Dreifacher Tusch! So lange es Hinz&Kunzt gibt, machen Klaus Stöckel und seine Freunde Musik für uns. Wir waren beim diesjährigen Neujahrskonzert in Wentorf dabei.
(aus Hinz&Kunzt 253/März 2014)
Die Trompete von Klaus Stöckel glänzt, als hätte er sie in Walnussöl gebadet. Das Blasinstrument hat gleich seinen großen Auftritt in der Wentorfer Martin-Luther-Kirche, einer dieser modernen evangelischen Kirchen, die ohne viel Schnickschnack auskommen: Die Wände sind mit Holz vertäfelt, Rosen stehen auf dem Tisch, ein selbst gebasteltes Mobile baumelt von der Decke.
Schon eine halbe Stunde vor Beginn des diesjährigen Neujahrskonzerts zugunsten von Hinz&Kunzt sind fast alle Plätze belegt. Die halbe Gemeinde ist da. „Das wird immer rappeldickevoll“, hatte Stöckel zuvor gesagt.
Gerade begrüßt er eine weitere Besucherin mit Handschlag. Er hat jahrelang Militärmusik gemacht. „Da kann man nicht immer unbedingt zeigen, was man kann. Man wird reduziert auf Marschmusik“, sagt er. Nach Feierabend traf er sich deshalb mit befreundeten Musikern. Nun konnten sie spielen, wonach ihnen der Sinn stand. In Wentorf leitet Stöckel zudem den Posaunenchor.
Vor 20 Jahren erfährt er von Hinz&Kunzt. „Ich fand faszinierend, dass ich dadurch mit Obdachlosen auf Augenhöhe sprechen konnte, ohne dass es irgendwie peinlich war“, erinnert er sich an seine erste Begegnung mit einem Verkäufer. Schnell war klar: Wir machen Musik für Hinz&Kunzt. Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jens Ade sagt anerkennend: „Im November 1993 wurde Hinz&Kunzt gegründet und im Januar 1994 haben Klaus Stöckel und seine Kollegen für uns das erste Neujahrskonzert gespielt. Das ist in der Geschichte der Unterstützung einmalig.“
Klaus Stöckel bläst kräftig in die Trompete. Das Programm der sechs Musiker (fünf Herren, eine Dame) ist bunt gemischt: von Gospel über barocke Trio-Sonate, von Klassik bis Irish Folk, von Reinhard Mey bis Michael Jackson. Mal spielen alle, mal ist Platz für ein Solo. Mitsingen erwünscht! „Wir machen heute für Hinz&Kunzt Musik, das ist für uns ein ganz besonderes Glück“, so leitet Klarinettist Peter Friedrich den Publikumschor an. In der Pause verkaufen die Musiker solidarisch das Magazin. Der Erlös geht an „ihren Verkäufer“, der zufälligerweise auch Klaus heißt.
Alle Musiker spielen ohne Gage. Die Konzerte (ein weiteres findet nämlich jedes Mal auch in einer Kirche im benachbarten Büchen statt) kosten keinen Eintritt, dafür wird freundlich um Spenden gebeten. „Zwei ältere Damen, die leider nicht kommen konnten, haben mir sogar einen Briefumschlag mit Geld geschickt“, sagt Klaus Stöckel. Der Erlös der Konzerte liegt dieses Jahr bei rund 2800 Euro – das ist Rekord! Und eine glänzende Sache.
Text: Simone Deckner
Foto: Dmitrij Leltschuk