Das Warten hat ein Ende: Zwei Jahre nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch sind die geforderten 30 Millionen US-Dollar zur Entschädigung von Opfern und Angehörigen zusammen. Geld soll schnell ausgezahlt werden.
„Auf diesen Tag haben wir lange gewartet und hingearbeitet“ sagt Gisela Burkhardt von der Kampagne für Saubere Kleidung. Mehr als zwei Jahre nach dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch ist nun endlich die geforderte Gesamtsumme von 30 Millionen US-Dollar (26,5 Millionen Euro) in den Opfer-Entschädigungsfonds eingegangen. Nun können auch die letzten Opfer und Familienangehörigen ausgezahlt werden, so die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) der Vereinten Nationen.
Bei dem Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch starben im April 2013 insgesamt 1135 Menschen, mehr als 1500 wurden zum Teil schwer verletzt. „Wenn nun alle Familien, die von diesem Unglück betroffen sind, das Geld erhalten, das ihnen zusteht, können sie sich endlich darauf konzentrieren, ihr Leben wieder aufzubauen. Dies ist ein großer Moment für die Gerechtigkeit“, so Burckhardt weiter.
Noch vor einem Monat fehlten dem Entschädigungsfonds noch 2,4 Millionen US-Dollar (2,6 Mio. Euro). In den vergangenen Tagen ging dann aber eine anonyme Großspende ein, so dass die geforderte Summe von 30 Millionen US-Dollar erreicht wurde. Der Fonds wurde im Januar 2014 von der ILO gegründet. In den Trümmern von Rana Plaza starben die Ernährer ganzer Familien oder sie wurden so schwer verletzt, dass sie seither arbeitsunfähig sind. Die Opfer stehen vor dem Nichts, müssen hohe medizinische Kosten tragen und sich verschulden. Hier sollen die Entschädigungszahlungen erste Hilfe bieten.
Öffentlicher Druck auf beteiligte Textilfirmen
Berndt Hinzmann vom INKOTA-Netzwerk bedankte sich bei den vielen Unterstützern, die öffentlich Druck auf die beteiligten Textilunternehmen gemacht hatten. „Zusammen haben wir erneut bewiesen, dass Konsumenten in Deutschland und Europa sich dafür interessieren, wer ihre Kleidung hergestellt hat – und dass ihr Einsatz einen Unterschied machen kann“ sagte er. Mit öffentlichen Protestaktionen vor Filialen, Aktionen und Online-Petitionen hatten Menschen weltweit die Textilunternehmen – unter ihnen auch die deutschen Firmen KiK, C&A, Adler und Kappa – immer wieder aufgefordert, in den Entschädigungsfonds einzuzahlen.
Die Kampagne für Saubere Kleidung appellierte an europäische Politiker und Regierungen, eine bessere Regulierung für die Lieferketten von Unternehmen auf den Weg zu bringen, so dass Firmen und Händler in Zukunft zur Verantwortung gezogen werden können. Mit einer neuen Initiative will die ILO zudem gemeinsam mit der Regierung, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen, Stiftern und Partnern aus der Industrie eine nationale Unfallversicherung für die vier Millionen Beschäftigten im Textilsektor in Bangladesch aufbauen. Die gibt es bislang noch nicht.
Text: Simone Deckner
Foto: NurPhoto/Zuma Press/Action Press