Ein Pferd wegen finanzieller Not oder Krankheit abgeben zu müssen, ist hart. Zum Glück gibt es die Pferdeklappe von Petra Teegen. Eine Vorabgeschichte aus unserem Tierheft, das Mitte Oktober erscheint.
(aus Hinz&Kunzt 259/September 2014)
„Das sind meine Klappenjungs.“ Petra Teegen öffnet das Gatter zu einer Koppel, auf der entspannt zwei Pferde grasen. „Das ist Pirat“, stellt sie einen 27-jährigen Schecken vor. Gemeinsam mit einem anderen Wallach bildet er das Empfangskomitee der „Pferdeklappe“. „Wir haben keine Empfangsdamen, sondern Empfangsjungs.“ Ein Pferd braucht unbedingt Gesellschaft, wenn es anonym auf der Weide abgestellt wird. „Das Pferd ist ein Herdentier. Wird es allein zurückgelassen, schreit es sich die Lunge aus dem Hals und versucht, durch den Zaun zu gehen“, so Teegen. Die 61-Jährige kümmert sich schon ihr halbes Leben ehrenamtlich um vernachlässigte Pferde. 2013 hat sie mit einem eigens gegründeten Verein in Norderbrarup im Kreis Schleswig-Flensburg die erste Pferdeklappe Deutschlands eröffnet. Dort können finanziell überforderte Pferdebesitzer ihre Tiere abgeben.
„Wer zu arm oder zu krank ist, kann sein Pferd hierher bringen. Ich suche dann neue Besitzer“, so Petra Teegen. „Damit ist beiden Seiten geholfen.“ Gut 100 Tiere haben im ersten Jahr schon ein neues Zuhause gefunden. Dafür ist die quirlige Tierfreundin rund um die Uhr im Einsatz.
Gerade klingelt wieder ihr Mobiltelefon. Ein Interessent ist dran. Vor zwei Tagen hat er im Internet vom jüngsten Neuzugang der Pferdeklappe gelesen, einer 16-jährigen Traberstute und ihrem Stallpartner. Deren Besitzer sind arbeitslos geworden und haben sich unter Tränen von den beiden Tieren getrennt. Seitdem haben sich schon einige Leute per E-Mail oder Telefon gemeldet. Der Wallach ist bereits vermittelt. „Connor wird später abgeholt“, freut sich Petra Teegen. Für die Stute ist sie auch optimistisch. „Die ist ganz süß“, flötet sie ins Telefon. „Sie muss nur erst wieder galoppieren lernen.“ Das verunsichert den Anrufer offensichtlich. Er bittet um Bedenkzeit. Petra Teegen nimmt es gelassen. „Am besten schicken Sie mir einfach einen Wunschzettel, dann kommen Sie auf meine Warteliste“, empfiehlt sie dem Mann am Telefon. Mehr als 140 Leute stehen inzwischen auf der Liste. „Alles Leute, die an Tierschutz interessiert sind“, so Petra Teegen. Wieder klingelt das Telefon. „Wir müssen los. Connors neue Besitzer sind da!“ … Lesen Sie weiter in der Hinz&Kunzt-Septemberausgabe
Text: Sybille Arendt
Fotos: Dmitrij Lelschuk