Die deutsche Mannschaft belegte beim diesjährigen Homeless World Cup in Chile nur Platz 18. Dennoch erlebten die Spieler ein rauschendes Fußballfest. Fotograf Mauricio Bustamante war live dabei. Hier sein Bericht.
(aus Hinz&Kunzt 262/Dezember 2014)
Was für ein Bild! Ein Spieler der argentinischen Mannschaft wird durch die Menschenmenge getragen – und dabei schwenkt er begeistert die deutsche Flagge. Gerade hatten die Deutschen beim Homeless World Cup (HWC) in Chile das Spiel um den Copa de Santiago verloren – einen von sechs Pokalen, die es zu gewinnen gab – und von wem werden sie getröstet? Von den Argentiniern, die in derselben Gruppe wie die Deutschen völlig chancenlos angetreten waren. Ich fand, das war ein wunderschönes Symbol, nachdem Argentinien bei der diesjährigen „echten“ Weltmeisterschaft in Brasilien das Endspiel verloren hatte und die deutsche Mannschaft nach ihrer Rückkehr in Berlin vor Hunderttausenden Fans den eher peinlichen „Gauchotanz“ zum Besten gegeben hatte.
Dass die Argentinier für gute Stimmung sorgen, ist eher normal. Dass aber die Stimmung in der deutschen Mannschaft so gut war, hat mich beeindruckt. Ich war zum zehnten Mal beim HWC als Fotograf dabei und kann das beurteilen: Diese sieben Jungs waren eine coole Truppe! Sie hatten Spaß zusammen und haben sich umeinander gekümmert. Das mag daran gelegen haben, dass alle in einem ähnlichen Alter sind. Sicher hat es aber auch an Teammanager Frederik Bükers und Trainer Jiri Pacourek gelegen. Sie sind hoch professionell mit der Obdachlosen-Mannschaft umgegangen. Jeden Abend gab es eine Mannschaftsbesprechung auf der Dachterrasse des Hotels, in dem die Mannschaft untergebracht war – im achten Stock mit tollem Blick auf die Hauptstadt Santiago de Chile. Hier wurde die Taktik besprochen, die ziemlich kräftezehrend war: immer in Bewegung bleiben und den Ball am Laufen halten. Es wurden aber auch Probleme beredet. Wer einen miesen Tag hatte, hat sich entschuldigt. Alle haben sich gegenseitig Mut gemacht.
Den Titel holten sich trotzdem die Chilenen – im Endspiel gegen Bosnien-Herzegowina (5:2). In ihrer Mannschaft haben aber nicht nur Obdachlose mitgespielt – umso stolzer kann das deutsche Team auf seine Leistung sein. „Unseren“ Jungs war schon am vierten Tag klar, dass sie nicht Meister werden können. Klar, sie waren enttäuscht. Aber nur kurz. Dann haben sie erst mal einen Ausflug an den Pazifik gemacht. Fünf Stunden sind sie dafür mit dem Bus gefahren. Na und? Hey, sie waren baden im Pazifik! Und überglücklich.
Protokoll: Annette Woywode
Foto: Mauricio Bustamante