SPD will bezahlte Arbeit statt Hartz IV. Kampagne: Die Tafeln suchen junge Helfer. Ole Plogstedt will sich gegen Hunger einsetzen und nicht wartet auf Antwort auf Frau Merkel. Der Rückblick auf die letzte Juliwoche.
Aus passiv mach aktiv!
SPD will aus Sozialleistungen Lohnzuschüsse machen
Die Bürgerschaftsfraktion der SPD hat einen Antrag gestellt, laut dem Sozialleistungen zu Lohnzuschüssen werden sollen. Die Idee: Das Geld vom Amt für den Lebensunterhalt wird an Hilfeempfänger nicht als Grundsicherung, sondern als Teil der Bezahlung für eine feste Arbeit überwiesen. SO will die SPD „sozialversicherungspflichtige Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren“. Ksenija Bekeris, Fachsprecherin für Soziales, sagte dazu: „In Baden-Württemberg wurden in einem Pilotprojekt seit 2012 gute Erfahrungen damit gemacht, insbesondere solche Arbeitssuchenden für Arbeitgeber wieder interessanter zu machen, die lange Zeit arbeitslos waren.“
Die Umwidmung der Sozialleistungen (etwa Arbeitslosengeld II) wird auch „Passiv-Aktiv-Transfer“ genannt, wo bei „passiv“ für Sozialleistungen für Arbeitslose steht und „aktiv“ für Lohnzuschüsse für Angestellte.
Bisher war dieser Transfer wegen rechtlicher Probleme nicht möglich. Die SPD beantragt, dass Hamburg sich an der Entwicklung eines entsprechenden Modells beteiligt und selbst Modell-Region wird. Bekeris: „Nicht zuletzt sagen wir arbeitsuchenden Menschen: Wir helfen euch in Arbeit und verwalten nicht nur eure Arbeitslosigkeit. Das ist ein gutes Signal.“
Sozialverband unterstützt SPD-Forderung
Ds findet auch der Sozialverband Hamburg. Der Vorsitzende Klaus Wicher fordert einen sozialen Arbeitsmarkt, zu dem auch der von der SPD beantragte Passiv-Aktiv-Transfer gehören soll.“ Der Sozialverband erinnert an den Hamburger Koalitionsvertrag, „in denen eine Erhöhung der Mittel für eine aktive Arbeitsmarktpolitik festgeschrieben ist“: „Es müssen Taten folgen. In der Vergangenheit wurden Mittel eher gekürzt“, sagt Wicher. Dass jeder zehnte Hamburger (mehr als 182.000 Menschen) bekommt, findet Wicher „zu viel“.
Tisch auf!
Bundesverband der Deutschen Tafel startet neue Freiwilligen-Kampagne
„Ich helf mit. Und du?“ heißt eine neue Kampagne des Bundesverbands der Tafeln. Im Internet unter www.junge-tafel.de stellen sich ehrenamtliche Helfer zwischen 16 und 29 Jahren vor, zeigen Gesicht für die Tafel-Bewegung und erklären, wie und warum sie sich engagieren. So sollen neue Freiwillige für die Tafeln gewonnen werden. 60.000 Menschen unterstützen die mehr als 900 Tafeln in Deutschland – von Flensburg bis Passau ehrenamtlich. Sie holen Lebensmittel ab und geben sie aus, erstellen Flyer oder pflegen Websites. „Jeder gibt, was er kann – das ist das Motto bei den Tafeln“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbands. Etwa 1,5 Millionen Menschen, die wenig Geld zur Verfügung haben, profitieren von dem enormen Engagement. Das Prinzip der Tafeln – Verteilen statt Wegwerfen – funktioniert in Deutschland gut. Kritiker finden: zu gut. Auch die Tafeln selbst betonen immer wieder, dass ihr Einsatz kein Ersatz für ein gutes Sozialsystem sein darf.
TV-Koch Ole Plogstedt will Hunger bekämpfen, nicht Konzerne unterstützen
Weltweit hungert jeder achte Mensch. Das ist absurd, denn es gibt mehr als genug Lebensmittel. Darauf macht Fernsehkoch Ole Plogstedt gemeinsam mit der Organisation Oxfam aufwendig. Dafür hat Ole vor dem Berliner Reichstag eine ungewöhnliche Kochaktion gestartet: Er kocht ohne Lebensmittel (zu sehen bei Youtube via http://bit.ly/AbsurdOle). Viele der Hungernden seien Kleinbauern, die den ganzen Tag auf Feldern schuften, davon aber sich und ihre Familie nicht ernähren können. Die Bundesregierung will Abhilfe schaffen – unterstützt statt der Menschen in armen Ländern aber Großkonzerne. Oxfam und Ole Plogstedt fordern in einem Brief an Bundeskanzlerin Merkel und Entwicklungsminister Müller, Agrarkonzerne nicht zu unterstützen. Auf eine Antwort warten sie noch. Mehr als 30.000 Menschen, darunter 150 Prominente wie die Musiker von den Toten Hosen und Fettes Brot, mehrere TV-Köche und Schauspieler Jan-Josef Liefers haben den Aufruf schon unterzeichnet. Mitmachen kann man unter www.oxfam.de/agrarkonzerne