Zahlen des Monats
(aus Hinz&Kunzt 251/Januar 2014)
1.000.000
Menschen mindestens arbeiten allein in der deutschen Metall- und Elektroindustrie als Werkvertragsbeschäftigte oder Leiharbeiter. Das ergibt sich aus einer Betriebsräte-Befragung der Gewerkschaft IG Metall. Damit ist fast jeder dritte Arbeitnehmer in diesen Branchen nicht mehr regulär beschäftigt.
Viele Unternehmen nutzen Leiharbeit und Werkverträge, um ihre Lohnkosten zu senken. So verdient ein Angestellter eines Autoherstellers, der Reifen montiert, rund 3100 Euro brutto im Monat. Macht er die gleiche Arbeit für eine Firma, die im Rahmen eines Werkvertrags für den Autohersteller tätig ist, bekommt er rund 1200 Euro im Monat weniger.
Um den Missbrauch von Leiharbeit zu beenden, führte die alte Bundesregierung 2012 einen verbindlichen Mindestlohn für die Branche ein. Nach dessen Erhöhung dürfen Mitarbeiter von Leiharbeitsfirmen seit Jahresbeginn pro Stunde nicht weniger als 8,50 Euro brutto (Westdeutschland) beziehungsweise 7,80 Euro brutto (Ostdeutschland) verdienen.
Für Werkvertragsbeschäftigte hingegen gibt es keine Lohnuntergrenzen. Vor allem die deutsche Fleischindustrie gerät immer wieder in die Schlagzeilen, weil dort Wanderarbeiter als Mitarbeiter von Werkvertragsfirmen teils unter fünf Euro die Stunde bezahlt bekommen.
90
Prozent der Mitarbeiter in manchen Schlachthöfen sind inzwischen Werkvertragsbeschäftigte. Wenn sie krank werden oder Urlaub machen, bekommen sie von den Subunternehmern mitunter nicht mal ihren Hungerlohn bezahlt – und das mitten in Deutschland.
Text: Ulrich Jonas