Ticket rettet in etwa ein Kind. Ich hoffe, dass wir mit 1200 Gästen ausverkauft sein werden“, sagt Uli Zumsande. Einen Tag nach dem Festival geht das Geld schon nach Malawi, wo es zum Einkauf von Lebensmitteln dringend gebraucht wird. Und weil nach dem Konzert immer vor dem Konzert ist, denkt Uli Zumsande über die nächste Ausgabe von „Life Beats“ nach: „Eine Freundin von mir hat in Nepal ein Heim für Straßenkinder eröffnet“, sagt sie. „Förderungswerte Projekte kenne ich zur Genüge.“

Hanning Voigts

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