Viele Hamburger hatten lautstark dagegen protestiert, dass die neuen Mülleimer in der Innenstadt Pfandsammlern das Leben schwer machen. Jetzt hat die Stadtreinigung reagiert: Ab sofort testet sie eigens entwickelte Pfandregale, um Sauberkeit und Flaschen sammeln unter einen Hut zu kriegen.
Sascha ist spontan begeistert. „Hey, cool!“, ruft er, als er das metallene Regal an dem Müllbehälter vor Saturn in der Mönckebergstraße entdeckt. Sieht ja auch schick aus, so glänzend und ganz sauber. Etwas zu sauber vielleicht, denn das Regal ist leer. Zehn solcher Vorrichtungen hat die Stadtreinigung am Montag an zehn Mülleimern in der Innenstadt angebracht. Es sind Pfandregale, und gedacht sind sie dazu, dass Passanten ihre leeren Flaschen darin abstellen.
Die Idee: Das ist nicht nur eine saubere Angelegenheit, sondern die Flaschen können von Pfandsammlern auch viel einfacher eingesammelt werden. „Das ist würdevoller für die Sammler“, sagt Hinz&Kunzt-Verkäufer Sascha, der selbst sein Einkommen mit Pfandflaschen etwas aufbessert. Dafür im Abfall zu wühlen findet er nämlich eigentlich unangenehm – und ein bisschen peinlich ist es ihm auch. „Wenn ich Hinz&Kunzt verkaufe und die Leute schauen mich schräg an, ist mir das egal. Aber im Müll wühlen ist schon etwas anderes.“
Die neuen Pfandregale hat die Stadtreinigung eigens entwickelt, hergestellt und angebracht, nachdem die Hamburger lautstark gegen die neuen Mülleimer protestierten. 160 der High-Tech-Behälter gibt es seit neuestem in der Innenstadt. Sie machen Pfandsammlern ihren Nebenerwerb unmöglich, weil man in sie nicht hineingreifen kann. Spätestens in der kommenden Woche sollen die Mülleimer auch Aufkleber mit dem Hinweis „Hamburger Pfandregal. Nur für Pfandflaschen und -dosen“ tragen.
An zehn der großen roten Abfallbehälter testet die Stadtreinigung das über den Sommer. „Unsere größte Sorge ist Vandalismus oder dass die Regale vermüllt werden“, sagt Andree Möller, Sprecher der Stadtreinigung. „Wir würden uns freuen, wenn die Regale sowohl von Passanten als auch von Pfandsammlern sorgsam behandelt werden.“ Wenn es klappt, sei es denkbar, aus dem Experiment eine feste Einrichtung an noch mehr Mülleimern zu machen.
Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer findet die Pfandregale richtig gut. Und vor allem „dass die Stadtreinigung so schnell und konstruktiv auf die Kritik reagiert hat. Auch wenn es erstmal nur zehn Pfandregale sind – das ist hoffentlich nur der Anfang.“ Auch er appelliert an die Hamburger und die Pfandsammler, die Regale sauber zu halten, damit der Test nicht scheitert.
High-Tech-Mülleimer und Pfandregale können dabei ohnehin bloß Hilfsmittel sein, gibt Hinz&Künztler Sascha zu bedenken. Viel wichtiger als die entsprechende Technik findet er, dass sich alle „ein bisschen sorgsamer“ verhalten: „Wir sollten gut überlegen, wie wir mit unserem Abfall umgehen und mit Sachen, die was wert sind.“
Text und Fotos: Beatrice Blank
Hier sind die Pfandregale angebracht:
Jungfernstieg, Ecke Ballindamm, am Wasser, oben
Jungfernstieg, vor dem Alsterhaus
Glockengießerwall, Ausgang Hbf zur Spitalerstraße
Kirchenallee, Ecke Steintorplatz
Kirchenallee, vor dem Hotel Phoenix
Mönckebergstraße, vor Saturn
Mönckebergstraße, vor dem Juwelier Wempe
Mönckebergstraße, Ecke Ida-Ehre-Platz
Mönckebergstraße, Ecke Georg-Hauptmann-Platz (am Geländer)
Mönckebergstraße, Ecke Rathausmarkt