Frank Schröder, 41, verkauft am Bahnhof Dammtor.
(aus Hinz&Kunzt 253/März 2014)
Tennis und Techno, das war sein Ding. „Ich bin immer gerne auf Goa-Partys gegangen“, sagt Hinz&Künztler Frank. Die Zeit ist vorbei. „Ich wäre da wohl inzwischen der Älteste“, sagt der 41-Jährige. Es ist aber nicht unbedingt das Alter, weswegen er sich von der Partyszene fernhält. Zum Feiern gehörten für Frank immer auch Drogen. Davon will er inzwischen loskommen. Aber beim Gedanken an die Musik bekommt er immer noch leuchtende Augen. Genauso wie beim Thema Tennis: „In der Bezirksliga könnte ich sicherlich noch mithalten“, gibt er sich zuversichtlich. Ob die Kondition dafür ausreicht? Frank grinst. „Derzeit wohl nicht.“
Früher war er ständig auf dem Tennisplatz anzutreffen, trotz nächtelangen Feierns. Seine Ausbildung zum Wirtschaftsassistenten hat er auch noch geschafft. Obwohl er damals schon zu viele Drogen nahm. „Ich hab immer diese Glücksbringer geschluckt.“ Eine Therapie sollte helfen. Zwei Jahre verbrachte er in einer Fachklinik für Drogenkranke am Bodensee.
Danach ging es ihm besser. Frank nahm ein Pädagogik-Studium an der Fachhochschule in Freiburg auf, lebte in einer WG und hatte eine feste Beziehung. „Damals war ich auf der Sonnenseite des Lebens“, erinnert sich Frank. Geld verdiente er als Tennistrainer im Sportverein und auf internationalen Sommercamps. Von einer dieser Reisen brachte er Aladin, seinen Hund, mit. Wenn er an ihn denkt, blüht Frank, der sonst eher verschlafen wirkt, auf. „So ein Hund lebt im Moment, da kann man gut von lernen.“ 15 Jahre ist das inzwischen her.
Diese stabile Phase in seinem Leben ist nur noch eine blasse Erinnerung. Es zog ihn irgendwann zurück auf Goa- und Techno-Partys. „Frankfurt, Freiburg, Stuttgart, am Wochenende war ich immer feiern“, so Frank. Dort kam er mit Heroin in Kontakt. Franks Leben geriet aus den Fugen. Er gab sein Studium und seinen Trainerjob auf. Und Aladin ist längst gestorben. Die Drogen haben psychische Schäden hinterlassen. Frank hat damit auch heute noch zu kämpfen. 2007 zog er zurück in seinen Geburtsort auf die Schwäbische Alb. Dort kümmerte er sich um seine kranke Mutter. Als sie allerdings zwei Jahre später in ein Altersheim umzog, zog es Frank nach Hamburg. Hier lebte er bei Freunden, später in einer eigenen Wohnung.
Vor ein paar Monaten hat er einen neuen Versuch unternommen, um von den Drogen loszukommen: Er hat eine weitere Therapie hinter sich gebracht und wohnt jetzt im betreuten Projekt Nox in St. Georg. Allerdings nur befristet. „Ich würde gerne wieder in einer WG wohnen“, sagt Frank, der aufgrund seiner psychischen Erkrankung eine Frührente erhält. Seit zwei Jahren verdient er sich mit dem Verkauf von Hinz&Kunzt ein wenig Geld hinzu. Hinz&Kunzt sei wichtig für ihn, sagt Frank. „Der Zeitungsverkauf gibt mir Stabilität.“
Hinz&Kunzt: Wie möchtest du in fünf Jahren leben?
Frank: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Jetzt hoffe ich erst mal, dass es mit meiner neuen Wohnung klappt. Mir wurde vom Amt versprochen, dass ich nach Stellingen ziehen kann.
Text: Jonas Füllner
Foto: Mauricio Bustamante