… ist auch für Hinz&Kunzt das Beste, was es gibt auf der Welt! Denn was wäre das Projekt ohne seine zahlreichen Unterstützer und seine langjährigen Wegbegleiter? Einige von ihnen stellen wir auf den nächsten Seiten vor. Und bedanken uns gleichzeitig bei all unseren Einzelspendern, Mitgliedern im Freundeskreis und weiteren treuen Lesern und Partnern.
(aus Hinz&Kunzt 249/November 2013)
Macht auch wach!
Die Kaffeemischung, die Jens Burg – gelernter Kaffeekaufmann, Kaffeeröster, Ladenbesitzer und Museumsbetreiber – extra für Hinz&Kunzt herstellt, ist ein leckerer Muntermacher. Munter machen auch die Anekdoten, die der 70-Jährige erzählt. Zum Beispiel wie sein Vater im 1923 gegründeten Familienbetrieb zufällig den Espresso „erfand“: „Beim leidenschaftlichen Diskutieren über seine Lieblingsfußballmannschaft St. Pauli vergaß er die Bohnen im Röster, bis sie verbrannten.“ Oder wie er selbst den Trend zum aromatisierten Heißgetränk vorwegnahm, als er Ende der 60er-Jahre aus Versehen Tee in eine Dose für Vanillestäbchen füllte. „Immer mehr Kunden fragten nach dem leckeren Vanilletee“, erinnert er sich. „Da dachte ich: Das funktioniert doch sicher auch mit Kaffee!“
Für Hinz&Kunzt entwickelte er eine eigene Mischung mit dem Namen „Macht auch wach!“. Die braune Bohne bestimmt Jens Burgs Leben. Wenn er mal loslegt mit der Geschichte seines Lieblingsgetränks, hört er so schnell nicht wieder auf. Dabei meint er selbst, er wisse doch gar nicht alles, er kenne sich „nur ein bisschen viel“ aus. Ein „bisschen viel“ engagiert er sich auch für Hinz&Kunzt und andere – doch darüber spricht er kaum, das müsse nicht an die große Glocke: „Wenn man nicht völlig blind durch die Stadt läuft, sieht man doch, dass nicht alles gut ist. Und Ungerechtigkeit kann ich nun mal nicht ausstehen.“ Durch den Kontakt zu Verkäufern sei ihm außerdem klar geworden, „wie schnell man aus der Bahn geworfen werden kann“: „Jeder verdient die Chance, sich wieder aufzurappeln.“
Das Gefühl, sich abzustrampeln, kennt er gut: „Ende der 60er-Jahre habe ich den Betrieb übernommen. Es hat 20 Jahre gedauert, bis der aus den roten Zahlen war.“ Längerer Urlaub war noch nie drin – trotzdem kann Jens Burg so bildhaft von der Kaffeekultur Brasiliens und Äthiopiens erzählen, als sei er mehrfach dort gewesen. „Ich mache das wie Karl May“, sagt er und lacht. Der sei ja auch nie in den Ländern gewesen, in denen seine Romane spielen. „Trotzdem schrieb er die tollsten Bücher.“
Symbol fürs eigene Zuhause
Für Anke Rabba (42) und Katrin Kuchenbecker (43) war er der Schlüssel zum Erfolg. Besser gesagt: Das Schlüsselband zum Erfolg. Als die beiden Designerinnen 2003 ihr Atelier in der Paul-Roosen-Straße bezogen, bekamen sie nämlich nicht nur von Freunden unter anderem eine Industrienähmaschine geschenkt, sondern von einer Filzfabrik auch einen Beutel mit Filzresten. In mühseliger Handarbeit fertigten sie daraus in ihrer neu gegründeten Firma dekoop Schlüsselbänder mit Aufdrucken wie „Heimat“ oder „Schlüsselkind“ – die sich sofort gut verkauften.
Heute machen die beiden Kreativen nicht mehr alles selbst, sondern arbeiten eng mit anderen kleinen Betrieben aus ganz Deutschland zusammen – in Hamburg vor allem mit den Elbe-Werkstätten, die große Teile der Konfektionierung sowie den Vertrieb übernehmen. Pünktlich Feierabend machen Anke Rabba und Katrin Kuchenbecker seit ihrem Sprung in die Selbstständigkeit trotzdem nicht: „Der Kopf hat nun mal keinen Ausstellknopf.“ Aber das sei ja auch gut so. „Bislang jedenfalls sprudeln die kreativen Ideen.“ Gut so, denn davon profitiert auch Hinz&Kunzt: Zwei dekoop-Produkte dürfen wir in unserem Shop verkaufen und den Erlös behalten. Insbesondere das „Stadtlicht“ ist nun schon seit Jahren der Renner, ein edles Teelicht mit der Silhouette Hamburgs. Ein Schlüsselband gibt es natürlich auch. Es war das allererste Hinz&Kunzt-Produkt und ist für uns ein Symbol für ein eigenes Zuhause. Der passende Aufdruck lautet: „Große Freiheit“.
„Hamburg und Hinz&Kunzt – das gehört für uns einfach zusammen“, sagt Anke Rabba, „deshalb engagieren wir uns auch so gerne für das Projekt.“ Beide freuen sich jedes Mal, wenn sie in der Stadt einen Hinz&Künztler treffen. „Denn es zeigt: Hier ist jemand in einer verdammt schwierigen Situation, der trotzdem nicht aufgibt, sondern aufsteht und schuftet, um sein Leben zu verbessern.“
Auch die Zeitung lesen die Designerinnen jeden Monat gern: „Weil sie kein Miefblatt ist, sondern immer frisch daherkommt und etwas Positives vermittelt“, sagt Anke Rabba, „ohne den Zustand der Menschen, um die es geht, zu verharmlosen.“ Und Katrin Kuchenbecker findet: „Man merkt einfach, dass bei Hinz&Kunzt mit Fingerspitzengefühl gearbeitet wird.“ Ein Gefühl, das die beiden von ihrem eigenen Arbeitsalltag her gut kennen. „Wenn natürlich auch mehr im wörtlichen Sinn.“
Im großen Kreis der Freunde
Ulrike (55) und Gabriele (53) Thienel trifft man oft zu zweit an. Und zwar nicht nur, weil die beiden Schwestern sich blendend verstehen. Direkt nach dem Studium gründeten die Harburgerinnen „mit einer gewissen Portion Naivität“ eine Firma für den Versand von Zahnarztbedarf und leiten diese seitdem gemeinsam. In den Hinz&Kunzt-Freundeskreis traten sie im Juni 1994 ein: „Wir haben schon immer gegeben, spenden ist für uns selbstverständlich“, erklärt Gabriele Thienel, „das haben wir wohl von unserer Mutter übernommen – die tickt genauso.“ Für beide sei es „ein Gottesgeschenk“, dass sie nie Not leiden mussten. Und deshalb helfen sie auch gerne denjenigen, die nicht dieses Glück haben.
1993 kauften sie aus Neugierde die erste Hinz&Kunzt. „Da waren wir sofort begeistert“, sagt Ulrike Thienel. „Von der Zeitung selbst, aber eben auch vom gesamten Projekt.“ Obdachlosen durch den Verkauf eines ansprechenden Magazins wieder auf die Beine zu helfen – „die Idee finden wir bis heute klasse“. Deshalb wollten die Schwestern auch schnell mehr tun, um Hinz&Kunzt zu unterstützen. Die Frage war bloß, wie? „Wir konnten ja schlecht 100 Zeitungen im Monat kaufen!“
Erst halfen sie mit Sachspenden, zum Beispiel Kleidung. Als dann der Freundeskreis gegründet wurde, traten sie sofort ein: „So können wir das ganze Jahr über einen Beitrag leisten, werden immer auf dem Laufenden gehalten und wissen durch den Geschäftsbericht auch genau, was mit dem Geld passiert.“ Am meisten beeindrucke sie dabei immer wieder, wie ernsthaft das Projekt betrieben wird und wie sich die Zeitung weiterentwickelt. „Wir hätten gar nicht gedacht, dass wir nun selber schon fast 20 Jahre dabei sind!“
Seit Nummer zwei dabei
Jürgen Durry ist Pensionär – und viel beschäftigt. „Ich gehe immer mit offenen Augen durch die Welt“, sagt der 77-Jährige, „natürlich engagiere ich mich dann auch, wenn ich sehe, dass irgendwo was schiefläuft.“ Mit seiner Frau Ursula (72) trat er 1994 in den Freundeskreis ein. Damals arbeitete er noch im Management eines großen Konzerns und unterstützte Hinz&Kunzt durch seine Kontakte zum Projekt Seitenwechsel, in dem Führungskräfte eine Woche lang in unterschiedlichen Hamburger Hilfseinrichtungen arbeiten.
„Mutig, fürsorglich, effizient – das fällt mir als Erstes ein, wenn ich an Hinz&Kunzt denke“, erzählt Jürgen Durry. Seine Frau und er wurden 1993 durch einen Zeitungsartikel auf das Projekt aufmerksam und wollten danach gleich die erste Ausgabe kaufen. „Die war leider schon vergriffen!“, erinnert er sich. „Seit der zweiten Nummer haben wir aber alle gelesen.“ Als gebürtige Hamburger – und sozial engagierte Menschen – hätten er und seine Frau die Not der Obdachlosen in der Stadt ja selbst Tag für Tag gesehen. Von Anfang an fanden sie deshalb den Weg „klasse“, den Hinz&Kunzt im Kampf gegen Wohnungslosigkeit geht: „Die Förderung von Menschen ohne eigenes Zuhause durch den Zeitungsverkauf und damit auch durch ganz viel persönlichen Kontakt und Zuspruch.“
Seit ihrem Eintritt in den Freundeskreis haben sie einen noch engeren Bezug zum Projekt und freuen sich, bei Veranstaltungen auch andere Unterstützer und Mitarbeiter kennenzulernen: „Ich erinnere mich immer noch gerne an eine Feier in der Fabrik, bei der ich mit der ersten Hinz&Kunzt-Geschäftsführerin Doris Tito getanzt habe“, sagt Jürgen Durry. „Ob ich das heute noch so gut könnte, weiß ich nicht. Aber damals war ich ja auch noch viel jünger.“
Texte: Maren Albertsen
Fotos: Mauricio Bustamante