Vom Bestseller bis zum Geheimtipp: Hinz&Kunzt-Verkäufer und Mitarbeiter legen Ihnen ihre Lieblingslektüre ans Herz. Der jeweils erste Satz der Bücher soll Sie neugierig machen!
(aus Hinz&Kunzt 197/Juli 2009–Die Literaturausgabe)
„Nein, Prinzessin, du und ich, wir können nicht zusammenkommen.“
Hinz&Künztlerin Monica Kramath, 27:
„Vor ein paar Jahren habe ich bei einem Kumpel im Bücherregal ,Im Rotlicht‘ gesehen – die Biografie der Kiezgröße Stefan Hentschel. Mein Kumpel wollte mir das absolut nicht leihen. ,Es ist nicht gut für dich, wenn du das liest‘, hat er gesagt. Das hat mich erst recht neugierig gemacht. Ich kann es nicht leiden, wenn mir jemand was verbietet. Irgendwann habe ich mir das Buch einfach genommen. Es ist zu einem meiner Lieblingsbücher geworden. Diesen Hentschel kannte ich vorher gar nicht. Es ist spannend, wie er erzählt, wie das war auf dem Kiez. Wie er da reingerutscht ist, als er bei einem Boxkampf ein Mädchen gewonnen hat. In der Biografie wird nichts beschönigt. Er erzählt, wie er bei einer Messerstecherei ein Auge verloren hat, genauso wie davon, dass er geweint hat, als sein Hund starb. Er hat eine Menge Blödsinn gemacht, aber hat eben auch menschliche Seiten gehabt. Ungefähr zwei Jahre, nachdem ich das Buch gelesen hatte, ist er gestorben. Hat sich erhängt. Als ich davon gehört habe, hat mich das doch sehr berührt. Komisch – ich kannte ihn doch gar nicht wirklich.“
Für alle, für die der Hamburger Kiez nicht nur eine Touristenattraktion ist:
Im Rotlicht. Das explosive Leben des Stefan Hentschel, von Ariane Barth. Erschienen im Ullstein Verlag als Taschenbuch, 8,95 Euro.
„Im Anfang war der Zufall, und der Zufall war bei Gott, und Gott war der Zufall.“
Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jens Ade, 57:
„Eins meiner Lieblingsbücher: Das berühmte Buch ,Der Würfler‘. Es erzählt die Geschichte eines Psychiaters. Er ist verheiratet und beruflich läuft es eigentlich auch gut. Aber irgendwie ist ihm das alles langweilig. An einem Abend ist er mit seiner Frau zum Essen bei den Nachbarn eingeladen. Danach geht seine Frau gleich ins Bett, er genehmigt sich noch einen Whisky. Aus Versehen schmeißt er einen Spielwürfel vom Wohnzimmertisch, und der verschwindet in der Sofalandschaft. Während der Mann ihn sucht, sagt er sich: ,Wenn bei dem Würfel die Eins, Zwei oder Drei oben liegt, gehe ich jetzt sofort ins Bett. Liegt die Vier, Fünf oder Sechs oben, gehe ich hoch und vergewaltige die Nachbarin.‘
Von da an lässt er sein ganzes Leben von Würfeln bestimmen – privat und in seiner Praxis. Und das nimmt so manch spannende Wendung.
Von diesem Prinzip wird der Leser schließlich selbst süchtig, lässt zum Beispiel seine Wochenendplanung plötzlich von Würfeln bestimmen. Spannend ist es natürlich nur dann, wenn man sich auch unangenehme Alternativen auferlegt. Probieren Sie es selbst einmal aus. Da fühlt sich ein kalter Würfel in der Hand plötzlich an wie ein glühendes Stück Kohle. Mir wurde klar, wie Sucht entstehen kann.“
Für alle, die manchmal denken, dass das Leben zu vorhersehbar ist:
Der Würfler, von Luke Rhinehart. Eine Neuauflage erscheint im September im Mitteldeutschen Verlag, 14,90 Euro.
„Das hier ist ganz und gar nicht, was ich erwartet hatte.“
Jörg Wettstädt, 54, arbeitet im Vertrieb von Hinz&Kunzt und spielt in der Band „Restakzent“:
„Es gibt eine nette Geschichte zu meinem Lieblingsbuch ,Die Letzten ihrer Art‘. Ich war mal mit meinem Kumpel beim Arbeitsamt. Das Buch hatte ich mitgenommen, um mir die Wartezeit zu verkürzen. Die Geschichte ist so komisch, ich musste immer wieder auflachen. Das hat meinen Kumpel neugierig gemacht. Also habe ich angefangen, laut vorzulesen – eigentlich nur ihm. Schließlich haben alle Leute im Wartebereich gebannt zugehört. Die waren so gefesselt von der Geschichte, die wollten schließlich gar nicht mehr aufstehen, wenn ihre Nummer aufgerufen wurde. Werde ich nie vergessen, diesen Tag, und das Buch natürlich auch nicht.“
Für alle, die gerne laut lachen:
Die Letzten ihrer Art – Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde, von Douglas Adams und dem Zoologen Mark Carwardine. Als Taschenbuch im Heyne Verlag erhältlich, 8,95 Euro.
„Der Kopf des Ü-30ers ist ein Ozean der Weisheit.“
Gabriele Koch, 48, ist bei Hinz&Kunzt für Spendenmarketing zuständig:
„Ich liebe Bücher, für die man alles stehen und liegen lässt, einen Tag im Bett verbringt und Verabredungen absagt – das sind besondere Leseerlebnisse. Aber mein derzeitiges Lieblingsbuch ,Ü-30-Krankheiten‘ funktioniert anders: Das ist ein Buch, in das man immer wieder hineinliest, aus dem man Passagen beim Frühstück zum Besten gibt und das perfekt für Zwischendurch ist. Der Ratgeber nimmt alles aufs Korn, was Menschen in der Mitte ihres Lebens bewegt (Jugendwahn, Schönheitswahn, Partnerwahn), all die Themen, mit denen man sich vor 20 Jahren bestimmt nicht beschäftigt hätte (Gesundheitswahn, Fitnesswahn, Erfolgswahn) – und das Schönste: Die Lektüre setzt viele Assoziationen frei, auf wen die ,Krankheiten‘ passen könnten. Freunde, Kollegen, Familienmitglieder und Leute, die man noch nie verstanden hat.“
Für alle, die nicht daran denken, die herbstlichen gefilde des lebens anzusteuern:
Ü-30-Krankheiten, von Nina Puri. Ganz neu bei Droemer Knaur erschienen, 12,95 Euro.
„Der Schrecken, der weitere 28 Jahre kein Ende nehmen sollte – wenn er überhaupt je ein Ende nahm –, begann, soviel ich weiß und sagen kann, mit einem Boot aus Zeitungspapier, das einen von Regen überfluteten Rinnstein entlangtrieb.“
Hinz&Künztlerin Sandra Dietrich, 20:
„Ich lese ,Es‘ gerade schon zum fünften Mal. Vor ungefähr drei Jahren habe ich den Film gesehen. Den fand ich schon so toll; mir gefällt dieses Unheimliche. Da hat meine Mutter mir geraten, auch das Buch zu lesen. Das war ein guter Tipp. Man fängt an, ,Es‘ zu lesen und kann nicht mehr aufhören – obwohl es einem totale Angst einjagt. Ich lese das Buch immer wieder, wenn ich gerade kein anderes neues da hab. Und ich nehme es überall hin mit – egal, wo ich in den letzten Jahren untergekommen bin. “
Für alle, die Lust haben, sich mehr als 1000 Seiten lang zu gruseln: Es, von Stephen King, erschienen als Ullstein Taschenbuch, 12,95 Euro.
„Gelegentlich wird man unfreiwillig zum Star eines öffentlichen Auftritts, spielt man die Hauptrolle in seiner eigenen kleinen Komödie, seiner Tragödie oder seines Melodrams.“
Hinz&Künztlerin Angelika, 22:
„,Drei Wünsche frei‘ ist ein Roman über eine durchgeknallte Familie aus Sidney, rund um die 34-jährigen Drillingstöchter. Die sehen zwar gleich aus, sind aber jede für sich Originale. Mit diesem Buch habe ich einen Schnell-Lese-Rekord aufgestellt. Ich wollte mich einfach, als ich einmal angefangen hatte, in jeder freien Minute von der guten Laune dieses Buches anstecken lassen.“
Für alle, die unterhaltung locker-leicht lieben:
Drei Wünsche frei, von Liane Moriarty, als Taschenbuch von Lübbe, 7,95 Euro.
„Ich finde die Pest zum Kotzen.“
Hinz&Künztler Martin Soltau, 50:
„Ich lese täglich. Und wenn ich ein Buch erst mal in die Hand genommen habe, kann es sein, dass ich es die ganze Nacht nicht mehr weglege. Für mich ist der absolute Superhit ,Die Knebel von Marvelon‘. Das ist so lustig! Es ist so eine Art historischer Roman, aber total unhistorisch. Die Geschichte spielt 1536. Da erfinden irgendwo im Hessischen zwei Frauen aus Versehen die Antibabypille. Das gibt natürlich Ärger mit der Obrigkeit, und die beiden müssen fliehen. Unterwegs gesellen sich zu ihnen nicht nur ein Scharfrichter und ein depressiver Hofnarr, sie treffen auch noch Martin Luther, Paracelsus und Kapitän Ahab. Und Störtebeker, auch wenn der schon längst tot sein müsste.“
Für alle, die denken, dass Geschichte nicht lustig sein kann:
Die Knebel von Marvelon, von der Hamburger Autorin Steffi von Wolff. Erschienen im Fischer Verlag als Taschenbuch, 7,95 Euro.