Łukasz aus Polen hat schon als junger Mann die Menschen verloren, die er am meisten liebte. Nach einem psychischen Zusammenbruch wurde er alkoholkrank und verlor auch noch die Chance, seinen Traumberuf als Radiologe auszuüben. Mithilfe der Straßenzeitung WSPAK rappelte er sich auf – und glaubt jetzt wieder, dass sein Leben sich zum besseren wenden kann.
Kurz vor meinem Schulabschluss verlor ich meine Mutter. Das war im Jahr 2003. Ein paar Monate später starb auch mein Vater. Aber das Leben musste weitergehen. Ich ging auf eine höhere Schule und begann später ein Medizinstudium. Das ermöglichte mir meine Tante, die mich während dieser Zeit aufnahm. Im Juni 2010 bekam ich die Möglichkeit, in einer Kinderklinik in Warschau ein Praktikum zu machen. Gleichzeitig fing ich noch einmal zu studieren an, dieses Mal Sozialwissenschaften.
Die Zukunft sah gut aus. Aber dann starb mein Großvater. Wenige Monate später – ich arbeitete gerade in einem Zentrum für Alzheimer-Patienten – erlitt ich einen psychischen Zusammenbruch, gefolgt von schweren Depressionen. Trost fand ich im Alkohol. Ich vernachlässigte alles: Familie, Freunde, die Ausbildung. Mein ganzes Geld ging für den Alkohol drauf. Ich nahm sogar Kredite auf.
Ich hatte nichts mehr zu verlieren und entschloss mich, das Straßenmagazin zu verkaufen.
Schließlich dämmerte mir, dass es total falsch war, was ich da machte. Mir wurde klar, dass Alkohol keine Lösung war, sondern ich nur vor meinen Problemen davonlief. Das war nicht der richtige Weg. Ich wusste, dass ich einen Spezialisten brauchen würde, aber ich wartete sehr lange. Dann schließlich machte ich mit Hilfe eines Freundes endlich einen Schritt in die richtige Richtung. Er vereinbarte für mich einen Termin bei einem Psychologen. Eine Therapie hat mir schließlich viel geholfen.
Langsam kriegte ich mein Leben wieder auf die Reihe. Bald fand ich eine Stelle als Security Guard. Ein paar Wochen später hörte ich von WSPAK. Ich hatte nichts mehr zu verlieren und entschloss mich, das Straßenmagazin zu verkaufen. Ich wusste, dass ich dort Menschen treffen würde, die kein leichtes Leben haben – genau wie ich. Es war eine sehr gute Entscheidung.
Meine Träume und Pläne für die Zukunft? Als erstes möchte ich wieder in der Radiologie arbeiten. Denn da bin ich ganz in meinem Element. Das ist meine Welt. Ich liebe es auch, zu singen. Ich würde gerne mein musikalisches Talent weiterentwickeln. Insgeheim hoffe ich, dass ich eines Tages in nicht allzu ferner Zukunft ein Album aufnehmen kann. WSPAK und die Menschen dort haben mir gezeigt, dass alles möglich ist. Jetzt glaube ich daran, dass noch viele schöne Momente vor mir liegen.
Text: Łukasz
Foto: WSPAK