Seit fünf Wochen laufen die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Sachbeschädigung gegen die Täter, die Hinz&Künztler Manole überfallen und sein Zelt zerstört haben. Bislang gibt es noch keine Ergebnisse. Warum?
Den Überfall kann Manole so schnell nicht vergessen: Als wir vor fünf Wochen mit ihm bei der Polizei waren, um Anzeige zu erstatten, war er noch ganz verängstigt. Drei Tage zuvor hatten Unbekannte ihn und seinen Cousin in der Nacht überfallen, ihm gegen den Kopf getreten und das Zelt zerstört, das ihnen Schutz bot. Auch noch zwei Wochen später musste er weinen, als er uns noch einmal das unbewohnbare Zelt zeigte. „Das war mein Zelt, ich habe dafür bezahlt“, sagte er unter Tränen. Es war sein ganzer Stolz, denn viel mehr als das Zelt besaß der Obdachlose nicht.
Inzwischen hat Manole zum Glück ein neues Zelt. Keine zwei Stunden, nachdem wir den Fall öffentlich gemacht hatten, brachte ein Leser es vorbei. Doch was ist mit den Tätern, die sein altes zerstört hatten? Manole sagt, es seien Mitarbeiter des Bahn-Sicherheitsdienstes gewesen. Ermittelt die Polizei mit Nachdruck? Wir erinnern uns noch, dass der diensthabende Polizist Manole zunächst gar nicht richtig ernst nahm, ungewaschen wie er vor ihm saß und nur gebrochenes Deutsch sprach. Erst nachdem unser Sozialarbeiter eingegriffen hatte, nahm der Beamte dann doch eine Anzeige auf. Bis heute hat sich die Polizei nicht wieder bei Manole gemeldet.
Nachfrage bei der Polizei: Warum gibt es noch keine Ermittlungsergebnisse? „Es dauert immer ziemlich lange“, räumt Bundespolizeisprecher Rüdiger Carstens ein. „Das liegt aber nicht daran, dass die Ermittler schlecht ermitteln!“, betont er. Es habe allein eine Woche gedauert, bis die zuständige Bundespolizei den Fall auf dem Schreibtisch gehabt habe, erklärt er. Das war am Freitag, den 3.Juli. Am Dienstag darauf erbittet die Polizei von der Bahn Angaben über die Mitarbeiter, die zum Zeitpunkt des Überfalls im Einsatz waren.
Und dann passiert erst einmal: Nichts. Es dauert zwei Wochen, bis die Bahn die Namen der fraglichen Mitarbeiter den Ermittlern nennt. Dabei hatte die Bahn laut ihres Pressesprechers sie schon längst mit Manoles Anschuldigungen konfrontiert, ihre Namen waren also bekannt. „Wir haben fristgerecht die Fragen der Bundespolizei beantwortet“, heißt es dazu nur lapidar von der Bahn. Am 22. Juli geht tatsächlich bei der Polizei ein Schreiben mit drei Namen ein. „Erst, wenn die Bahn uns die Namen der Mitarbeiter mitteilt, können wir sie zur Vernehmung laden“, sagt Polizeisprecher Carstens. Die Vorladungen verschicken die Ermittler dann am 27. Juli.
Die erste Vernehmung ist für diesen Freitag angesetzt. Dann wird hoffentlich der erste von drei Bahn-Mitarbeitern gegenüber der Polizei eine Aussage machen – wenn er denn zum Termin erscheint. Verpflichtet ist er dazu nämlich nicht. Gegenüber Hinz&Kunzt hatten die Sicherheitsleute bestritten, zur Tatzeit überhaupt in der Nähe des Tatorts gewesen zu sein. Polizeisprecher Carstens versichert: „Wir sind am Ball!“
Wir auch.
+++Update+++
Zum ersten Vernehmungstermin sind zwei Bahn-Mitarbeiter erschienen und haben ausgesagt. Zudem hat die Bundespolizei am Wochenende weitere Ermittlungen durchgeführt -„auch im Umfeld der Zelte“, so Sprecher Carstens. Die weiteren Vernehmungen sollen nun„zügig“ stattfinden – das heißt im Laufe des Monats.
Text: Benjamin Laufer/SIM
Fotos: Mauricio Bustamante