(aus Hinz&Kunzt 260/Oktober 2014)
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Zeitverträge stellte die Deutsche Post AG einer Briefträgerin aus. Mehr als zehn Jahre lang arbeitete die Frau auf diese Weise für den Konzern, dann erhielt sie im April dieses Jahres keinen Anschlussvertrag mehr.
Die 41-Jährige zog mithilfe der Gewerkschaft Verdi vors Arbeitsgericht – und hatte Erfolg: Bei einem Gütetermin Anfang Juni bot ihr die Post plötzlich einen unbefristeten Arbeitsvertrag an. Offenbar wollte das Unternehmen seinen Image-Schaden begrenzen, indem es im Einzelfall einlenkte. Denn anders als bei einem Urteil hat eine gütliche Einigung keine Auswirkungen auf andere, vergleichbare Fälle.
Verdi spricht dennoch von einem „Etappensieg“ und kündigte an, den Kampf für unbefristete Arbeitsverträge fortzusetzen. Betriebsräte haben nach geltendem Recht keine Möglichkeit, gegen sogenannte Kettenarbeitsverträge vorzugehen. Somit können sich Betroffene nur selbst wehren, indem sie vor dem Arbeitsgericht klagen. Laut Gewerkschaft laufen derzeit mehrere vergleichbare Verfahren gegen die Post.
Die Deutsche Post AG erklärte auf Nachfrage, Befristungen seien „ein notwendiges Mittel zum flexiblen Personaleinsatz“. Und: „Fast 90 Prozent unserer Briefzusteller sind unbefristet beschäftigt.“ Laut Verdi arbeiten bundesweit mehr als 21.000 Menschen mit Zeitverträgen für die Post AG, allein in Hamburg sind mehr als 1000 Mitarbeiter betroffen.
Unsichere Beschäftigungsverhältnisse werden zunehmend Normalität: 75.000 Menschen in Hamburg arbeiten mit Zeitverträgen, vor allem in Krankenhäusern, Schwimmbädern und auf dem Flughafen. Mittlerweile werden vier von zehn neuen Arbeitsverträgen
in Deutschland zeitlich befristet.
Text: Ulrich Jonas
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