Gestern Mittag wurde im Alten Elbpark ein 53-jähriger Obdachloser tot aufgefunden. Klaus-Dieter B. ist wahrscheinlich erfroren. Damit ist er der vierzehnte Obdachlose, der den harten Winter nicht überlebt hat. Für dieses Wochenende sind Temperaturen bis -15 Grad vorausgesagt. Es wird eiskalt – und wieder lebensgefährlich vor allem für die Menschen, die draußen schlafen.
Die vierzehn Kältetoten dieses WInters sind alle männlich und zwischen 42 und 62 Jahren alt. Sie erfroren in gebüschen oder unter Brücken, einer auf einer stillgelegten Gleisanlage, ein andere in der Nähe einer Notunterkunft. (siehe Mitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe).
Dass viele sich fürs Draußeschlafen und gegen eine Notunterkunft entscheiden, selbst wenn ausreichend vorhanden sind, ist ein Problem, das Sozialarbeiter und Helfer kennen. Als Gründe geben Obdachlose auch in Hamburg an: In den Mehrbettzimmern mit Fremden kommen sie nicht zur Ruhe, es ist die ganze Nacht lang laut, viele haben Alkohol- oder Drogenprobleme, oft können sie ihre Hunde nicht mitnehmen, sie haben Angst vor Diebstahl, früh morgens müssen sie samt ihres Gepäcks die Notunterkunft verlassen.
Um all das zu vermeiden, schlafen sie gleich draußen – und unterschätzen oft die Gefahr, der sie sich in der Kälte aussetzen.
Hinz&Kunzt hat dazu heute eine Pressemitteilung veröffentlicht:
Nach Tod von Obdachlosem: Hinz&Kunzt prangert Mangel an bezahlbarem Wohnraum an: „Manchmal können wir nur noch zuhören und nicht mehr helfen“, sagt Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer
Hamburg, 22. Januar 2010. In Hamburg ist der erste Obdachlose in diesem Winter erfroren. Klaus-Dieter B. wurde nur 53 Jahre alt. „Wir sind tief erschüttert und auch wütend“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer, „weil wir immer wieder auf die Notsituation der Obdachlosen hinweisen und sich letztlich nicht viel ändert.“
Zwar sei die Akzeptanz des Winternotprogramms hoch, und die rund 200 Plätze in der Sportallee und in Containern seien meist ausgebucht. „Aber in Hamburg leben insgesamt 1000 Menschen auf der Straße“, so Karrenbauer. „Viele lehnen die Unterkünfte ab, weil sie mit wildfremden Menschen in einem Zimmer schlafen müssen.“ Und auch diese Zwangsgemeinschaft wird jede Nacht neu zusammengewürfelt. Morgens müssen die Obdachlosen die Unterkunft wieder verlassen und ihr Gepäck mitnehmen.
Viele ziehen es deshalb vor, draußen zu übernachten. Dabei bemerken die Obdachlosen oft gar nicht, dass sie schon in Lebensgefahr schweben. „Wer draußen lebt, ist so an die Kälte gewöhnt, dass er nicht spürt, wenn er schon längst unterkühlt ist“, sagt Karrenbauer.
„Kaum erträglich“ findet er es, dass er Obdachlosen, die eine Wohnung suchen, nichts anbieten kann. „Es gibt einfach zu wenig bezahlbaren Wohnraum, das wissen alle, aber es passiert nichts“, sagt der Sozialarbeiter. „Und so habe ich oft nur die Möglichkeit, jemandem zuzuhören, anstatt ihm zu helfen. Und ich weiß, dass es vielen Kollegen in der Obdachlosenarbeit genauso geht.“