In Hamburg setzen sich Lampedusa-Flüchtlinge mit einem Fotoprojekt für eine Arbeitserlaubnis ein. Und in Neu Wulmstorf erkämpfen sich Rumänen erfolgreich bessere Arbeitsbedingungen in einer Wurstfabrik. Unser Wochenrückblick rund um den Broterwerb.
Bleiberecht und die Erlaubnis, zu arbeiten – für diese Forderungen setzen sich die Lampedusa-Flüchtlinge seit über einem Jahr in Hamburg ein. Manche dürfen bald arbeiten, weil sie sich in ein offizielles Verfahren des Senats begeben haben. Doch die meisten scheuen diesen Weg, weil sie an dessen Ende die Abschiebung befürchten. Am Dienstag bekräftigte die Gruppe deswegen noch einmal die Forderung nach einer Arbeitserlaubnis – mit einer kreativen Aktion. Die Fotografin Marily Stroux stellte das Projekt „Professions“ vor: Sie hat die Flüchtlinge in Hamburg bei der Ausübung ihrer früheren Berufe fotografiert. Ihr Ziel ist es, die Qualifikationen der Afrikaner hervorzuheben. Sie hätten in ihrer Heimat zur „Leistungselite“ gehört, schreibt das St. Pauli Blog des Hamburger Abendblatts – „bis der Krieg kam“.
Jetzt sind sie in Hamburg und sind seit über einem Jahr zum Nichtstun verdammt. „Wir wollen uns in diese Gesellschaft einbringen und arbeiten – das ist der zentrale Punkt“, sagte Sprecher Asuqo Udo der taz. Viele der Flüchtlinge haben demnach Jobangebote – können sie aber wegen der fehlenden Erlaubnis nicht annehmen. Udo: „Wir möchten nicht in irgendwelche sozialen Programme, wir können und wollen arbeiten und uns selber ernähren.“
Für Osteuropäer bringen Jobs in Deutschland oft viele Probleme mit sich. Meistens bleibt es bei Klagen über schlechte Arbeitsbedingungen und erschütternden Medienberichten – wenn überhaupt. Aber in dieser Woche ist etwas Besonderes passiert: 100 Rumänen gingen vor einer Wurstfabrik in Neu Wulmstorf gegen ihre miesen Arbeitsbedingungen auf die Barrikaden. Einige mussten täglich zwölf Stunden und mehr arbeiten. Etliche lebten in schlechten und zu teuren Unterkünften – für ein Mehrbettzimmer mussten sie bis zu 300 Euro im Monat bezahlen. Jetzt konnten sie tatsächlich Erfolge erzielen! Wir waren so beeindruckt, dass wir sofort hin gefahren sind und Eindrücke von vor Ort mitgebracht haben.
Miese Arbeitsbedingungen für rumänische Arbeiter sind kein rein norddeutsches Phänomen. Die Frankfurter Rundschau berichtete am Donnerstag über drei Bauarbeiter, die sich seit Tagen im Hungerstreik befinden. Sie wurden laut dem Bericht um große Teile ihres Lohns geprellt und von ihrem Arbeitgeber in miserablen Unterkünften untergebracht. Auch ihr Protest – im hessischen Landtag – könnte Erfolg haben: Staatssekretär Mathias Samson sprach von einem „nicht akzeptablen Skandal“ und sicherte die Unterstützung der Landesregierung zu. Wir wünschen den Arbeitern viel Erfolg!
Am Pranger standen in dieser Woche auch wieder die Arbeitsbedingungen in asiatischen Textilfabriken. In Kleidungsstücken der britisch-irischen Marke Primark fanden Kunden eingenähte Hilferufe. Das Manager Magazin berichtete, die Urheber der Botschaft beklagten sich darüber, „wie Ochsen“ arbeiten zu müssen. Das Essen, das ihnen zur Verfügung gestellt werde, wäre selbst für Tiere ungenießbar. In einer anderen Botschaft hätten sich Arbeiter beschwert, „bis zur Erschöpfung“ zur Arbeit gezwungen worden zu sein. Inzwischen verdichten sich zwar Hinweise, die Botschaften könnten gefälscht und Teil einer Kampagne, etwa einer NGO, sein. Das berichtet die Frankfurter Rundschau. Aber immerhin, auch das betont das Blatt, ist dadurch erneut eine Debatte über die Arbeitsbedingungen bei den Textilherstellern entbrannt. Jetzt müssen die sich nur noch ändern.
Text: Benjamin Laufer
Foto: Marily Stroux