Seit 15 Jahren spenden die Damen vom Frauengesprächskreis in Wedel den Erlös ihres Weihnachtsbasars für Hinz&Kunzt – ganz hanseatisch-diskret.
(aus Hinz&Kunzt 260/Oktober 2014)
Eigentlich gibt es sowas doch nur auf dem Dorf: Schon seit 51 Jahren trifft sich der Frauengesprächskreis in Wedel, manche der 16 Teilnehmerinnen sind bereits seit den Anfangsjahren dabei. Die jüngste ist 56, die älteste 91 Jahre alt. Manche von ihnen sind nicht mehr gut zu Fuß, und wenn sie alle 14 Tage im Gemeindehaus der Immanuelkirche zusammenkommen, dann dauert es eine Weile, bis sie ihre Plätze gefunden haben. „Angeblich haben wir hier keine festen Plätze“, sagt eine der Damen und lächelt spitzbübisch. „Aber wehe, man setzt sich dann tatsächlich mal woandershin!“
Ein wenig geht es bei den Damen zu wie in einer Schulkasse, wenn auch in einer sehr hanseatischen. Es wird getuschelt, gelacht und geredet, aber man begrüßt sich eher mit Handschlag. Manche ist noch sportlich-fit in Jeans unterwegs, andere müssen sich schon mal hier oder da festhalten. Aber hellwach und interessiert sind sie alle, und man spürt die besondere Nähe und Fürsorge im Miteinander. Zum koffeinfreien Kaffee wird Butterkuchen gereicht. „Meistens gibt es frischen selbstgebackenen“, entschuldigen sich die Damen – heute hat die Zeit nur für einen Kuchen vom Bäcker gereicht.
Wer einmal kommt, der bleibt in der Regel dabei. Nach Konfession wird im Gesprächskreis nicht gefragt, aber Grundlage ihres Kreises ist der christliche Glaube, darauf legen sie Wert. Das Abendgebet gehört für sie ebenso dazu wie das gemeinsame Singen von Kirchenliedern oder die Fürbitten, wenn es einer von ihnen schlecht geht. Und so liegt auch das Gesangbuch ganz selbstverständlich neben der Kaffeetasse. „Wir können hier über alles miteinander reden und sicher sein, dass das in diesem Raum bleibt“, beschreiben sie den ganz besonderen Zusammenhalt der Frauen. „Wir achten gut aufeinander, das zeichnet unseren Kreis aus.“
Sie achten auch gut auf die Welt vor ihrer Tür, haben ein feines Gespür für soziale Ungerechtigkeiten. Schon seit 15 Jahren spenden sie den Erlös ihres Weihnachtsbasars für Hinz&Kunzt. Mehr als 3300 Euro sind dafür zusammen gekommen; den Verein StrassenKids unterstützen sie ebenfalls mit Spenden. „An Hinz&Kunzt hat uns gefallen, dass es dabei um Hilfe zur Selbsthilfe geht“, sagt die Leiterin Christa Schäfer (76). „Menschen brauchen Chancen“, ergänzt Schatzmeisterin Inge Fischer (74).
Obwohl die Gemeindejugend sie tatkräftig unterstützt, wird die Organisation des Weihnachtsbasars von Jahr zu Jahr mühsamer. Trotzdem bleiben sie dabei, denn sie möchten gern etwas zurückgeben, „ein Stückchen Dankbarkeit“, finden sie. Früher reichte die Kraft noch für Ausflüge und Freizeiten, heute ist die Welt kleiner geworden. Viel haben sie miteinander erlebt und geteilt, stehen sich bei in Krisen, bei Krankheiten und in schweren Zeiten, ohne große Worte darüber zu machen. Manche haben sie verloren in den vielen gemeinsamen Jahren. Was das mit ihnen gemacht hat? „Es bildet noch mehr Vertrauen und es schweißt zusammen.“
Text: Misha Leuschen
Foto: Miguel Ferraz