Obst und Gemüse anbauen, Kräuter pflanzen – gute Idee! Die Hinz&Kunzt-Gartengruppe hat eine Parzelle bekommen, ganz nach ihrem Geschmack
(aus Hinz&Kunzt 193/März 2009)
Wir geben bestimmt ein witziges Bild ab. Verdutzt schauen wir über die wacklige Holzpforte in unser neues Domizil, einen völlig heruntergekommenen Schrebergarten.
Wir, das sind die Hinz&Künztler und ausgewiesenen Gartenfreunde Fritz Krenz, Peter Pazyna und Torsten Meiners sowie Sybille Arendt, Birgit Müller und Fotograf Martin Kath aus der Redaktion. Und verdutzt sehen wir aus, weil der Garten, den wir da gerade quasi geschenkt bekommen haben, tatsächlich „ein wenig vernachlässigt“ ist, um nicht zu sagen, komplett verwahrlost.
Auch der Vorsitzende des Gartenvereins in Hummelsbüttel, Hans-Dieter Bergeest, räumt ein, dass die Parzelle „durchaus pflegebedürftig“ ist: Kaputte Bäume, verwachsene Pflanzen – hier hat jemand seit Jahren keinen Finger mehr krumm gemacht.
Torsten Meiners fängt sich als Erster: „Das kriegen wir in so kurzer Zeit nicht hin, das dauert Jahre, bis wir hier Ergebnisse sehen“, sagt er. „Und wir schaffen es auf keinen Fall allein, da brauchen wir Hilfe von Profis mit großem Gerät.“
Dabei scheut Torsten die Arbeit normalerweise nicht. Aber er weiß, unser Plan ist, Gemüse, Obst, Kräuter und andere Nutzpflanzen anzubauen und im Heft über unsere Fortschritte und Niederlagen zu berichten. Wobei man sagen muss: Torsten ist ein Perfektionist, auf Niederlagen hat er nicht allzu große Lust.
Im Auto waren wir noch völlig euphorisch gewesen, hatten darüber gefachsimpelt, was wir alles anbauen wollten. Auch seltenere Pflanzen, wie etwa Rizinus oder Süßkraut. Aber schön aussehen soll es natürlich auch. „Das geht ganz einfach“, sagte Fritz, der sogar schon einen Garten angelegt hat, als er noch in einem Container lebte. „Da nehmen wir – unter anderem natürlich nur – Kapuzinerkresse, die Blüten sind wunderschön, die kannst du sogar in den Salat tun, das sieht irre aus und schmeckt.“
„Ja“, hatten wir rumgesponnen, „und dann bitten wir die Leser, uns Ableger von ihren essbaren Pflanzen und Sträuchern zu schenken, zusammen mit Rezepten.“ – „Klar, und dann sammeln wir wieder Rezepte und kochen gemeinsam.“
Jetzt sitzen wir etwas kleinlaut in einem Kiosk, der in Hummelsbüttel quasi auch ein Café ist. Wir brauchen uns nur anzusehen und wissen, was der andere denkt. Vor unserem geistigen Auge sehen wir uns schuften und schwitzen. Ein Bulldozer zieht durchs Bild, ein Riesenschredder, der die verquasten Gartenabfälle zerkleinert, wir daneben. Schubkarrenweise fahren wir die Gartenabfälle ab. Hatte ich schon erwähnt, dass wir schwitzen und völlig am Ende sind? Und das wochenlang … Und ein Häuschen müssen wir auch zimmern, das hat der Vorbesitzer nämlich mitgenommen.
„Ich hätte da noch was“, sagt Fritz plötzlich und zieht zögernd einen Zettel aus der Tasche. „Ich habe von einem türkischen Kunden eine ganz tolle Parzelle angeboten bekommen. Mit einem netten kleinen Häuschen drauf mit verglaster Veranda. Wir könnten sofort loslegen und ein Baumhaus gibt’s auch.“
Torsten strahlt. „Wahnsinn“, sagt er. Wir anderen, inklusive Fritz, schauen uns an. Ausdruckslos. Torstens Strahlen verschwindet. „Sollen wir es uns nicht wenigstens mal ansehen“, ruft er schon fast flehentlich. Aber er hat keine Chance.
Und dann reden wir wieder alle durch-einander: Irgendwann wird der Garten schöner aussehen … Ein paar Pflanzen drängeln förmlich ans Licht der Welt – unsere selbst gezogenen Pflanzen … Ja, und ein Imker zieht auf die gegenüberliegende Parzelle. Toll, was?! Und hat Herr Bergeest nicht gesagt, dass der Gartenverein eine Fachberaterin hat, die nur darauf wartet, uns mit Tipps behilflich zu sein? Passt nicht verrückterweise dieser völlig verhunzte Schrebergarten so gut wie keiner zu uns? Gerade weil er so ist, wie er ist?
„Abstimmung!“, fordert einer. Und
bei einer Stimmenthaltung ist es gemachte
Sache: Achtung, Hummelsbüttler Gartenfreunde, wir kommen, und unsere Parzelle wird in Zukunft nicht mehr zu den Schmuddelkindern gehören!