St. Pauli und die italienische Insel Lampedusa wird bald eine Partnerschaft verbinden. Eine Initiative aus dem Hamburger Stadtteil brütet dafür Ideen aus, die in Italien begeistert aufgenommen werden.
(aus Hinz&Kunzt 253/März 2014)
Friday Emitola steht im Januar am Strand von Lampedusa und blickt auf die Schiffswracks vor der Küste. Das Bild weckt Erinnerungen: „Es hat meine Seele berührt. Ich war traurig“, sagt Friday. „Wegen meiner Geschichte und wegen der vielen anderen, die im Meer gestorben sind.“ Als Friday das letzte Mal am Strand von Lampedusa stand, war er gerade mit dem Leben davongekommen. Tagelang war er mit anderen Flüchtlingen in einem überfüllten Boot über das Mittelmeer geirrt, bis der Nichtschwimmer hier endlich italienischen Boden unter den Füßen hatte. Von dort aus kam er erst in ein italienisches Flüchtlingslager und dann nach Hamburg, wo er seitdem für ein Bleiberecht kämpft.
Friday ist nicht nach Lampedusa gereist, um zu trauern, sondern um nach vorne zu schauen. Er hat diesmal Freunde mitgebracht: Constanze Funck von der Nordkirche und Georg Möller von der St.-Pauli-Initiative „Wir sind mehr“ sind mit ihm gereist. Am südlichen Rand wollen sie anfangen, Europa zu verändern. „Eine Festung Europa ist immer auch ein Gefängnis“, sagt Möller. „Wir wollen ein offenes Europa. Das geht am besten, in dem wir selber etwas dafür tun.“
„Wir haben den Lampedusianern vorgeschlagen, eine Bürgerbrücke zu bauen.“
Die Idee ist simpel: Lampedusa ist ein besonderer Ort, weil viele Flüchtlinge aus Afrika in ihren Booten dort ankommen und die Insel so zu einem Symbol der europäischen Flüchtlingspolitik wurde. St. Pauli ist ein besonderer Ort, weil in diesem Stadtteil die Lampedusa-Flüchtlinge ganz besonders herzlich aufgenommen wurden. Diese Besonderheiten wollen die Hamburger zusammenbringen: „Wir haben den Lampedusianern vorgeschlagen, eine Bürgerbrücke zu bauen“, Friday Emitola steht im Januar am Strand von Lampedusa und blickt auf die Schiffswracks vor der Küste. Das Bild weckt Erinnerungen: „Es hat meine Seele berührt. Ich war traurig“, sagt Friday. „Wegen meiner Geschichte und wegen der vielen anderen, die im Meer gestorben sind.“ Als Friday das letzte Mal am Strand von Lampedusa stand, war er gerade mit dem Leben davongekommen. Tagelang war er mit anderen Flüchtlingen in einem überfüllten Boot über das Mittelmeer geirrt, bis der Nichtschwimmer hier endlich italienischen Boden unter den Füßen hatte. Von dort aus kam er erst in ein italienisches Flüchtlingslager und dann nach Hamburg, wo er seitdem für ein Bleiberecht kämpft.
Friday ist nicht nach Lampedusa gereist, um zu trauern, sondern um nach vorne zu schauen. Er hat diesmal Freunde mitgebracht: Constanze Funck von der Nordkirche und Georg Möller von der St.-Pauli-Initiative „Wir sind mehr“ sind mit ihm gereist. Am südlichen Rand wollen sie anfangen, Europa zu verändern. „Eine Festung Europa ist immer auch ein Gefängnis“, sagt Möller. „Wir wollen ein offenes Europa. Das geht am besten, in dem wir selber etwas dafür tun.“
Die Idee ist simpel: Lampedusa ist ein besonderer Ort, weil viele Flüchtlinge aus Afrika in ihren Booten dort ankommen und die Insel so zu einem Symbol der europäischen Flüchtlingspolitik wurde. St. Pauli ist ein besonderer Ort, weil in diesem Stadtteil die Lampedusa-Flüchtlinge ganz besonders herzlich aufgenommen wurden. Diese Besonderheiten wollen die Hamburger zusammenbringen: „Wir haben den Lampedusianern vorgeschlagen, eine Bürgerbrücke zu bauen“, sagt Möller. Keine Brücke aus Stein, sondern eine aus Freundschaft. In Zukunft könnte Lampedusa dann so etwas wie die inoffizielle Partnerstadt von St. Pauli sein.
„Das Europa des Senats hat nichts mit dem zu tun, wie wir uns Europa vorstellen“
Die Ideen, wie dieser Brückenschlag zwischen der Elbe und dem Mittelmeer genau aussehen kann, werden derzeit noch ausgefeilt. Schüler- und Freiwilligenaustausche soll es geben, eine „University of Hope“ auf Lampedusa soll europäisches und afrikanisches Wissen zusammenbringen. Schiffswracks vom Strand auf Lampedusa sollen wieder flottgemacht werden, von Schiffsbauern aus Afrika und aus St. Pauli.
Für weitere Vorschläge ist die Initiative offen: „Wenn jemand eine Idee hat, wie man Europa öffnen kann, soll er sich gerne bei uns melden“, sagt Georg Möller. Organisiert wird die Partnerschaft von Bewohnern St. Paulis, ohne jegliche Beteiligung der Hamburger Politik. Weil der Senat den Lampedusa-Flüchtlingen noch immer kein Bleiberecht in Aussicht stellt, würde das auch nicht so recht dazu passen. „Das Europa des Senats hat nichts mit dem zu tun, wie wir uns Europa vorstellen“, sagt Möller. Im April soll auf einer Stadtteilversammlung daher darüber abgestimmt werden, ob die St. Paulianer die Bürgerbrücke auch haben wollen. Auf Lampedusa scheint die Hamburger Idee jedenfalls gut angekommen zu sein. Bei Bürgermeisterin Giusi Nicolini, bekannt durch viele Fernsehinterviews, rannten die Hamburger offene Türen ein. Sie war in der Vergangenheit dadurch bekannt geworden, dass sie sich sehr deutlich gegen die rigide europäische Flüchtlingspolitik ausgesprochen hatte.
„Mich regt das Schweigen Europas auf, das gerade den Friedensnobelpreis erhalten hat und trotzdem nichts zu dem kriegsähnlichen Massaker vor Lampedusa zu sagen hat“, hat sie im vergangenen Jahr in einem öffentlichen Appell geschrieben, nachdem erneut Flüchtlinge vor der Küste Lampedusas ertrunken waren. Bei Constanze Funck, Koordinatorin bei der Nordkirche für die Hamburger Lampedusa-Flüchtlinge, hat die Bürgermeisterin Eindruck hinterlassen: „Ich bin und werde immer von ihr begeistert sein. Es war sehr beeindruckend, sie zu treffen.“
Auch bei den Bewohnern der kleinen Insel kam die Hamburger Idee gut an. „Wir haben mit vielen Bewohnern gesprochen, alle finden es gut“, sagt Georg Möller.
Die Reaktionen seien „überwältigend“ gewesen, wie auch der Umgang der Inselbewohner mit den Flüchtlingen: „Die Lampedusianer sind sehr offen und freundlich mit den Flüchtlingen umgegangen“, sagt Constanze Funck. Als sie zum Beispiel mit Friday eine Straße entlanggelaufen sei, wäre eine Frau aus ihrem Haus gekommen, um ihm eine Tüte mit Kleidung zu schenken. „Wir sind mit ihm auf der Straße auch immer sehr freundlich begrüßt worden.“
Für Friday Emitola hatte die Reise noch etwas Gutes: Zum ersten Mal seit seiner Flucht aus Libyen vor drei Jahren hatte er ein Einzelzimmer zum Schlafen. Sowohl in Italien als auch in Hamburg hat er immer mit mehreren Flüchtlingen in einem Raum gelebt. „Ich habe keine Privatsphäre“, bedauert er. Als Friday aus dem Hotel in Lampedusa kam, sagt Georg Möller, sah er so zufrieden aus, wie lange nicht mehr.
Text: Benjamin Laufer