Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat dem Sicherheitsdienst in einer Hamburger Flüchtlingsunterkunft auf den Zahn gefühlt. Gefunden hat er rassistische Mitarbeiter und schlechte Arbeitsbedingungen.
(aus Hinz&Kunzt 256/Juni 2014)
Mit Bestürzung hat der städtische Unterkunftsbetreiber fördern und wohnen (f&w) auf eine Undercover-Reportage von Günter Wallraff reagiert. Sprecherin Christiane Schröder: „Wir entschuldigen uns bei den Menschen, die davon betroffen waren.“
Was war passiert? Für die RTL-Sendung „Team Wallraff“ hatte sich Reporter Thorsten Missler als Sicherheitsdienstmitarbeiter bei der Firma Weko aus Sülldorf anstellen lassen und in der Zentralen Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge von f&w in Alsterdorf recherchiert. Er förderte Unglaubliches zutage: Mitarbeiter beschwerten sich über Schikane von Vorgesetzten und behandelten gleichzeitig die Flüchtlinge wie Dreck. „Die vermehren sich wie die Ratten!“, echauffierte sich einer. Ein anderer drohte an: „Wenn mich hier einer anfasst, gibt’s sofort auf die Fresse!“
Das Problem laut Wallraff: Die Mitarbeiter seien selbst „ganz unten“: „Sie brauchen dann jemanden, auf den sie herabblicken und auf dem sie herumhacken können“, sagte er im Gespräch mit Hinz&Kunzt. Er betonte, dass nicht alle Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes so rassistisch eingestellt wären. „Diejenigen, die so drauf sind, können ja Bauzäune bewachen“, sagte der Journalist. „Aber die sollte man nicht auf Menschen loslassen.“
Das sieht man bei f&w ähnlich. „Wir haben den Sicherheitsdienst beauftragt, die Sachverhalte sofort aufzuklären und angemessene Maßnahmen konsequent umzusetzen, damit derartige Vorfälle zukünftig ausgeschlossen werden können“, sagte Sprecherin Schröder. Tatsächlich ist man auch bei Weko „völlig schockiert“, wie Geschäftsführer Kay Kohlermann sagte. „Es ist absolute Grundvoraussetzung, dass man respektvoll mit den Flüchtlingen umgeht.“ Auch das geschilderte Betriebsklima habe ihn erschüttert, er spricht von „unglaublichen Verhaltensweisen“ der Schichtleiter. Allerdings würden einige der gezeigten Mitarbeiter bereits nicht mehr für Weko arbeiten, andere müssten jetzt mit personellen Konsequenzen rechnen: Sie seien „nicht für den Sicherheitsdienst geeignet“.
Für Günter Wallraff sind das „erst mal Lippenbekenntnisse“. Er kündigte an, an dem Thema dranbleiben zu wollen: „Man müsste demnächst da noch mal reinschauen.“
Text: Benjamin Laufer
Foto: RTL