Die Zahl der Baugenehmigungen in Hamburg wächst rasant an. Im vergangenen Jahr wurden 10.328 Genehmigungen erteilt. Linke und Grüne kritisieren allerdings, dass zu wenige günstige Wohnungen fertiggestellt werden.
Im vergangenen Jahr wurde die 10.000er-Marke bei der Zahl der Baugenehmigungen geknackt. Wie Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau am Montag bekannt gab, haben die Bezirke insgesamt 10.328 Genehmigungen erteilt. „Der Wohnungsbau boomt. Seitdem wir das Wohnungsbauprogramm des Senats gemeinsam mit den Partnern des Bündnisses für das Wohnen in Hamburg und den Bezirken umsetzen, wurden bis Ende 2013 bereits 25.870 neue Wohnungen genehmigt“, so Blankau. „Das ist ein großer Erfolg. Wir brauchen diese neuen Wohnungen, um das entstandene Defizit der vergangenen Jahre auszugleichen und für eine nachhaltige Entspannung auf den Hamburger Wohnungsmarkt zu sorgen.“
Die Begeisterung des Senats über die hohe Zahl der Baugenehmigungen kann Olaf Duge von den Grünen überhaupt nicht teilen. „Ich frage mich ernsthaft, warum die SPD ein Jahr vor der Wahl eines ihrer zentralen Wahlversprechen derartig verwässert“, so der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Fraktion. „Das Versprechen lautete 6000 zusätzlich gebauten Wohnungen pro Jahr. Nun ist nur noch von 6000 Baugenehmigungen die Rede.“
Tatsächlich hatte der Senat sich 2011 zum Ziel gesetzt, jährlich 6000 Wohnungen fertig zu stellen. Davon ist längst keine Rede mehr. Denn auch im dritten Jahr seit dem Regierungswechsel konnte das selbstgesteckte Ziel nicht erreicht werden. So wurden in den ersten beiden Jahren zusammen gerade einmal 7522 Wohnungen fertig gestellt.
Nicht einmal jede fünfte Wohnung soll eine günstige Sozialwohnung werden. 2006 neue Mietwohnung mit Mietpreis- und Belegungsbindung hat die Hamburgischen Investitions- und Förderbank (IFB) im vergangenen Jahr bewilligt. Dabei mangelt es in Hamburg besonders an günstigem Wohnraum. Allein im vergangenen Jahr sind 10.856 Wohnungen aus der Mietpreisbindung herausgefallen. „Gleichzeitig ist der Bestand an halbwegs erschwinglichen Wohnungen mit einer Nettokaltmiete von bis zu sechs Euro pro Quadratmeter heftig geschrumpft“, kritisiert Heike Sudmann, stadtpolitische Sprecherin der Linken. „Heute gibt es nur noch knapp 132.000 Wohnungen unter sechs Euro, 2009 waren es noch fast 234.000.“
Wenig Interesse zeigt die Wohnungsbauwirtschaft zudem am zweiten Förderweg für Haushalte mit mittleren Einkommen und einer Anfangsmiete von 8,10 Euro pro Quadratmeter. Lediglich 166 der insgesamt 2006 bewilligten Sozialwohnungen sollen in diesem Segment entstehen.
Sollte die zahlreichen Baugenehmigungen tatsächlich umgesetzt werden, dann ist Besserung auf dem Wohnungsmarkt trotzdem erst in zweieinhalb Jahren in Sicht. So lange dauert es im Schnitt nach Angaben des Senats bis aus einer genehmigten Wohnung eine fertige wird.
Text: Jonas Füllner
Foto: Action Press / Christian Ohde