Mutterschutz und Schutz der Familie. Das alles scheint ausgehebelt, zumindest wenn es um Menschen aus Osteuropa geht. Einer jungen Lettin aus dem Winternotprogramm wurde fünf Tage nach der Geburt ihr Baby weggenommen. Hinz&Kunzt fordert: Familien müssen sofort und gemeinsam untergebracht werden.
Einer jungen Lettin aus dem Winternotprogramm wurde fünf Tage nach der Geburt ihr Baby weggenommen. Sie könne Baby Miranda wiederbekommen, wenn sie ausreise, wurde Kristine gesagt. Bis dahin dürfe sie ihr Baby zweimal täglich besuchen.
Das geht zu weit, finden wir. Familien stehen unter dem besonderen Schutz unserer Gesellschaft. Zumal es keine Vorbehalte gegen die Mutter hat, sie ist weder alkoholkrank noch drogenabhängig oder psychisch krank ist. Sie ist nur eins: bitterarm.
Schon im Herbst hatten wir die Sozialbehörde aufgefordert, Familienunterkünfte einzurichten, natürlich auch für EU-Bürger. Aus gutem Grund: Unter der Kennedybrücke lebte damals eine bulgarische Familie mit zwei Kindern. Das Jugendamt untersuchte den Fall, kam aber zu dem Schluss, dass keine Kindeswohlgefährdung vorliege. Das sahen wir anders: Nicht durch die Eltern lag eine Gefährdung vor, diese gehen sehr liebevoll mit ihren Kindern um. Sehr wohl aber durch die Umstände: Es kann schließlich nicht angehen, dass Kinder auf der Straße leben. Deshalb brachten wir die Familie auf eigene Kosten in einer Kirchenkate unter. Damals führten wir auch Gespräche über das Thema mit der Behörde und forderten, spätestens zum Winter Unterkünfte für Familien und Geld für ihre Versorgung bereitzustellen. Das wurde als nicht notwendig erachtet. Stattdessen sollte es individuelle Lösungen geben – und die sind dann eben Glückssache. Ergebnis: In den Notunterkünften wird nicht darauf geachtet, ob eine Frau schwanger ist oder nicht. Laut Behörde ist nicht mal bekannt, wie viele Kinder ihren Eltern aus Armutsgründen entzogen wurden.
Auch unser neuer Herausgeber und Landespastor Dirk Ahrens hat sich in die Diskussion eingeschaltet: „Wir können unter keinen Umständen akzeptieren, dass Familien in Hamburg auf der Straße leben müssen. Ebenso wenig darf man Eltern die Kinder wegnehmen, nur weil sie zu arm sind, um sich eine Unterkunft zu leisten“, sagt der Diakoniechef. „Die Stadt muss sofort mit einer angemessenen Unterkunft helfen und im Zweifel Hotelzimmer anmieten. Das hat die Diakonie bereits mehrfach gefordert, zuletzt im Herbst 2013.“
Text: Pressemitteilung von Hinz&Kunzt
Foto: Mauricio Bustamante
Happy End in Sicht: Das Rote Kreuz hilft und beherbergt Baby Miranda und ihre Eltern Kristine und Ruslans für vier Wochen in einem Hotelzimmer.