Die 249. Hinz&Kunzt-Ausgabe erscheint 20 Jahre nach der allerersten. Mit 108 Seiten ist sie extrastark und mit 2,20 Euro etwas teurer – dafür voll mit Artikeln und Bildern von Hinz&Künztlern, Freunden und Unterstützern und mit Geschichten, die zu Herzen gehen und Mut machen. Getreu unserem Motto: Aufstehen statt aufgeben!
Am Freitag, 1. November, erscheint die Jubiläumsausgabe von Hinz&Kunzt – am 6. November 1993 erschien das allererste Hamburger Straßenmagazin.
„Meine Güte, waren wir aufgeregt, als wir mit unserer ersten Ausgabe auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz standen. Wir, das waren eine Minigruppe von Journalisten und Obdachlose aus der Selbsthilfegruppe Oase. Wir alle waren begeistert von der Idee, die Diakoniechef Stephan Reimers hatte: ein Magazin, von Journalisten geschrieben, von Obdachlosen verkauft. Ein Magazin, das den Hinz&Künztlern Geld und Würde bringen – und in der Stadt eine soziale Stimme werden sollte“, erinnert sich Chefredakteurin Birgit Müller.
20 Jahre später hat Hinz&Kunzt mehr als 17 Millionen Zeitungen verkauft und rund 5800 Verkäuferausweise ausgestellt. Zur Zeit bieten 462 Hinz&Künztler das Straßenmagazin in Hamburg und dem Umland an. Mit der Jubiläumsausgabe zum 20. Geburtstag kommt es besonders dick: Das Novemberheft ist 108 Seiten stark und mit 2,20 Euro (davon 1,20 Euro für den Verkäufer) etwas teurer als sonst.
Mit den Hinz&Künztlern Uwe, Peter, Stefan, Anna, Manfred und Dennis: Vor zehn Jahren haben wir sie nach ihren Träumen gefragt – und sie zumindest für ein Titelblattfoto wahr gemacht. Jetzt haben wir nachgefragt, was aus den Wünschen wurde und wie es den Hinz&Künztlern heute geht.
Mit unseren Stadtrundgängern. Die Hinz&Künztler Peter, Torsten, Uwe und Harald sind mehr als Touristenführer. Sie zeigen „Nebenschauplätze“ – verborgene Seiten der Stadt und erzählen von ihrer eigenen Obdachlosigkeit und aus ihren Leben. So wecken sie Verständnis für die Situation von Obdachlosen, bauen Vorurteile ab und schaffen Brücken zwischen Menschen, die sonst nie zusammenkommen würden.
Mit vielen Helfern, Freunden und Unterstützern: Der 20. Geburtstag ist die richtige Gelegenheit, Danke zu sagen für die unermessliche Unterstützung vieler Hamburger. Stellvertretend zeigen wir Hinz&Künztler mit ihren Kunden, Spender, Mitglieder unseres Freundeskreises, Kreative und ehrenamtliche Helfer. Und natürlich auch die Experten, die uns zuverlässig zur Seite stehen: unsere Herausgeber vom Diakonischen Werk, unsere Gesellschafter und unseren externen Beirat.
Mit den Lebensgeschichten der Hinz&Künztler Motte, Horst und Günter. Wie es ihnen erging, das geht zu Herzen, macht aber auch Mut!
Günter leidet bis heute wie viele weitere unserer Verkäufer unter seiner Kindheit im Heim. Familiäre Geborgenheit hat er nie erfahren – aber „Prügel gab es reichlich“, sagt er.
Motte hat ein Leben am Limit gelebt. Hilfe hat er selten angenommen – und als er schwerkrank wurde gar nicht mehr. Der Hinz&Künztler verbrachte seine Zeit auf der Mönckebergstraße und blieb dort auch, um zu sterben. Zurück ließ er das hilflose Hinz&Kunzt-Team und seinen besten Kumpel Hotte. Der hat nach Mottes öffentlichem Tod tatsächlich die Kurve gekriegt und hat heute sogar wieder ein Dach über dem Kopf.
Hinz&Künztler Horst hat fast sein ganzes Leben im Rausch verbracht, drei Ehen in den Sand gesetzt und fünf Kinder gezeugt. Doch irgendwann war es genug. Er hat seit Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt und er hat wieder geheiratet. Mit seiner Traumfrau Gudrun baut er sich ein neues Leben auf – auch wenn das nicht immer einfach ist.
Daran, klein beizugeben, denken die meisten Hinz&Künztler aber erst gar nicht. Sie halten es lieber mit dem Jubiläumsmotto „Aufstehen statt Aufgeben!“. Zum Beispiel Chaka: „Gründe, warum man es schwer hat im Leben, gibt es wie Sand am Meer, schwere Kindheit und bla, bla, bla“, sagt er. „Mag ja alles echt traurig sein. Aber es gibt einen Spruch: ‚In der Sch… kannst du untergehen – oder schwimmen lernen.‘“ Chaka schwimmt lieber. So wie sich auch Bea, Mohammed, Steffi, Ralf, Stefan und Ulla über Wasser halten. Die Hinz&Künztler hat Fotograf Mauricio Bustamante vor Bildern ihres Lebens für eine Fotostrecke inszeniert.
Wir lassen uns nicht abstempeln! Das ist das Motto unsere neuen Briefmarken-Edition. Modell für die Wertzeichen (ab sofort im Hinz&Kunzt-Shop erhältlich) standen die Hinz&Künztler Harald, Lothar, Uwe, Halina und Franz. Die authentischen Porträts ihrer Gesichter stehen für ihre persönlichen Geschichten, für ihren Lebensweg und sind eindrucksvoller Apell, jedem Menschen Respekt zu zollen.
Hinz&Kunzt ging es auch immer darum, die Welt ein klein wenig besser zu machen. Seit Jahren kämpfen wir für politische Ziele: zum Beispiel für mehr Wohnungen, für kleine Unterkünfte für Obdachlose, für ein Sozialticket für Busse und Bahnen, für die bessere Behandlung von Hilfeempfängern, gegen Abzockvermieter und Zwangsräumungen – und dafür, dass die Stadt für alle offen sein muss. Nun ziehen wir Zwischenbilanz: Was hat sich in den vergangenen Jahren getan und was fehlt noch?
„Viele Hochs und Tiefs haben wir erlebt in all den Jahren“, sagt Birgit Müller. „Entmutigt hat uns das bis heute nicht. Dass wir die Kraft dazu haben, verdanken wir den Hamburgern: Sie begegnen den Hinz&Künztlern auf Augenhöhe und geben ihnen das, was wir alle – außer materieller Sicherheit – am meisten brauchen: Würde und Anerkennung. Vielen Dank dafür!“